Siegen. Stadtumbau-Projekt „Uni in die Stadt“ läuft mit angezogener Handbremse. Nun rückt ganz Siegen in den Fokus, von Eiserfeld bis Geisweid: „Gab‘s noch nie“
Die Stadtverwaltung plant den nächsten großen Wurf. Mit „Siegen - zu neuen Ufern“ begann ein strukturierter Stadtumbau, der mit dem Bürgerpark Herrengarten in diesem Sommer nach gut zehn Jahren erst richtig abgeschlossen sein wird. Die Innenstadt hat sich dadurch stark verändert. „Rund um den Siegberg“, Nachfolger des Ufer-Programms, hatte zunächst einen ähnlichen Anspruch, der aber eher zu einer Struktur-Instandhaltung wurde (Schlossmauer-Sanierung), statt sichtbar zu großen Veränderungen zu führen. Und wie es mit dem Nach-Nachfolger, „Siegen verbindet“, weitergeht, ist durch das gedrosselte Tempo seitens der Uni und dem dafür maßgeblichen NRW-Wissenschaftsministerium derzeit nicht ganz klar.
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Siegen will aber den Schwung nicht verlieren. Stadtbaurat Henrik Schumann kündigt im Gespräch mit dieser Zeitung ein neues Konzept für den gesamten städtischen Kernraum an, von Eiserfeld bis Geisweid. „Das gab es für Siegen noch nicht“, sagt Schumann, für die Städtebau-Fördermillionen habe man sich immer nur Teilräume vorgenommen, meistens das Zentrum. „Guter Städtebau ist deutlich mehr als die Innenstadt“, so der Stadtbaurat. In den zentralen Lagen gebe es zahlreiche Flächen mit Potenzial; Grundstücke, die so liegen oder so geeignet sind, dass da ohnehin in nicht allzu ferner Zukunft etwas passieren werde. Auf solchen Grundstücken, erklärt Schumann, passiert immer mal etwas - aber eher aus Zufall. „Wir wollen das professioneller angehen.“
Filet-Grundstücke von Geisweid bis Eiserfeld - auch in Siegener Zentrum tut sich was
In diesen Bereichen werde Bebauung aufgestockt oder verdichtet werden - sie sind viel zu attraktiv, um sie weiter so zu lassen, wie sie sind. Und sie prägen das Stadtbild. Diese Areale habe die Stadt identifiziert, vom Bahnhof Eiserfeld nebst Umfeld an der Eiserfelder Straße bis zum ehemaligen Gelände des Krupp-Hochhauses zwischen König-, Fröbel- und Geisweider Straße in Geisweid. Auch in der Innenstadt wird sich früher oder später noch einiges tun, auch abseits der Uni: Eisen-Muscheid am Herrengarten, Löhrtor-Hallenbad, Landgericht. Die Stadt möchte das im Sinne eines ganzheitlicheren Blicks steuern, Zielvorstellungen im Sinne der gesamten Stadt umsetzen.
Die „Ufer“ werden mit der neuen Grünanlage abgeschlossen, der „Siegberg“ mit der Fertigstellung der Stadt- und Schlossmauer weiter fortgesetzt. Und auch „Siegen verbindet“, angedockt an den Uni-Umzug „Siegen Wissen verbindet“ ist nicht vorbei. Als die Verlagerung zweier weiterer Fakultäten vom Haardter Berg in die Innenstadt anlief, geschah das im Gleichschritt mit der Stadt - immerhin geht es hier um einen tiefgreifenden Umbau von ebenso zentralen wie zum großen Teil auch völlig untergenutzten Bereichen, der die Innenstadt nochmal erheblich mehr verändern dürfte als die Treppenanlage an der Sieg. Wenn die Uni in größerem Maßstab baut, ist die Stadt gut beraten, bei der Gelegenheit ihre Perspektive einzubringen. Die namensgebenden Wegeverbindungen in der Stadt zahlten voll aufs Städtebau-Konto der Verwaltung ein.
„Siegen verbindet“ geht mit angezogener Handbremse weiter
Letztlich hängt es aber eben an der Hochschule - und die musste Tempo rausnehmen. Auch, weil sich mit den Jahren Bedarfe verändern oder sich Dinge ergeben wie das Karstadt-Aus, weshalb nun ein riesiges Gebäude mitten auf dem bereits bestehenden Campus Unteres Schloss zur Verfügung steht. Die grundlegenden städtebaulichen Ziele des Integrierten Handlungskonzepts (IHaKo) „Siegen verbindet“ bleiben weiter bestehen, bekräftigt Schumann, auch wenn sie nun in kleineren Schritten verfolgt werden. Darin geht es neben Wegeverbindungen (zum Beispiel von der Unterstadt auf den Siegberg oder aber auch durchs Quartier Kirchweg) um stadtverträgliche Mobilität, Nachhaltigkeit und Klimaanpassung und einen „Bedeutungswandel der Innenstadt“, die neben Konsum und Versorgung immer mehr auch der Freizeit dient.
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Ein Teilaspekt des aktuellen Städtebau-Programms ist zum Beispiel „Grün verbindet“, darin enthalten auch die Renaturierung der Weiß entlang des Häutebachwegs. Die von der Uni angestrebte „große Lösung“ mit Auenwiese, Uferweg und kleinerer Treppenanlage am Löhrtor-Hallenbad ist im Moment nicht akut, aber auch nicht gänzlich vom Tisch. Schumann: „Teils werden diese Ideen funktionieren, teilweise auch nicht.“ Denn auch was mit dem Stadtbad-Grundstück selbst geschieht, ist weiterhin völlig offen. Nach Auskunft von Stadtbaurat Schumann gibt es bislang keine konkreten Vorstellungen - auch hier könne der neue „Masterplan Städtebau“ mögliche Antworten liefern. Es bestehe aber auch wenig Druck: Denn weil die derzeit ins Auge gefasste Neuaufstellung der Siegener Bäderlandschaft (Sanierung Hallenbad Eiserfeld, Abriss Hallenbad Weidenau für Kompaktbad-Neubau) noch einige Jahre dauern wird, muss auch das Löhrtor-Hallenbad noch durchhalten.