Siegen/Dreis-Tiefenbach. Mit einem Großaufgebot suchte die Polizei im August nach vermisster 23-Jähriger aus Dreis-Tiefenbach. Verdächtiger am gleichen Tag festgenommen.

Als am 14. August 2023 noch völlig unklar war, was überhaupt los ist, wurde eine Streife zum Elternhaus des Verdächtigen geschickt, nach Niedernetphen. Seit dem Morgen war eine junge Frau vermisst worden, eine großangelegte Suchaktion der Bereitschaftspolizei mit Schwerpunkt Dreis-Tiefenbach lief. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits tot, ermordet zwischen 4.30 und 5 Uhr, von hinten mit einem Schnitt durch die Kehle, auf einem Waldweg nahe der niederländischen Grenze. Das wussten sie da aber noch nicht: Zwei Beamte erhielten die Anweisung, zu dieser Adresse zu fahren, vielleicht hat ihr Lebensgefährte etwas damit zu tun.

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Die Beamten erzählen an diesem Verhandlungstag vor dem Siegener Landgericht, wie sie den Angeklagten seinerzeit antrafen und festnahmen. Sie sollten vor Ort für eine mögliche Hausdurchsuchung auf die Kriminalpolizei warten, die die ganze Sache zwischen den Polizeipräsidien Krefeld und Hagen und im Siegerland koordinierte. „Die Infos kommen langsam runtergesickert“, schildert der jüngere Polizist die Arbeit in einer solchen Ausnahmesituation, „ein Riesenapparat“ sei an diesem Tag mit der Sache befasst gewesen. „Wir sind das letzte Glied in der Kette.“ Sie sollten den Mann suchen, der der Lebensgefährte, Vater der Kinder war. Mehr mussten sie nicht wissen. „Bei solchen Einsätzen muss man funktionieren.“

Siegener Polizisten erfahren erst später, dass Vermisste 23-Jährige bereits tot ist

Während sie noch warteten, fuhr ein Taxi vor, ein Mann stieg aus, ging ins Haus. „Das könnte er gewesen sein“, hätten sie noch gedacht, als der Mann schon wieder herauskam: „Sucht Ihr mich?“, habe er gefragt. Die Beamten ließen sich den Ausweis geben, überprüften die Personalien - Treffer. Das war der, den sie suchten. Sie erklärten ihm, dass seine Lebensgefährtin vermisst werde. Er habe sie seit Tagen nicht gesehen, „wisst Ihr wo sie ist?“, habe er gefragt. Sonst könne er nichts dazu sagen.

Er war das Gegenteil von redselig.
Polizist - im Zeugenstand über den Verdächtigen nach der Festnahme

Der ursprüngliche Auftrag lautete demnach: Bei Antreffen vorläufig festnehmen. Die Beamten fragten nochmals bei der Leitstelle nach. Jawohl, festnehmen und zur Dienststelle bringen, hieß es. Das taten sie auch. Der junge Mann habe abgeklärt gewirkt, gelassen, sagt der ältere Polizist, keinen aufgewühlten oder sonstwie auffälligen Eindruck gemacht. Er habe gebrochen Deutsch, aber ansonsten klar gesprochen. Der Eindruck seines Kollegen: Vielleicht ein bisschen abwesend. Angeblich habe er Tramadol genommen, ein starkes Schmerzmittel. „Er war das Gegenteil von redselig.“ Sie lieferten ihn in Weidenau ab, füllten die Formulare aus, auch den „Torkelbogen“, mit dem der körperliche und geistige Zustand vor der Blutentnahme erfasst werden soll. Die führte dann ein Arzt durch.

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Die Beamten rückten wieder aus, beteiligten sich an den Suchmaßnahmen. Bis von der übergeordneten Dienststelle die Information kam: Beim in Emmerich-Elten gefundenen Frauenleichnam handelt es sich um die Vermisste 23-Jährige.

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