Hagen. 30.000 junge Menschen suchen aktuell in NRW noch eine Lehrstelle. Ähnlich viele freie Stellen gibt es. Hier sind die Chancen noch gut.
Mehr junge Menschen als im Vorjahr interessieren sich in Nordrhein-Westfalen für eine duale Berufsausbildung. Die gestiegene Nachfrage „ist allein auf das Interesse junger Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit zurückzuführen“, erklärt Roland Schüßler, Chef der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit, am Freitagmorgen. Rechnerisch ist der Ausbildungsmarkt ausgeglichen. Das bedeutet, dass ähnlich viele Stellen angeboten werden, wie es Bewerber gibt. „Das ist aber nur die halbe Wahrheit“, sagt Schüßler. Vor allem im Ruhrgebiet, dem Rheinland und Ostwestfalen gibt es noch mehr Interessierte als offene Lehrstellen. Umgekehrt suchen Betriebe im Münsterland und vor allem in Südwestfalen „händeringend“ (Schüßler) Bewerberinnen und Bewerber.
„Regionale Mobilität wird in Südwestfalen nicht reichen, hier kommen wir an unsere Grenzen.“
Der größte Engpass besteht aktuell im Kreis Olpe. Hier kommen auf 100 freie Ausbildungsstellen statistisch gesehen nur noch 42 Interessierte. Im Münsterland ist die Situation zwar ähnlich schwierig wie im Sauerland und Siegen-Wittgenstein, allerdings seien die Chancen für Unternehmen im Münsterland, Bewerber aus angrenzenden Regionen wie dem Ruhrgebiet zu bekommen, deutlich höher als in Südwestfalen. „Regionale Mobilität wird in Südwestfalen nicht reichen, hier kommen wir an unsere Grenzen“, erklärt Schüßler. Die Nachbarkreise von Olpe, also Siegen-Wittgenstein oder der Hochsauerlandkreis sind in ähnlich schwieriger Lage. Auch hier gibt es viel zu wenige Lehrstellensuchende im Vergleich zum Ausbildungsbedarf der Unternehmen.
Handwerk: Es muss nicht immer die schriftliche Bewerbung sein - Anruf genügt
Etwas entspannter können die Betriebe im Ennepe-Ruhr-Kreis sein. Hier gilt der Ausbildungsmarkt als nahezu ausgeglichen. In der Stadt Hagen ist es ähnlich wie im Ruhrgebiet. Hier gibt es mehr junge Menschen, die noch eine Lehrstelle suchen als Ausbildungsplätze angeboten werden. Im Handwerk suchten viel mehr Betriebe als bekannt aktuell noch Nachwuchs. „Viele melden nur noch eine Stelle, weil sie ohnehin niemanden bekommen“, sagt Andreas Oehme, Geschäftsführer des Westdeutschen Handwerkskammertages. Tatsächlich würden einige Betriebe gerne mehr ausbilden, glaubt Oehme: „Einfach einmal in einem Betrieb anrufen. Es muss nicht immer die schriftliche, feine Bewerbung sein“, rät er.
Gleiches gelte auch für die freien Berufe, also Lehrstellen bei Steuerberatern, in Kanzleien, in Apotheken oder Arztpraxen beispielsweise. Hier habe man mit der direkten Ansprache von Kunden und Patienten gute Erfahrungen gemacht, sagt Bernd Zimmer, Vorsitzender Freie Berufe NRW: „Bevor Sie dreimal überlegen, bewerben Sie sich auch jetzt noch. Es ist der Weg nach oben, und Vollbeschäftigung ist bei uns garantiert.“
In allen Berufszweigen gebe es weiter Chancen, obwohl der Ausbildungsstart normalerweise im August oder September eines jeden Jahres ist. „Jeder Bewerber hat noch eine Chance, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Allerdings ist jetzt Eile geboten“, sagt Ralf Stoffels, Präsident der Industrie- und Handelskammer NRW.
Die Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit hilft bei einer kurzfristigen Bewerbung über Onlineportale. Zum Last-Minute-Ausbildungsplatz in NRW geht es unter www.planet-beruf.de
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