Harburg. Etliche Restaurants und Bars tummeln sich in Harburgs idyllischer Altstadt-Gasse. Was sich hier definitiv lohnt – unsere Insider-Tipps.

Sie ist urig und gerademal 50 Meter lang: Harburgs bekannteste Gasse, die Lämmertwiete, wurde 1650 angelegt und lockt viele Besucher in die Restaurants, Bistros, Kneipen und Bars, die sich hier aneinander reihen. Entlang der Lämmertwiete erstrecken sich die letzten, nahezu komplett erhaltenen Fachwerkhäuser Harburgs.

Sie stehen unter Denkmalschutz und verleihen der „Fressgasse“ besonderen Charme. Im Sommer ist das Kopfsteinpflaster beidseitig mit Tischen bestückt, aber auch in der kalten Jahreszeit sind die Bars und Gaststätten gut besucht.

Restaurants in Harburg: Portugiese wird vom Phoenix-Arbeiter zum Gastronomen

Die kleine Gasse erstreckt sich von der Neuen Straße im Westen zum Schlossmühlendamm. Wer von dort kommt und nach Speiselokalen sucht, landet zuerst „Bei Fernando“, einem klassischen portugiesischen Restaurant mit familiärer Atmosphäre. Der Namensgeber Fernando da Silva kam 1965 nach Harburg, als Arbeiter bei der Phoenix. 1972 eröffneten er und seine Frau Preciosa auf der Veddel ihr erstes Restaurant. 1973 folgte die Lämmertwiete, 1981 ging es zurück nach Portugal. Seit 2003 bewirtet die Familie am alten Ort wieder ihre Gäste, allerdings ohne den verstorbenen Fernando.

Preciosa da Silva eröffnete mit ihrem Mann Fernando 1972 ihr erstes portugiesisches Restaurant. Sie kocht „Bei Fernando“ noch immer für ihre Gäste.
Preciosa da Silva eröffnete mit ihrem Mann Fernando 1972 ihr erstes portugiesisches Restaurant. Sie kocht „Bei Fernando“ noch immer für ihre Gäste. © Angelika Hillmer | Angelika Hillmer

„Wir haben eine traditionelle portugiesische Küche“, sagt Preciosa da Silva und nennt Gerichte wie Schweinefleisch im Tontopf oder mit Venusmuscheln, Kaninchen, Stockfisch. „Sehr beliebt sind auch die kleinen Tintenfische vom Grill“, sagt sie. Das Restaurant hat an sieben Tagen von 12 bis in den späten Abend geöffnet; in der Woche gibt es einen Mittagstisch.

Indische Spezialitäten mitten in Harburg – serviert im Restaurant Shukria

Ein Haus weiter serviert Shukria indische Spezialitäten. „Probieren Sie unsere raffinierten, exotischen Köstlichkeiten“, fordert Inhaber Kulwant Singh potenzielle Gäste auf. „Wählen Sie aus unserem reichhaltigen ayurvedischen Angebot an Fisch, Geflügel und Lamm, sowie den vielfältigen vegetarischen (auf Wunsch auch veganen) Gerichten.

Alle Gerichte werden nach Ihren Wünschen aromatisiert, mild, scharf oder extra scharf gewürzt.“ Vegetarische Hauptgerichte kosten fast alle 13,90 Euro, Fleisch- und Fischmahlzeiten sind ein bis zwei Euro teurer. Auch das Shukria ist täglich von 12 bis 23 Uhr dienstbereit.

Lämmertwiete: Im Bierbrunnen spielt Sport eine große Rolle – als Zuschauerspektakel

Der direkte Nachbar ist ein Barbetrieb namens Antik Club und Café. Das Raucherlokal hat eigentlich immer geöffnet, täglich von 9 Uhr morgens bis 2 Uhr nachts. Gegenüber liegt der Bierbrunnen. Nomen est omen – das Bier fließt täglich von 18 bis 1 Uhr, freitags und sonnabends bei Bedarf noch länger. Auch in der Sportsbar darf geraucht werden. Übertragungen von Fußballspielen und anderen Sportereignissen liefern unter anderem der Bezahlsender Sky und der Streamingdienst DAZN. Wie im Antik gibt es hier keine Speisen.

Gleich neben dem Bierbrunnen, etwas zurückgelegen, serviert eines von zwei italienischen Restaurants namens di candele sehr gute Pizzen (10,90 bis 14,90 Euro), Pasta, Fisch- und Fleischgerichte. Stracciatella ist hier keine Eissorte, sondern eine klare Suppe mit Ei und Parmesan. Das Restaurant hat täglich ab 17 Uhr geöffnet und ist mit 30 Plätzen im Innenbereich relativ klein. Zumindest freitags und sonnabends empfiehlt es sich, Plätze zu reservieren.

