Die Kälte dauert an und noch immer sind Straßen und Wege in Hamburg vereist. Ein LKW-Fahrer hatte auf der B75 Glück im Unglück.
Hamburg. Gefrorener Schnee und Matsch haben an diesem Dienstag viele Hamburger ins Schlittern gebracht. Kältehoch „Bob“ machte Autofahrern, Radfahrern und Fußgängern das Leben schwer. Und auch Bahnfahrer waren nicht besser dran, mussten sich auf vielen Strecken mal wieder in Geduld üben. Denn nicht nur in Hamburg, sondern auch in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein fuhren viele Züge mit Verspätung. Die Fahrgäste mussten sich nach Angaben der Bahn den ganzen Tag auf Störungen einstellen. Fluggäste hatten es dagegen besser: Der größte deutsche Flughafen in Frankfurt meldete weder Ausfälle noch Verspätungen und auch in Hamburg lief alles weitestgehend nach Plan.
Auf der Bundesstraße 75 wurde das Glatteis einem LKW-Fahrer zum Verhängnis, der am Glück im Unglück hatte: Der 39-Jährige war gegen 11:35 Uhr mit seiner Sattelzugmaschine und einem Containerauflieger von Rotenburg kommend in Richtung Tostedt unterwegs. Vor dem Ortsausgang beschleunigte er den 40-Tonner auf der winterglatten Fahrbahn und verlor dabei die Kontrolle, die Zugmaschine rutschte nach links auf die Gegenfahrspur und kam ins Schleudern. Am linken Fahrbahnrand rutschte das Gespann leicht eine Böschung hinab und wurde von mehreren Straßenbäumen vor dem Umfallen bewahrt. Der Fahrer blieb bei diesem Ausnahmeunfall unverletzt. Glücklicherweise wurde auch kein weiteres Fahrzeug auf der ansonsten stark frequentierten Bundesstraße in den Unfall hineingezogen.
Zwar hatten viele auf Eis gehofft - allerdings nicht auf Straßen und Gehwegen, sondern auf der Alster. Kältehoch "Bob" lässt das Vergnügen wieder etwas näher rücken: Einige offene Stellen der Alster sind schon wieder zugefroren, das Eis ist an anderen Stellen sogar bis zu elf Zentimeter dick. Doch die Meteorologen wollen sich nicht auf dünnes Eis begeben. "Damit die Alster zufriert, muss es jetzt zwei Wochen hintereinander frieren", sagt Alexander Hübener, Geschäftsführer des Instituts für Wetter- und Klimakommunikation in Hamburg. "Bob" bleibe zwar noch bis zum Wochenende, doch wie das Wetter danach wird, könne man noch nicht vorhersagen. "Nach Hamburg können sowohl kalte Luftmassen als auch mildere Luft kommen, es bleibt spannend", sagt Hübener.
Seine Prognose für die nächsten Tage: Bei Temperaturen von minus drei Grad wird es frostig bleiben bis zum Wochenende und auch die Sonne bekommen die Hamburger erstmal nicht zu Gesicht. Glatteis wie an diesem Dienstag sei aber nicht zu erwarten. "Die Glätte ist entstanden, weil es am Montag erst getaut und dann wieder geschneit hat", sagt Hübener. "Das war ein klassisches Beispiel für überfrierende Nässe."
Unterdessen wurden die ersten Sorgen über die immensen Kosten laut, die Sturmtief „Daisy“ angerichtet hat. „Das geht in die Millionen“, sagte Klaus-Michael Glaser vom Städte- und Gemeindetag in Schwerin. Es sei aber noch zu früh für eine genaue Aufstellung der Ausgaben für die Schneeräumungen, die auf die ohnehin klammen Gemeinden und Kreise zukommen. Klar sei jedoch, dass die Stadtkassen durch Personalkosten sowie durch Technik- und Salzeinsatz weiter stark belastet würden.
Zudem müssen die Kommunen angesichts des Dauerfrostes in diesem Jahr mehr Geld für Streusalz ausgeben als in den milderen Vorjahren. Der Dauereinsatz von mehr als 20 Räumfahrzeugen habe allein die Stadt Fehmarn rund 250.000 Euro gekostet, sagte Bürgermeister Otto-Uwe Schmiedt (parteilos). In vielen Ostseebädern an der Lübecker Bucht wurden Promenaden und Seebrücken beschädigt, tausende Kubikmeter Strandsand wurden weggespült.
Auf Streusalz aus der Schweiz müssen die deutschen Städte jedenfalls verzichten - wegen Versorgungsengpässen hat das größte Schweizer Salzunternehmen die Lieferung von Streusalz ins Ausland eingestellt. Anfragen aus Deutschland und den Niederlanden seien abgelehnt worden, sagte der Verkaufsleiter der Schweizer Rheinsalinen, Armin Roos. Angesichts der Schneemassen werde das Salz auf den Straßen der Schweiz benötigt. „Die Lage ist so kritisch, dass wir nicht das Risiko eingehen können, ans Ausland zu liefern“, sagte Roos. Wegen des anhaltenden Winterwetters ist in viele europäischen Ländern das Streusalz knapp geworden.