Kirchhundem. Viele Firmen klagen, dass sie keine Auszubildende finden. Beim Kirchhundemer Elektrotechnik-Unternehmen ist das anders. Das sind die Gründe.
„Glückwunsch, Firma Mennekes“, wird so mancher Unternehmer zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres sagen oder zumindest denken. Denn dem Elektrotechnik-Spezialisten aus Kirchhundem ist es gelungen, 19 junge Nachwuchskräfte zu gewinnen, die vor wenigen Tagen ihre Ausbildung begonnen haben. Das sind drei mehr als im letzten Jahr, als 16 Azubis bei Mennekes unterschrieben. „Das war auch ein hartes Stück Arbeit“, sagt Christian Pickhan, der zusammen mit Sina Bitzer das Team Ausbildung in dem Unternehmen bildet.
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Die Frage ist: Warum ist Mennekes auf dem Ausbildungsmarkt offensichtlich erfolgreicher als andere? „Unser größter Vorteil ist, dass wir ein gutes Team an Ausbildern haben, die die Ausbildung sehr ernst nehmen. Wir machen Ausbildung mit Leidenschaft, das spricht sich herum“, so Pickhan. Natürlich biete auch Mennekes die üblichen Benefits, aber die Motivation, die bei Mennekes hinter der Ausbildung stecke, das sei der entscheidende Unterschied. „Wenn sich heute jemand um eine Ausbildungsstelle zum Elektroniker für Betriebstechnik oder zum Industrieelektriker bemüht, dann landet seine Bewerbung mit großer Wahrscheinlichkeit auch bei uns“, sagt der Ausbildungsleiter: „Das war nicht immer so, das war ein Prozess, der einige Jahre gedauert hat.“
Jeder fünfte Ausbildungsplatz noch unbesetzt
611 Jugendliche aus dem Kreis Olpe haben sich seit Oktober 2023 an die Berufsberatung der heimischen Agentur für Arbeit gewandt, um einen Ausbildungsplatz zu finden. Davon haben 122 Jugendliche noch keinen Ausbildungsplatz gefunden (Stand Ende Juli 2024). Auf der betrieblichen Seite sind an 1.490 gemeldeten Berufsausbildungsstellen noch 633 betriebliche Ausbildungsplätze unbesetzt. Jugendliche, die noch eine Ausbildung suchen, haben gute Chancen: Jedem von ihnen stehen rein statistisch 5,2 unbesetzte Ausbildungsstellen im Kreis Olpe zur Verfügung. (Quelle: Agentur für Arbeit Siegen)
Die Ausbildung bei Mennekes wird regelmäßig überprüft und erhielt von der IHK Siegen das „Gütesiegel Ausbildung Südwestfalen 2023 – 2025“. Zudem trägt das Unternehmen das „Gütesiegel Ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb“, eine Art „Azubi-TÜV“. Das Siegel stützt sich unter anderem auf eine anonyme Befragung der Auszubildenden.
Christopher Mennekes, geschäftsführender Gesellschafter, unterstreicht den hohen Stellenwert der Ausbildung in der Philosophie des Unternehmens. Das Unternehmen müsse sich immer auf fachlich hoch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Produktion und Verwaltung verlassen können. Von ihrem Knowhow und ihrem Einsatz lebe das Unternehmen. „Junge Menschen in verschiedenen Fachberufen selbst auszubilden, schafft dafür die Grundlage. Wir reden von Berufen mit einer elementar wichtigen Rolle für unseren Betrieb: Unsere Zerspanungsmechaniker beispielsweise stellen die Stromleitenden Kontaktteile für unsere Industriestecker, Ladekabel und Wallboxen her, unsere Fachlageristen sorgen dafür, dass unsere Produkte zuverlässig zum Kunden kommen und unsere Fachinformatiker und Mechatroniker gewährleisten, dass unsere IT-Infrastruktur und unsere Maschinen immer reibungslos funktionieren.“
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Für die Lehrlinge bedeutet dies: Die Chancen nach der „Lehre“ übernommen zu werden, sind gut. Während ihrer Ausbildung durchlaufen die Nachwuchskräfte an den Standorten in Kirchhundem und Welschen Ennest verschiedene Stationen und Einsatzbereiche. Hier werde jeder nach seinen individuellen Fähigkeiten und Talenten entsprechend gefördert. Ziel sei, die jungen Leute so fit zu machen, dass sie anschließend im Unternehmen bleiben können. „Denn wir bilden ja für uns selber aus“, sagt Christian Pickhan. Die Azubis des Jahrgangs 2024 entschieden sich bei Mennekes für die Ausbildungsberufe Industriemechaniker, Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung, Mechatroniker, Industriekauffrau/mann, Elektroniker für Betriebstechnik, Technischer Produktdesigner und Industrieelektriker. Je nach Beruf dauert die Ausbildung zwei bis dreieinhalb Jahre.
Die Ausbildungsstellen zum Kunststoff- und Kautschuktechnologe (früher Verfahrensmechaniker) und Zerspanungsmechaniker konnte auch Mennekes nicht alle besetzen. „Bei diesen Berufsbildern haben alle Unternehmen Probleme, obwohl das tolle und wichtige Jobs sind. Die stehen im falschen Licht da“, so Pickhan. Er glaubt, dass der Schichtbetrieb, der bei diesen Berufen oft üblich ist, viele Bewerber abschrecken würde. Schichtarbeit scheint mit den Vorstellungen der Generation Z nicht vereinbar zu sein. Zweites Hemmnis bei der Akquirierung neuer Nachwuchs-Fachkräfte ist nach wie vor der Trend zum Studium. Schulabgänger mit besseren Noten ziehen ein Studium vor, auch Realschulabgänger mit Q-Vermerk im Abschlusszeugnis wechseln heute lieber aufs Gymnasium als an die Werkbank. Dabei haben Azubis nach der Ausbildung bei vielen Betrieben die Chance, sich mit Unterstützung des Unternehmens weiterzuentwickeln. Sie können zum Beispiel die Meisterschule besuchen oder über ein berufsbegleitendes Studium nachträglich einen Hochschulabschluss erlangen. Begleitend zur Ausbildung bietet Mennekes seinen Azubis auch bezahlte Fachlehrgänge an. „Viele wissen leider nicht, dass ein Studium nach der Ausbildung eine ideale Kombination ist“, so Pickhan.