“Wir sind startklar“, meldet Dietmar Knauer über Funk. Das Brummen des Motors wird lauter, die Cessna gleitet durch den Hansahafen.
"Wir sind startklar", meldet Dietmar Knauer über Funk. Das Brummen des Motors wird lauter, die Cessna gleitet durch den Hansahafen. An einem brasilianischen Containerschiff vorbei, an Kränen und Lagerhallen. Nach 300 Metern zieht der Pilot das Steuerkreuz zurück. Die Maschine steigt auf in den blauen Himmel und setzt damit eine Hamburger Tradition fort: Der Wasserflieger ist zurück. Am Freitag hatte die Wirtschaftsbehörde der Firma Clipper Aviation eine vorübergehende Betriebserlaubnis erteilt, am Sonnabend starteten die Rundflüge über der Stadt. Es waren die ersten seit elf Monaten.
Rückblende: Am 2. Juli 2006 verunglückte das Flugzeug der Firma Himmelsschreiber, fünf Menschen starben. Darunter: Geschäftsführer und Pilot Jörg Steber, der seit 1993 den Wasserflieger betrieb. Ursache des Absturzes war laut Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen eine gerissene Kraftstoffleitung am Vergaser. Die Ergebnisse weiterer Detailuntersuchungen sollen im September vorliegen. Erst wenn diese abgeschlossen sind, will die Wirtschaftsbehörde eine uneingeschränkte Betriebserlaubnis vergeben.
"Dass wir jetzt eine vorübergehende Erlaubnis erhalten haben, zeigt, was für eine wichtige Institution der Wasserflieger in Hamburg ist", so Clipper-Geschäftsführer Knauer, der bereits Ende vergangenen Jahres einen entsprechenden Antrag gestellt hatte. Über den verstorbenen Pilotenkollegen Steber sagt er: "Wir wollen seine Tradition aufrechterhalten." So bleiben wesentliche Himmelsschreiber-Aspekte erhalten, etwa der Standort im City-Sportboothafen am Baumwall und die Rundflugroute über der Stadt. Neu ist das Flugzeug: Die einmotorige Cessna 206 Soloy ist ein "Amphibium", kann sowohl auf Wasser als auch auf festem Boden landen. "Das war eine Auflage der Behörde", so Knauer.
Zu den ersten Passagieren gehörten am Sonnabend Friedemann Minninger (62) und Hanna Vogt (50). Sie hatten am Freitag die Testflüge beobachtet und buchten sofort. "Wir fliegen einfach gerne", so Minninger. Angst, nach dem Absturz des Wasserfliegers im vergangenen Jahr wieder in die Luft zu gehen, habe er nicht gehabt: "Das war ein tragischer Unfall. So etwas ist immer möglich, aber extrem unwahrscheinlich." Und so genoss der Hamburger den Ausblick auf seine Stadt: die Segelboote auf der Alster, die Sonnenbadenden im Stadtpark, der Hafen. Als Knauer die Maschine nach rund 30 Minuten dort wieder landet, seufzt Minninger glücklich: "Schön!" Und Knauer, seit 1972 Pilot, antwortet: "Besser kann ich es auch nicht sagen."
(Infos zum Wasserflieger unter www.clipperaviation.de).