Harburg. Bezirk plant für 30 Millionen Euro eine neue Wegeverbindung zwischen Harburger Schloßstraße und Schloßmühlendamm. Geduld ist gefragt.

Eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer wird in einigen Jahren entlang der historischen Achse die Harburger Innenstadt mit dem Binnenhafen verbinden. Eine vom Bezirk in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie nennt jetzt Details, wie die Harburger Schloßstraße mit dem Schloßmühlendamm verknüpft werden kann. Das Bauwerk muss die Bahntrasse, die B73 und den Karnapp überqueren. Es wird voraussichtlich knapp 30 Millionen Euro kosten. Die Finanzierung ist noch nicht geklärt.

Die Verknüpfung der Stadt mit ihrem Hafen ist eines der vordringlichsten Projekte der Harburger Stadtplaner. Das geplante Brückenbauwerk wird lange Rampen haben, die das Straßenbild beidseits der Bahntrasse verändern werden. Damit die Auf- und Abfahrten nicht zu lang werden, wird die Steigung gut neun Prozent betragen. Radfahrer werden damit zurechtkommen, nicht aber Rollstuhlfahrer und andere mobilitätseingeschränkte Menschen. Für sie soll es Aufzüge geben.

Die historische Verbindung zwischen der Harburger Schloßstraße (vorn) und dem Schloßmühlendamm ist seit 40 Jahren unterbrochen.
Die historische Verbindung zwischen der Harburger Schloßstraße (vorn) und dem Schloßmühlendamm ist seit 40 Jahren unterbrochen. © HA | Angelika Hillmer

Harburger Innenstadt: Untertunnelung der Bahntrasse ist technisch zu aufwendig

Die vom Ingenieurbüro WTM und dem Architekten Dietmar Feichtinger vorgeschlagene Brücke wird zwischen den Geländern sechs Meter breit werden. Sie muss die sechsspurige Buxtehuder Straße, zwei Bahngleise und die (noch) vierspurige Straße Karnapp überspannen. Die Brückenlösung hatte sich im Laufe des Jahres 2022 gegenüber einer zunächst favorisierten Unterführung durchgesetzt. Nicht zuletzt wegen der niedrigeren Baukosten. Die Gutachter kalkulierten vor einem Jahr mit 27,2 Millionen Euro für das Brückenbauwerk und 36,4 Millionen Euro für einen Tunnel.

Bei einer Unterführung wären mehrere technische Probleme zu bewältigen. Wegen der Leitungen unter Straße und Bahn müsste ein Tunnel tiefer werden, als eine Brücke hoch sein muss. Aufgrund des hoch stehende Grundwassers wäre eine besondere Betonplattenkonstruktion nötig. Zudem ist der Freiraum unter einer Brücke besser nutzbar als ein Trog, der in einen Tunnel führt.

Fußgängerbrücke bietet schöne Ausblicke Richtung Innenstadt und Binnenhafen

Tunnels werden zudem schnell zu Angsträumen, wenn sie nicht hochwertig beleuchtet sind. Dagegen bietet eine Brücke schöne Ausblicke auf Harburg oder auf den Binnenhafen. Zumindest, wenn es nicht regnet. Ein Brückenbauwerk punktet zudem mit einer besseren CO₂-Bilanz und geringeren Eingriffen in den Bahnverkehr während der Bauzeit.

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Damit die Brücke in die Straßen passt, wird der Schloßmühlendamm voraussichtlich mehrere Fahrbahnen einbüßen. Die Harburger Schloßstraße wird im Bereich der Rampe nur als Einbahnstraße Richtung Süden befahrbar sein. Nördlich davon wird sie wieder zweispurig. Damit muss der Durchgangsverkehr von der Seehafenbrücke/Karnapp Richtung Hafen eine andere Route wählen.

Durch Abbau des Bahnübergangs wurde die Innenstadt vom Binnenhafen getrennt

Seit gut einem Jahrzehnt wird in Harburg über ein technisches Bauwerk diskutiert, das die Innenstadt mit dem Binnenhafen verbindet. Inzwischen liegt der Fokus darauf, die alte Achse Harburger Schloßstraße/Schloßmühlendamm wieder herzustellen. Sie bestand bis Anfang der 1980er-Jahre, dank eines beschrankten Bahnübergangs.

Ein Foto aus dem Jahr 1975 zeigt den Bahnübergang mit Blickrichtung Harburger Schloßstraße. Beim heutigen Verkehr scheidet eine ebenerdige Lösung aus.
Ein Foto aus dem Jahr 1975 zeigt den Bahnübergang mit Blickrichtung Harburger Schloßstraße. Beim heutigen Verkehr scheidet eine ebenerdige Lösung aus. © Helms Museum/Stadtmuseum Harburg | Göbel

Der Bahnübergang wurde durch die Seehafenbrücke für den motorisierten Verkehr und die Fußgängerunterführung an der Neuen Straße ersetzt. Letztere hat sich durch die Entwicklung des Binnenhafens zum gemischten Quartier mit Büros und Gewerbe, Technischer Universität und weiteren Forschungseinrichtungen sowie zahlreichen Wohnhäusern längst zum Nadelöhr für Fußgänger und Radfahrer entwickelt. Von der ehemaligen Achse blieb nicht einmal ein Blickkontakt übrig. Der ist durch die Lärmschutzwände der Bahn versperrt.

Harburger Brückenbau: Allein der Planungsprozess wird vier Jahre dauern

Nun soll die Brücke die Straßenzüge wieder zusammenfügen. Die schmale Unterführung zur Neuen Straße wird für Fußgänger nutzbar bleiben. Es ist geplant, dass der Stadtentwicklungsausschuss auf seiner kommenden Sitzung am 27. November über das Brückenprojekt entscheiden wird. Eine Zustimmung würde den politischen Prozess einleiten, inklusive Einwerbung von Geldern. Parallel muss weiter geplant werden.

Der Planungsprozess wird wahrscheinlich rund vier Jahre in Anspruch nehmen. Harburgs Baudezernent Hans Christian Lied möchte zusätzlich einen Gestaltungswettbewerb für „dieses wichtige Bauwerk“ ausschreiben. Die reine Bauzeit dürfte etwa zwei Jahre umfassen. Bestenfalls könnte die Brücke also 2030 eingeweiht werden.