Siegen/Emmerich. Die junge Frau und Mutter, die in Emmerich erstochen aufgefunden wurde, war wohl schon mehrfach Opfer ihres gewalttätigen Ex-Lebensgefährten.

Die 23-jährige Dreis-Tiefenbacherin, die am Montagabend, 14. August, bei Emmerich tot aufgefunden wurde, ist möglicherweise von ihrem gleichaltrigen ehemaligen Lebensgefährten getötet worden. Der Mann war als Tatverdächtiger in Siegen festgenommen worden; gegen ihn wurde am Dienstagnachmittag Haftbefehl erlassen.

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Kinder von Jugendamt in Obhut genommen

Informationen unserer Zeitung zufolge hatte die Familie der jungen Frau die 23-Jährige als vermisst gemeldet. Schon zuvor soll es bei der zweifachen Mutter, die aus Kasachstan stammt, immer wieder zu gewalttätigen Übergriffen seitens ihres Lebensgefährten gekommen sein. Nachbarn seien immer wieder blaue Flecken im Gesicht der Frau aufgefallen. Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich um einen syrischen Staatsangehörigen. Das seit kurzem getrennt lebende Paar hat zwei kleine Kinder im Alter von vier Jahren und wenigen Wochen. Die Kinder wurden vom Jugendamt in Obhut genommen.

Ein Landwirt hatte die blutüberströmte Leiche des jungen Opfers bereits am Montagmorgen auf einem Feldweg unweit der niederländischen Grenze entdeckt. Seine Frau soll in der Nacht gehört haben, wie ein Auto schnell über den Weg davonfuhr. In der Nähe wohnend, war er in dem Waldstück, das zwischen Elten und der Autobahn nahe der deutsch-niederländischen Grenze liegt, mit dem Fahrrad unterwegs. Die Straße, wo er die tote Frau wohl blutüberströmt und mit mehreren Stichen versehen fand, ist eher ein Feldweg und endet quasi im Nichts. Der Landwirt verständigte die Polizei. Notarzt und Rettungsdienst konnten nur den Tod der Frau feststellen. Ein Abgleich mit Fotos ergab, dass es sich bei der Toten um die in Netphen gesuchte Frau handelt. Die Obduktion der Leiche ergab, dass sie an den Folgen der Stichverletzungen verstorben ist.

Offene Fragen: Was machen Täter und Opfer in Emmerich?

Die Staatsanwaltschaft weiß nach wie vor nichts zum Motiv der Tat, auch der Tatort sei „tatsächlich ungeklärt“, sagte Staatsanwalt Fabian Glöckner dieser Zeitung auf Nachfrage: „Der Beschuldigte hat sich nicht eingelassen.“ Es sei aber unwahrscheinlich, dass der Fundort der Leiche auch der Tatort sei. In der Dreis-Tiefenbacher Wohnung wurden keine Spuren einer Gewalttat gefunden. Ob die Frau freiwillig mit ihrem ehemaligen Partner unterwegs war und welches Ziel der Tatverdächtige bei der Fahrt angesteuert hat, ist unbekannt. Glöckner: „Sicher kein Familienausflug in die Niederlande.“

Bei der Suche nach der Frau gingen bereits am Montagmorgen erste Hinweise bei der Polizei ein. Zunächst war auch der Sachverhalt unklar. Als feststand, dass die 23-Jährige vermisst wurde, hatte sich die Polizei auf eine großangelegte Suchmaßnahme in einem Waldgebiet unweit des Heckersbergs im Netphener Stadtteil Dreis-Tiefenbach und der Dautenbach bis zum Wasserwerk konzentriert. Im Einsatz waren Beamte aus dem gesamten Kreisgebiet, die gemeinsam mit der Feuerwehr ein Lagezentrum am Feuerwehrgerätehaus Dreis-Tiefenbach eingerichtet hatten. Zudem suchte ein Polizeihubschrauber das Gebiet ab, auch Hunde waren im Einsatz. Die Federführung hatte bereits das Polizeipräsidium Hagen übernommen. Zwischenzeitlich trafen auch zwei Einsatzhundertschaften aus Köln und Gelsenkirchen ein, um die Suchmaßnahmen zu unterstützen.

Reifenspuren: Nissan in Netphen sichergestellt

Bereits am Morgen hatten Beamte die Wohnung in dem Mehrfamilienhaus im Dreis-Tiefenbacher Starenweg aufgebrochen. Erst vor wenigen Wochen war es dort zu einem Polizeieinsatz wegen einer gewalttätigen Auseinandersetzung gekommen.. Zudem stellte die Polizei in Dreis-Tiefenbach den Nissan des Tatverdächtigen sicher. Dieser wird wahrscheinlich für einen Vergleich herangezogen. Denn bei den umfassenden Maßnahmen zur Spurensicherung in Elten sicherten die Behörden am Fundort und auf dem Weg auch Reifenspuren, außerdem Aufnahmen der Überwachungskameras einer Tankstelle, die unweit vom Fundort der Leiche liegt.

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Auch ein Polizeihubschrauber kreist über dem Gebiet.
Auch ein Polizeihubschrauber kreist über dem Gebiet. © Jürgen Schade
Einsatzhundertschaften aus Köln und Gelsenkirchen treffen ein.
Einsatzhundertschaften aus Köln und Gelsenkirchen treffen ein. © Jürgen Schade
Waldwege werden systematisch abgesucht.
Waldwege werden systematisch abgesucht. © Jürgen Schade