ABSTIMMEN: Gesucht wird “Miss Digital World“. Ungezählte virtuelle Beautys stellen sich Ihrer Wahl
Gaia ist hinreißend: volle Lippen, langes Haar, pralles Dekollete. Ihr Augenaufschlag kommuniziert Selbstbewusstsein und kokette Kindlichkeit. Doch die langen Wimpern täuschen. Gaia ist nur ein computergeneriertes Ensemble aus Vektoren und Polygonen. Eine Cyber-Beauty, die der italienische Grafik-Künstler Massimo Righi mit den Programmen Maya, Photoshop und Combustion zum Leben erweckte. Ihr makelloser Körper, ihre luftigen Outfits - alles nur ein 3D-animierter feuchter Traum.
Derzeit schreitet Gaia beim Schönheitswettbewerb zur "Miss Digital World" über den Cyber-Catwalk. Ende Dezember wird im Netz im dritten Jahr in Folge die Königin der Pixel gekürt. Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im Cyberland? Das entscheiden die User, die sich durch die Miss-Digital- World-Website klicken, und die dreiköpfige Fachjury. Erfinder dieses skurrilen Online-Events ist der italienische Multimedia-Experte Franz Cerami. Sein Vision: die Entdeckung des Schönheitsideals unserer Zeit in der virtuellen Realität. Im Virtuellen wird laut Cerami "das ästhetische Empfinden so sehr überspitzt, dass sich die Messlatte des guten Geschmacks auf ein für die Natur unerreichbares Niveau hebt". Digitale und reale Schönheit treten in unmittelbare Konkurrenz.
Den Grundstein legt Cerami dieses Jahr selbst. Arbeitstitel: "Some like her digital", eine Art Anti-Pirelli- Kalender, in dem sich nicht Adriana Lima oder Naomi Campbell räkeln, sondern Pixelbabes namens Kyra, Tasha oder Judith Pixelle. Die Bilder stammen zudem nicht von Peter Lindbergh und Herb Ritts - sondern aus Photoshop oder Cinema 4D.
Eine Bedrohung für das traditionelle Mannequin? Pirelli-Modell Magda Gomez ist entspannt: "Ich bin nicht eifersüchtig. Ich könnte mir sogar vorstellen, einen virtuellen Klon von mir zu haben."