Brasilianischer kann man in Harburg nicht essen gehen

Auf dem Gang durch die Gasse Richtung Westen folgt auf der linken Seite das brasilianische Restaurant Panthera Rodizio. Rodizio bezeichnet ein brasilianisches Abendessen, bei dem die sogenannten Cortadores mit großen Fleischspießen zu den Tischen kommen und die Teller immer wieder mit dem Grillfleisch füllen. Aufgespießt werden beispielsweise Knoblauchschinken, Tafelspitz, Huftsteak, Burgunderbraten und Lammkeule, begleitet von Reis und schwarze Bohnen, Broccoli, Pilze, Paprika, Pommes, gebackenen Bananen. Wer kein Fleisch isst, wird in dem 1991 eröffneten Restaurant ebenfalls fündig.

Für den kleinen Hunger serviert die angeschlossene Panthera Bar Drinks, Cocktails, Snacks und schnelle Speisen. Darunter Salate und Bowls, Flammkuchen und Nudelgerichte. Caipirinha-Fans können von 17 bis 19 Uhr zur Happy Hour zwölf Variationen à 5,90 Euro durchprobieren.

Beliebter Anlaufpunkt mit großer Karte und kleinen Preisen: Caspari

Auf der anderen Seite befindet sich der Platzhirsch Caspari im schiefsten Fachwerkhaus der Gasse. Es wirkt wie ein Studenten-Restaurant, aufgrund der bezahlbaren Preise und des jungen Service-Teams. Tatsächlich nimmt aber ein Mix aus Menschen jeden Alters bei Caspari Platz: Einwohner aus der Nachbarschaft und ganz Harburg, Gäste aus dem Umland, Touristen.

Das Caspari bietet urige Atmosphäre im alten Fachwerkhaus.
Das Caspari bietet urige Atmosphäre im alten Fachwerkhaus. © Angelika Hillmer | Angelika Hillmer

Auch das Caspari ist seit 1991 am Ort, ist täglich geöffnet und serviert seinen Gästen Mittagstisch (Montag bis Freitag 11 bis 14 Uhr) Nachmittagskaffee, Abendessen. Die Karte enthält elf Burger-Varianten, 13 Nudelgerichte und noch mehr Pizzen, Salate, Pfannen-, Fleisch- und Fischgerichte. Fast alle im Preissegment von zehn bis 15 Euro. Auf die Teller kommen vorwiegend regionale Produkte, der Kaffee stammt aus der Hamburger Kaffeerösterei Elbgold.

Essen in Harburg: Am westlichen Ende der Lämmertwiete wird es italienisch

An das Caspari schließt sich der zweite Italiener Al Limone an. Die typisch italienische Speisekarte wird durch wechselnde Tagesgerichte ergänzt. Zu Jahresbeginn hat der Inhaber gewechselt: Fathi Gab Alla hat vieles belassen, aber die Speisekarte um einige Gerichte ergänzt, etwa mit Tagliatelle mit Entenbrust und Apfel oder Tagliatelle mit Rinderfiletspitzen, Ruccola und Parmesan. Der Ägypter ist seit 30 Jahren in Hamburg und hatte unter anderem zehn Jahre lang das Restaurant „Lust auf Italien“ am Hamburger Fischmarkt betrieben.

Der Inhaber vom Restaurant Al Limone Fathi Gab Alla mit seinen engsten Mitarbeitern Alaa Garir (Koch) und Jusof Hasani (Service, v. l.).
Der Inhaber vom Restaurant Al Limone Fathi Gab Alla mit seinen engsten Mitarbeitern Alaa Garir (Koch) und Jusof Hasani (Service, v. l.). © Angelika Hillmer | Angelika Hillmer

Gleich nebenan geht es italienisch weiter, mit der Gelateria (italienisch Eisdiele). Sie bildet den Endpunkt der Lämmertwiete vor der Unterführung in den Binnenhafen. Die Eisdiele geht jetzt in die Winterpause. Nur noch an schönen Oktobertagen öffnet sie, solange es Kundschaft gibt. Mitarbeiter Boray Gürsoy behält seinen Job, wechselt nur die Straßenseite.

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Dort residiert die Cruz Lounge. Hier werden Shishas geraucht, Cocktails oder cremige Kaffees getrunken und kleine Snacks verzehrt. Wobei deren Angebot übersichtlich ist: Gewählt werden kann zwischen Nachos mit Käse, Salsa oder Guacamole und einem Obstteller. Dafür ist das Angebot der Wasserpfeifen-Aromen um so größer: 19 Geschmäcker sind zu haben, von verschiedenen Obstsort über „Schwarze Dose“ bis zu „Sommer in Beirut“.

Harburg trifft Irland: im Old Dubliner unter der Shisha-Bar

Unterhalb der Shisha-Bar befindet sich eine Harburger Kult- und Kulturkneipe: Im Irish Pub Old Dubliner fließen nicht nur Guinness, Kilkenny oder Irish Red aus den Zapfhähnen, hier wird auch musiziert. An den Wochenenden, manchmal auch noch während der Woche stehen Bands auf der kleinen Bühne, die Irish Folk-Rock, aber auch Rock-Pop spielen, wobei die kleine Tanzfläche oft gut gefüllt ist.

Auch für spezielle Aktionen wie eine Kleidertausch-Party oder eine Corona-Impfaktion mit der damaligen Sozialsenatorin Melanie Leonhard hinter der Bar sind die beiden Wirtinnen offen.