Auf Festivals ist man ja immer auf der Suche nach Momenten, die bleiben. Einen solchen liefert Renée Zellweger im Berlinale-Wettbewerbsbeitrag “My...

Berlin. Auf Festivals ist man ja immer auf der Suche nach Momenten, die bleiben. Einen solchen liefert Renee Zellweger im Berlinale-Wettbewerbsbeitrag "My One And Only" mit dem Satz: "Eine Frau wirkt nie intelligenter, als wenn sie einem Mann zuhört!" Unterste Schublade eigentlich, sexistisch noch dazu - aber in der Art, wie sie ihn sagt, mit spöttisch hochgezogenen Augenbrauen, den kleinen Schmollmund zu einem siegessicheren Lächeln verzogen, begleitet von Luftküssen, die sie ihren beiden Söhnen zuwirft; wie sie den Satz sagt, hat das Klasse und Witz.

Renee Zellweger spielt Ann Devereaux, und so klingend der Name, so elegant ist auch die Frau, die Mitte der 50er-Jahre mit ihren Söhnen an der amerikanischen Ostküste von Stadt zu Stadt, von Mann zu Mann zieht, auf der Suche nach so etwas wie einem Zuhause. Auch wenn das Leben ihr dabei vor allem Begegnungen mit Heiratsschwindlern und Fremdgehern beschert - Ann Devereaux ist wie eine Katze, die immer auf die Füße fällt. Schau niemals zurück, heißt ihr Lebensmotto - nicht mal in den Autorückspiegel.

Als Hauptdarstellerin Renee Zellweger bei der anschließenden Pressekonferenz zwischen dem britischen Regisseur Richard Loncraine ("Richard III.") und ihrem jungen Kollegen Mark Rendall auf dem Podium sitzt, ganz in Schwarz gehüllt, schmal und zerbrechlich wie ein Porzellanpüppchen, sorgt man sich, der kleinste Luftzug könne sie wegpusten. Doch dann röhrt sie ein "Herrje, ich liebe gute Filme, ich liebe gute Drehbücher!" ins Mikro, lacht selbstbewusst, und man denkt: Vielleicht haut sie doch so schnell nichts um. Vielleicht ist die 39 Jahre alte Oscar-Preisträgerin ("Cold Mountain") ähnlich unverwüstlich wie ihre Filmfigur.

Zumindest wirkt sie relativ unbeeindruckt, als die Presse sich genüsslich über ihr kompliziertes Liebesleben (man hört: Jack White, Jim Carrey, George Clooney) und ihr Gewicht auslässt, das seit einigen Jahren zwischen Magerlook und Bridget-Jones-Üppigkeit schwankt. Und so wie Ann Devereaux das Kreuz durchdrückt, wenn das Schicksal zuschlägt, und einfach von dannen stöckelt, kann man sich auch bei Zellweger vorstellen. Auf eine unliebsame Frage setzt sie ihr allerschönstes Lächeln auf und antwortet: "Es tut mir so, so, so Leid, aber ich glaube, ich bin taub." Spiel, Satz und Sieg - und die nächste Frage, bitte.