Immer montags: Der Fragebogen an die Abendblatt-Autoren, deren Namen man beinahe jeden Tag in der Zeitung liest. Heute: Tino Lange.

Ich bin Journalist geworden, weil:
... ich irgendwann eine Liste mit meinen Talenten aufgeschrieben habe. Sie war kurz. Sehr kurz. Sehr, sehr kurz. Zwei Einträge. Und von „1 Kuss – 1 Euro“ kann man nicht leben, also blieb nur das Schreiben.


Meine großen Themen sind:
Rock, Pop, Jazz, Metal, Reggae, Soul, Funk, Country, Electro, Songwriter, Punk, Folk, Hip-Hop, Schlager. Oh, wie hat sich denn Jazz da reingeschummelt?


Ich wollte immer zum Hamburger Abendblatt, weil:
Mein Vater hat als Drucker über 40 Jahre die Knochen für diese Zeitung hingehalten. Mit neun Jahren habe ich angefangen, täglich das Abendblatt zu lesen.


Ein Text über mich sollte mit folgendem Satz beginnen:
Wer nicht lange auf ihn warten möchte, öffnet ein Bier und kurz darauf ist er da, wie ein Flaschengeist.


Drei Dinge, die ich an Hamburg und dem Norden am meisten schätze:
Überall ist Musik, überall ist Erlebnis, und die Stadt schreit einen nicht permanent an, wie toll sie ist (Hallo Berlin).


Drei Dinge, die in Hamburg und im Norden besser werden müssen:
Besserer ÖPNV. Weniger Massen-Halligalli. Und wer braucht drei Kioske nebeneinander in der Davidstraße?


Demnächst würde ich gern mal ein Interview führen mit:
Die Ärzte. Seit 17 Jahren warte ich darauf. Immerhin hatte ich letztes Jahr ein wunderbares Treffen mit Bela B., ein Drittel habe ich also schon geschafft.


Das wären meine wichtigsten Fragen: Warum hat das so lange gedauert? Wie viel sind „2000 Mädchen“? Was ist die zweitbeste Band der Welt?


Der interessanteste Interviewpartner, den ich bisher hatte:
Campino von den Toten Hosen. Ich stelle eine Frage, seine Antwort ist eine DIN-A-4-Seite lang. Druckreif. Nur die Interview-Orte werden immer langweiliger. Es begann im Golden Pudel Club auf St. Pauli, jetzt sind wir schon bei einem Hipster-Start-up-Loft. In Berlin.


An diese Geschichte von mir denke ich gern zurück:

„Musik von der Stange“: Eine investigative, vor Ort recherchierte Analyse der Rolle der Musik in Tabledance-Bars und Burlesque-Shows.


Diese Geschichte hätte ich lieber nicht geschrieben:
Ich habe 2007 als Tagestipp ein Konzert von DJ Bobo in der damaligen Color-
Line-Arena angekündigt – allerdings ein ganzes Jahr zu früh. Sehr peinlich.


Das spannendste Ereignis, bei dem ich als Journalist dabei sein durfte:

Der Eurovision Song Contest 2016 in Stockholm. Direkt vor Ort ist der ESC noch absurder als vor dem Fernseher.


Im letzten Leserbrief, den ich bekommen habe, ging es um:
Das Konzert von Ed Sheeran auf der Bahrenfelder Trabrennbahn.


Im Hamburger Abendblatt lese ich am liebsten:
Kultur, Live, Sport, Meinung, Thema.


Wenn ich Chefredakteur des Hamburger Abendblatts wäre, würde ich:

Mehr Ärzte hören als Revolverheld.

Neben dem Hamburger Abendblatt lese ich zum Beispiel folgende Zeitungen/Zeitschriften:
„Spiegel“, „Süddeutsche“, „11 Freunde“, „Eishockey News“, „Rock Hard“,
„Visions“, „Rolling Stone“, „Séparée“.


Wenn das Hamburger Abendblatt ein Mensch wäre, dann wäre es:
Offensichtlich nicht ich: „Du siehst gar nicht aus wie jemand vom Abendblatt.“


Die sozialen Medien sind für mich:
„Überdosis Fremdscham“ (Jan Delay).


Meine größte Leidenschaft ist:
US-Oldtimer und US-Eishockey.


Meine Lieblingsplätze in Hamburg:
Mojo Club, Barkasse MS „Hedi“, Stadtparkbühne, Eissporthalle Farmsen.


Menschen, die an der Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit von Medien zweifeln, sage ich:
Da muss ich erst Frau Merkel fragen.

Vita:
Tino Lange (42) wurde in Buchholz in der Nordheide geboren und wuchs in Tostedt und Bargteheide auf. Nach dem Abitur studierte er Geschichte und Politik in Hamburg und arbeitete nach einem Praktikum seit 2001 als freier Autor für das Abendblatt und weitere Auftraggeber von „UniSpiegel“ bis Reeperbahn Festival. Seit 2016 ist er Redakteur im Ressort Kultur & Medien.