Harburg. Die nach dem SPD-Politiker benannte Fläche vor Karstadt in Harburg wird neu gestaltet – mit Tweedmuster und Pfeifenrauch.
Nach dem Willen von Bezirksamt und Bezirksversammlung soll der Herbert-Wehner-Platz in der Harburger Innenstadt aufgewertet werden. Noch in diesem Sommer soll der Umbau beginnen. Im Regionalausschuss Harburg der Bezirksversammlung stellte Architekt Jörn Michel, Chef des Berliner Büros Pola Landschaftsarchitektur seinen Entwurf vor. Der Platz soll in Zukunft zum einen mehr als Platz wahrgenommen werden, zum anderen an seinen Namensgeber erinnern.
„Wir wollen, dass das Wesen Herbert Wehners auf dem Platz spürbar wird“, sagte Michel. Dass das bei den älteren unter den SPD-Ausschussmitgliedern ein kurzes, reflexartiges Zusammenzucken bewirkte, ignorierte er und fuhr fort: „Unser Konzept heißt deshalb: Eleganz und Einfachheit.“
Davon sei bislang auf dem Platz wenig zu sehen, beklagte Michel. Mehr noch: Der Herbert-Wehner-Platz sei gar nicht als „Platz“ zu erkennen. „Der Herbert-Wehner-Platz wirkt mehr, wie eine zu breit geratene Nebenfläche des Harburger Rings“, sagte der Architekt, „und dazu tragen mehrere Faktoren bei.“
Zum einen wären da die Dimensionen des Platzes: 150 Meter Länge auf höchstens 24 Metern Breite, wobei der Platz in Zukunft sogar noch schmaler wird, denn durch den Bau der Velorouten wird der Harburger Ring breiter werden. Tatsächlich war der Herbert-Wehner-Platz bis zu seiner Benennung nach dem Harburger Abgeordneten und ehemaligen SPD-Bundestagsfraktionsvorsitzenden im Jahre 2000 lediglich der Geh-und Radweg neben dem Harburger Ring.
Zum anderen ist da die Gestaltung des Platzes: „Wir finden hier ein Patchwork der Materialität vor“, sagte Michel. „Von zahlreichen verschiedenen Pflasterungen bis zur Platzmöblierung ist keine einheitliche Linie sichtbar. Die Gestaltung der umliegenden Geschäfte tut ein übriges: Außer bei Karstadt sieht man nur mit Folie zugeklebte Fenster, keine offenen Elemente.“
Wenn man die Pflasterung betrachte, sehe es aus, als trüge Herbert Wehner einen schmuddeligen Anzug. „Und das ist bei Herbert Wehner unvorstellbar“, sagte Michel, „deshalb ist die wichtigste Maßnahme, die Pflasterung zu ersetzen. Der im Fischgrätmuster verlegte Klinker wird an ein Tweed-Jackett erinnern. Das passt viel besser zum Namensgeber des Platzes.“
Unter den historischen Fotografien von Herbert Wehner sind nur wenige, auf denen er Tweed trägt. Wahrscheinlich war ihm dieses Webmuster schon zu verspielt. Dunkelgraues Kammgarn lässt sich allerdings nur schwer mit Gehwegpflaster nachempfinden. Der Ausschuss befürwortete die Idee deshalb.
Das andere Element, dass an Wehner erinnern soll, ist die Möblierung des Platzes. „Charakteristisch für Herbert Wehner war ja auch seine Pfeife“, sagte Michel. „Das hat uns auf die Idee gebracht, über die Form von Rauchwölkchen und Rauchkringeln nachzudenken und das auf die Gestaltung der Sitzbänke und eines Pavillondachs zu übertragen.“
Wie diese Möblierung genau aussehen soll, konnte Michel noch nicht sagen. Seine Planungen sind erst im Anfangsstadium. Allerdings drängt die Zeit: Bis zum Sommer müssen die Pläne für den Platz fertig und durch die Kommunalpolitik gegangen sein. Sonst wird ihre Verwirklichung teuer.
„Jetzt gerade ergibt sich die Gelegenheit, den Platz umzugestalten, während der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer den Harburger Ring für die Velorouten umbaut“, sagte Harburgs Baudezernent Jörg Heinrich Penner. „Das spart Kosten, denn für die Leitungsarbeiten im Zuge seiner Baumaßnahmen muss der LSBG ohnehin den Herbert-Wehner-Platz aufgraben. Wenn sich unser Umbau nahtlos anschließt, trägt der LSBG aus der Veloroutenbaustelle die Kosten für das einfache Schließen des Platzes und wir können unser Budget komplett in die Gestaltung stecken.“
Um den Platz zu beleben, sei auch Außengastronomie wünschenswert, sagte Jörn Michel. Den Einwurf des Linken-Abgeordneten André Lenthe, dass zu den Rauchwolken gut eine Shisha-Bar passen würde, ignorierten die anderen Abgeordneten demonstrativ – ganz im Stile Herbert Wehners.