Ohlsdorf: 500 Trauergäste kamen zur Beerdigung des verunglückten Piloten Jörg Steber. In einer Schweigeminute gedachten die Trauernden der weiteren vier Toten des Absturzes, der vermutlich durch Vergaserbrand verursacht wurde.

Ein Flugzeug kreiste über dem Ohlsdorfer Friedhof, als Pilot Jörg Steber zu Grabe getragen wurde. "Tschüs, Jörg" stand auf dem Banner, das das Flugzeug hinter sich herzog. Fast 500 Gäste nahmen gestern Abschied von dem Hamburger Hafenflieger und Himmelsschreiber, der in der Nacht zum 3. Juni, 16 Stunden nach dem Absturz seiner "Beaver" im Alter von 51 Jahren seinen schweren Verletzungen erlag.

In einer Schweigeminute gedachten die Trauergäste zunächst der weiteren vier Toten des Absturzes, der nach neuen Ermittlungen vermutlich durch einen Vergaserbrand verursacht wurde. Der 12jährige Aaron H., Unternehmer Peter T. (58), Feuerwehrmann Wilhelm R. (53) und Sterne-Koch Rüdiger K. (63) kamen ebenfalls in den Flammen ums Leben. Die Mutter des 12jährigen und ihr Baby überlebten, weil das Kleinkind kurz vor dem Start begonnen hatte zu weinen. Mutter und Baby waren wieder aus der Maschine gestiegen, sahen später den Rauchpilz im Freihafen (wir berichteten).

Trauerredner Bodo Lemke, der jahrelang mit Jörg Steber befreundet war, erinnerte an den charismatischen Piloten und fünffachen Vater, der Tausenden Hamburgern und Hamburg-Besuchern mit seinen Rundflügen außergewöhnliche Blicke auf die Stadt und unvergeßliche Momente ermöglicht hatte. "Wo er war, ging die Sonne auf", so Lemke. Dabei hatte Steber, so der Redner, nie den einfachen Weg gewählt: "Er war ein Kämpfer, und wenn es um seine Pläne und Ideen ging, konnte er den Leuten auch auf die Füße treten." So habe er über Jahre immer wieder Behördengespräche geführt, bevor die Wasserflugstation am Baumwall schließlich genehmigt wurde. Lemke: "Wie glücklich war er, als er das erste Mal in der Elbe aufsetzte."

Unter den Trauergästen: viele Flieger aus Hamburg und dem Umland. Bei ihnen war Steber hoch angesehen: "Es ist immer noch unvorstellbar, daß gerade ihm, dem Perfektionisten, so etwas passiert ist", sagt ein Flieger-Kollege. Er habe alles richtig gemacht und einfach nur Pech gehabt. "Wäre der Motor zehn Sekunden später ausgefallen, hätte er das Wasser, auf das er im Sinkflug zusteuerte, erreicht", so der Pilot.

Zu Klängen von Katie Melua und den Doors gedachte die Trauergemeinschaft Jörg Stebers. Dessen Ehefrau Patricia war, ebenso wie die Trauergäste, überrascht wie gerührt von dem Bannerflug über dem Friedhof. "Ich hatte mir insgeheim gewünscht, daß es so etwas geben würde, und freue mich sehr, daß die Menschen so an Jörg denken", sagte sie.

In den kommenden Tagen will sie gemeinsam mit Beratern Papiere sichten und über eine mögliche Zukunft der Firma nachdenken. Patricia Steber: "Es ist völlig ungewiß, ob und wie es weitergeht. Die Firma war eng an Jörg geknüpft." Zunächst gelte es, sich um die Kinder zu kümmern. Die jüngeren Töchter des Piloten hatten Bilder gemalt und Kerzen für ihren Vater gebastelt. "Du kannst immer zu mir kommen, wenn etwas ist", schrieb ihm die Jüngste. "Nur nicht, wenn ich gerade in der Schule bin."