Harburg. 42 Folien zeigen Stadtgeschichte und Sehenswürdigkeiten. Erste Motive sind im Druck. Die Hintergründe der Open-Air-Galerie.
- Die Schaufenster vom ehemaligen Kaufhaus werden im Laufe des Frühjahrs wieder bunt
- Informative Folien zeigen Harburger Geschichte und Sehenswürdigkeiten
- Noch immer ist die Zukunft des Gebäudekomplexes unklar
Das leerstehende Karstadt-Gebäude trübt das Bild der Harburger City. Selbst im Frühjahr wirkt es trist. Das wird sich bald ändern: Mitte/Ende April werden seine verwaisten Schaufenster mit den ersten 15 von insgesamt 42 Folien beklebt, die Geschichte(n) über und aus Harburg erzählen. „Das Projekt war sehr aufwendig. Aber jetzt sind wir auf der Zielgeraden und wir sehen, dass sich unser Einsatz gelohnt hat“, sagt Antonia Marmon, Geschäftsführerin von Harburg Marketing.
Die großen Folien werden 25 Themen behandeln. Viele zeigen Highlights der Harburger Geschichte. Immer mit Bezug zur Gegenwart, zum Teil mit Blicken in die Zukunft. Präsentiert werden Klassiker wie der Harburger Bahnhof, die Lüneburger Straße, der Wochenmarkt Sand, der Binnenhafen und die Harburger Rathäuser (sie standen im Laufe der Zeit an drei verschiedenen Standorten). Aber auch weniger bekannte Schmuckstücke der (erweiterten) Innenstadt bekommen einen Auftritt, etwa die Friedrich-Ebert-Halle. Bekannt als Veranstaltungsort, jedoch nicht so sehr als Paradebeispiel der modernen Architektur Ende der 1920er Jahre.
Harburger Karstadt-Gebäude: Schaufenster werden zu Schaukästen der Stadtgeschichte
Das Folien-Projekt organisiert der Verein Harburg Marketing. Antonia Marmon hat die Verschönerungsaktion auf die Beine gestellt. Sie wird mit 30.000 Euro vom Bezirk gefördert. Die fließen hauptsächlich in die Produktion der Folien. Die inhaltliche Konzeption entstand kostensenkend in Eigenregie unter Beteiligung der Sponsoren und der Institutionen, die sich auf Plakaten präsentieren. Zum Beispiel das Archäologische Museum Hamburg/ Stadtmuseum Harburg, die Friedrich-Ebert-Halle, die Deichtorhallen (Sammlung Falckenberg).
Herbert und Greta Wehner dürfen in der Ausstellung nicht fehlen
„Ich hatte mehrere Stunden mit Professor Weiss zusammengesessen, um die Inhalte auszuwählen“, sagt Marmon und spricht vom Museumsdirektor Rainer-Maria Weiss. Insgesamt seien 20 Akteure beteiligt und 80 Freigaben nötig gewesen, so die City-Managerin. Inzwischen haben alle Motive Grünes Licht bekommen, sind zur Produktion freigegeben. „Auch der Druck ist aufwendig. Aber das erste Paket aus 15 Folien wird kurz nach Ostern fertig sein, so dass die Folien Mitte/Ende April angebracht werden können.“
Auch das Anbringen wird einige Tage in Anspruch nehmen. Und dann ist erst einmal nur ein Drittel der neuen Schaufenster-Deko an seinem Ort. Zum Teil werden die Motive von außen, zum Teil von innen angebracht. Nach und nach wird in den anschließenden Wochen am Schloßmühlendamm, Harburger Ring und Großen Schippsee eine Freiluft-Galerie heranwachsen.
Auf manchen Folien werden Harburger Persönlichkeiten vorgestellt. Nicht fehlen dürfen Herbert und Greta Wehner, nach denen der (kürzlich neugestaltete) Platz vor dem Karstadt-Gebäude am Harburger Ring benannt ist. Die Schaulustigen werden erfahren, weshalb die hellen Sitzbänke eine runde, geschwungene Form haben: Sie symbolisieren Rauchwölkchen – der den Älteren noch bekannte SPD-Politiker Herbert Wehner war leidenschaftlicher Pfeifenraucher. Auf vielen Fotos ist der 1990 verstorbene, streitbare Sozialdemokrat, der mehr als 30 Jahre den Wahlkreis Hamburg-Harburg im Bundestag vertrat, mit Pfeife zu sehen.
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Ein Schaufenster stellt die ältere Harburger Freiluft-Galerie vor
„Wir haben die Folien sehr bunt gestaltet, um Farbe an den Ort zu bringen“, sagt Marmon. Andernorts lockern weitere farbenfrohe Kunstwerke triste Wandflächen auf und bilden die Freiluft-Galerie Walls can Dance. Auch sie wird auf einem Schaufenster zu sehen sein und dazu einladen, auch diese Farbtupfer in der Harburger Innenstadt zu entdecken. Ebenso die Schaufensterfolie zum Harburger Kunstpfad. Oder, in kulinarischer Hinsicht, die Folie zur Lämmertwiete.
Während sich an den Fassaden des seit Mitte Juni 2023 leerstehenden Warenhauskomplexes etwas tut, ist die Frage einer Zwischen- oder Nachnutzung des Gebäudes weiterhin ungeklärt. Im September 2023 hatte die Finanzbehörde in Abstimmung mit dem Bezirk ein Vorkaufsrecht ausgeübt. Doch der Eigentümer forderte einen höheren Preis als die Stadt auf Basis eines Gutachtens im ersten Anlauf geboten hatte.
Was wird aus dem Karstadt-Gebäude in der Harburger Innenstadt?
Inzwischen wurde das Gutachten nachgebessert. Es heißt, die Verhandlungen seien auf der Zielgeraden. Verwaltung, Politik sowie die Harburgerinnen und Harburger haben längst Ideen, wie sich die leerstehenden, 7000 Quadratmeter umfassenden Räumlichkeiten im Herzen Harburgs sinnvoll nutzen lassen. Eine Idee ist, die Immobilien zum öffentlichen Gebäude zu machen, in dem zum Beispiel die Bücherhalle und Volkshochschule ihre Dienste anbieten, sich die Technische Universität präsentiert, Quartiersräume für Treffen oder kleine Veranstaltungen entstehen.
Auch ein Projekt wie der Jupiter im ehemaligen Karstadt Sporthaus an der Mönckebergstraße war schon im Gespräch. Dort entstand ein Raum für wechselnde Kunstprojekte, „Hamburgs Kreativplanet mit Kunst, Musik, Design und Performances“, wie es sich selbst nennt. In Harburg werden nun zumindest die Schaufenster der Karstadt-Immobilie, mit Kunst bestückt, zu Hinguckern.
Hinweis der Redaktion: Dieser Text ist erstmals im Februar 2024 erschienen. Wir haben ihn aktualisiert und neu veröffentlicht.