Die Maschine, in der sich Tausende Hamburger und Touristen den Traum vom Fliegen erfüllten - sie liegt in unzählige Einzelteile zerrissen in einer Lagerhalle auf der Veddel. Kaum noch zu erkennen sind die Fenster, aus denen die letzten Fluggäste die Stadt von oben betrachteten, verkohlt und verbeult die Tür des Piloten Jörg Steber.
Experten für Flugunfalluntersuchung und Brandermittler der Kripo sichern Spuren in den Überresten des Unfallflugzeugs. Vermutlich war bereits Sekunden nach dem Start Feuer an Bord ausgebrochen, das Triebwerk versagte. Steber setzte zur Notlandung an, doch es war bereits zu spät.
An der Absturzstelle nahe dem Veddeler Damm rollen die Güterwagen bereits wieder. Inmitten der Stahlkolosse steht eine kleine, metallene Engelsfigur. Daneben ein Blumenstrauß, eine Kerze unter einer halbierten Wasserflasche. Und ein kleines Kreuz auf der verbrannten Erde, aus zwei Stöcken zusammengebunden, fast unscheinbar zwischen der weißen Asche, die immer noch auf vielen Metern die Gleise bedeckt. Gleisarbeiter gehen am Absturzort ihrer Arbeit nach. Dort, wo vier Menschen im Flugzeugwrack starben, wo Jörg Steber und Passagier Jürgen Z. sich schwer verletzt über die Gleise schleppten. Steber starb gestern früh um 2.37 Uhr.
"Das alles ist unfaßbar", sagt Schiffshändler Matthias Klementz. Er steht auf einem Steg am Hafen - dort, wo die Rundflüge mit dem Wasserflugzeug immer starteten. Den Piloten Jörg Steber kannte er persönlich. "Er war sehr beliebt hier im Hafen, wir sind alle schockiert", sagt Klementz. Der Eingang seines Fliegerhäuschens ist nun verriegelt, neben dem Schild "Willkommen an der Wasserflugstation" hängen einzelne Rosensträuße zwischen den Gitterstäben. Das Schild mit der Aufschrift "Rundflüge" ist mit einer Mülltüte abgeklebt worden. Nur das Rauschen des Wassers ist zu hören.
"Fünf Leute sind umgekommen - das ist doch Wahnsinn!" sagt ein Tourist nachdenklich, der mit seiner Familie wenige Meter weiter auf die nächste Hafenrundfahrt wartet. Fassungslosigkeit auch im Geschäftsfliegerzentrum in Fuhlsbüttel.
Dort betrieb Jörg Steber mit seiner Frau das Himmelsschreiber-Cafe und sein Büro. Die Angestellten sind schweigsam, sie wollen nicht über den Unfall sprechen. "Er war ein angenehmer Mensch", sagt ein Sicherheitsmann.
Keiner, der Experimente liebte, zumindest, wenn es um die Sicherheit ging. "Der Pilot hatte keine Chance", sagt Ludwig Böhme (76), der viele Jahre Berufspilot war und selbst eine "De Havilland Beaver" flog. Wenn in dieser Phase des Fluges, im Steigflug, das Triebwerk ausfällt, ist die Maschine kaum noch in den Griff zu bekommen." Steber werde versucht haben, das Wasser hinter den Gleisen, auf denen er zerschellte, zu erreichen, so der Pilot. "Er konnte nur so handeln."
Auch Jean-Philipp Sievers, Pilot und Freund Stebers, glaubt an eine "fürchterliche Verstrickung von Umständen", die zu der Katastrophe geführt haben: "Ich denke, daß Jörg vollkommen chancenlos war." Das Gewicht des Flugzeuges und der Luftwiderstand der Schwimmer machten es extrem schwierig, ein Wasserflugzeug wie die "Beaver" in einer solchen Situation manövrierfähig zu halten.