Der Fragebogen an die Abendblatt-Autoren, deren Namen man beinahe jeden Tag in der Zeitung liest. Heute: Martina Goy.

Ich bin Journalistin geworden, weil ...

... mir die vielen Reisen in meinem früheren Job beim Wuppertaler Tanztheater Pina Bausch so gut gefielen, dass der nächste Job ähnlich abwechslungsreich sein sollte. Es wurde der Journalismus in Hamburg, und der Wechsel erwies sich auch städtetechnisch als richtig.

Meine großen Themen sind:

Menschen, Gerechtigkeit, Ungerechtigkeit insgesamt und immer wieder der Sport als Blaupause für die großen Gefühle des Lebens: Gewinnen und Verlieren, Miteinander und Gegeneinander.

An diese Geschichte von mir denke
ich gern zurück:

Einen Tag und eine Nacht auf Streife mit der Polizei von Atlanta, Georgia. Da wird einem klar, dass Hamburg in Wahrheit eine Oase der Sicherheit ist.

Das spannendste Ereignis, bei dem
ich als Journalistin dabei sein durfte:

Olympische Spiele in Atlanta und Sydney, Nagano und Vail, Formel-1-Rennen in Kanada und Spanien, Wirtschafts­reportagen in der Ukraine und Griechenland, und, und, und.

Diese Geschichte hätte ich lieber
nicht geschrieben:

Für eine Reportage über den Olympiasieger im Langlauf, Johann Mühlegg, der in die Abhängigkeit einer angeblichen Wunderheilerin und ihres Weihwassers geraten war, telefonierte ich mit dieser Frau. Plötzlich veränderte sich die Stimme, wurde laut und kehlig. Der Heilige Geist sei in sie gefahren, sagte sie. An das Gruseln und die Gänsehaut, die ich dabei hatte, kann ich mich heute noch erinnern. Für diese Geschichte wollte mich die Mühlegg-Familie verklagen.

Im Abendblatt lese ich am liebsten:

Die Sonnabend-Kolumne von Hajo Schumacher und die Deutsch-Kolumne von Peter Schmachthagen.

Wenn ich Chefredakteur des Hamburger Abendblatts wäre, würde ich ...

... dafür sorgen, dass die vielen tollen Kollegen, egal ob alt oder jung, mehr Geld bekommen.

Neben dem Hamburger Abendblatt lese ich zum Beispiel folgende Zeitungen/Zeitschriften:

„Süddeutsche Zeitung“, „Bild“, „Spiegel“, „Hinz&Kunzt“ und gern mal eine Frauenzeitschrift, obwohl ich alle Diäten und Schminktipps eigentlich kenne ...

Mein Lieblingsrestaurant ist ...

... derzeit das Rive, weil die Familie Tschebull aus dem angestaubten Durchschnittsladen wieder eine tolle Schlemmerlocation gemacht hat.

Meine größte Leidenschaft:

Gespräche. Ohne Kommunikation, und zwar Auge in Auge, verkümmern Menschen. Das ist meine feste Überzeugung. Außerdem: Es gibt keine langweiligen Biografien. Allenfalls Unsympathen. Aber die sind in der Minderheit.

Derzeit lese ich:

„Die Verlegerin“ von Katharine Graham. Das Buch ist viel besser als der Film, und es zeigt, wie man mit Mut und Großzügigkeit aus einer Lokalzeitung wie der „Washington Post“ eine der bedeutendsten Zeitungen der Welt machen kann. Und zwischendurch immer wieder Krimis, gern auch aus unbekannteren Ländern. Vielleicht keine Hochkultur, aber wunderbar für Einblicke in den Schlamm der menschlichen Seele.

Meine Lieblingsplätze in Hamburg:

Mein Balkon mit Ausblick in den Garten, die Tennisplätze beim Marienthaler THC, der Old Course auf Schloss Lüdersburg.

Demnächst würde ich gern mal
ein Interview führen mit:

Mit dem großen Unternehmer – Gott. Das wäre meine wichtigste Frage: Warum haben die Stellvertreter auf Erden vergessen, dass Arbeit bezahlt werden muss. Immer.

Menschen, die an der Unabhängigkeit
und Glaubwürdigkeit von Medien
zweifeln, sage ich:

Es gibt sie immer noch: die unermüdlichen Rechercheure, die wunderbaren Erzähler und die wahrhaftigen Redakteure. Und sie alle meinen es ernst.

Ein Text über mich sollte mit
folgendem Satz beginnen:

Eigentlich wollte sie Weltverbesserin werden.


Vita: Geburt: Halle/Saale. Sozialisation: Wuppertal. Ausbildung: Groß- und Außenhandelskaufmann. Studium: Sport und Germanistik im Lehramt. Berufe: Requisiteurin beim Tanztheater Pina Bausch, Sport- und Wirtschaftsjournalistin bei der „Welt am Sonntag“ in Hamburg und in Berlin, Lokaljournalistin bei der „Welt“ und „Welt am Sonntag“ in Hamburg. Seit 2015 Lokalredaktion, Magazin und Sportredaktion beim Hamburger Abendblatt.