Siegen. Wie soll die neue Bibliothek der Uni Siegen im Zentrum aussehen? Das frühere Kaufhaus soll in jedem Fall einen öffentlichen Aufzug bekommen.

Homeoffice und Distanzlehre, weniger Raumbedarf und das Karstadt-Aus haben dazu geführt, dass die Universität Siegen ihre Pläne für den Umzug des Hauptcampus vom Haardter Berg in die Innenstadt (Projekt „Siegen – Wissen verbindet“) angepasst hat. Insbesondere der Teilcampus Unteres Schloss Süd, entlang von Häutebachweg und Weiß, wird nicht mehr im ursprünglich geplanten Umfang benötigt – an der Stelle des maroden Löhrtorbads war ein Hauptgebäude für die Fakultät II geplant. Das Schwimmbad benötigt die Uni nicht mehr. Am Teilcampus Nord hingegen, an der Friedrichstraße, stehen die nächsten Schritte beim Uni-Umzug bevor.

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Anders als bei den meisten universitären Bauvorhaben agiert die Hochschule in Siegen selbst als Bauherr, kauft dazu Grundstücke und Immobilien, errichtet Gebäude. Bis dahin erledigte diese Dinge der landeseigene Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB NRW), wie etwa auch beim neuen Forschungsgebäude „Incyte“ auf dem Haardter Berg. Das Land gestand der Uni Siegen jedenfalls das nötige Geld zu, gab dann aber vergangenes Jahr vor, die beiden neuen Teilcampus beidseits des Siegbergs nacheinander umzusetzen – erst Nord, dann Süd.

Klimaneutralität hat höchste Priorität

119 teils sehr renommierte Architekturbüros aus ganz Deutschland hatten sich beworben, 15 davon wurden eingeladen. Die Wettbewerbsgewinner sollen anschließend den Auftrag für die Planung erhalten. Für die spätere Umsetzung – der Start ist für Anfang 2026 angepeilt – soll es einen Generalunternehmer geben. Ende 2028, so der Plan, soll das Gebäude fertig sein.

Klimaneutralität hat nach Angaben der Uni höchste Priorität bei Bau und Betrieb: Bestandteile des Energiekonzepts sind Erneuerbare, etwa Photovoltaik, aber auch sogenannte graue Energie, die bereits im Bauwerk steckt, soll weiterhin genutzt werden – möglichst große Teile der Substanz sollen erhalten bleiben. Wo möglich möchte die Uni nachwachsende Rohstoffe für den Bau verwenden.

Ein zentrales Element des nördlichen Teilcampus, der sich entlang der vorderen Friedrichstraße zwischen Julius- und der Einmündung Sandstraße erstrecken soll, ist das im Siegener Volksmund so genannte Haus Hettlage. Hier soll nicht nur die Bibliothek für die Fakultäten I und II entstehen; städtebaulich hat das Gebäude eine wichtige Funktion. Denn mit dem Uni-Umzug in die Stadt sollen auch die fußläufigen Wegeverbindungen im Zentrum verbessert werden (wir berichteten).

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Haus Hettlage „verbindet“ mit seinen Etagen die Friedrich- mit Kölner- und Siegbergstraße in Höhe des unteren Eingangs zum Karstadt-Gebäude – diese Verbindung soll künftig auch physisch existieren, gleichsam als „Scharnier“ in Form einer großen Freitreppe auf den Siegberg und einem öffentlichen Aufzug für die barrierefreie Erreichbarkeit. Die bisherigen Wege – Kölner Straße und Aufgang Juliusstraße – sind für in ihrer Mobilität eingeschränkte Personen durchaus ein Hindernis. Die neue Bibliothek trägt dazu bei, die beiden Areale zu verbinden.

Uni Siegen: Architektenwettbewerb für Haus Hettlage läuft derzeit

Der Architektenwettbewerb für Haus Hettlage läuft derzeit und steht kurz vor dem Abschluss: Im August soll nach Angaben der Uni Siegen das Preisgericht stattfinden, danach werden die Siegerentwürfe vorgestellt. Diese Wettbewerbe hat die Stadt für zahlreiche Großprojekte durchgeführt – der Uni-Umzug ist gleichzeitig eben auch ein gewaltiges Städtebau-Projekt, das die Innenstadt ordentlich verändern dürfte.

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Das frühere Bekleidungshaus Hettlage hat eine rund hundertjährige Geschichte, in dieser Zeit gab es mehrere Bau- und Erweiterungsphasen. Ursprünglich war hier Siegens erstes Parkhaus, damals noch mit Paternoster-Aufzug. 2018 initiierte die Universität dann das Projekt, gab Machbarkeitsstudien in Auftrag, um festzustellen, ob es geeignet ist als Bibliothek und für den „Topografiesprung“ vom Tal auf den Berg. Christian Vitt, stellvertretender Bau-Dezernent der Uni: „Ein wichtiger strategischer Baustein für Stadt und Uni, um den künftigen Hauptcampus Innenstadt, der sich von den Flanken des Siegbergs über seine Kuppe zieht, fußläufig und möglichst barrierefrei erreichbar zu machen.“ Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft gab 2019 grünes Licht für Kauf und Umbau, 2021 erwarb die Universität das Gebäude.

Die weitgehend ungenutzte Fläche an der Friedrichstraße (Mitte) soll beim Teilcampus Nord der Uni Siegen neu genutzt werden.
Die weitgehend ungenutzte Fläche an der Friedrichstraße (Mitte) soll beim Teilcampus Nord der Uni Siegen neu genutzt werden. © Universität Siegen | Universität Siegen

Ziel des Wettbewerbs ist es auch, ein Konzept für eine platzsparende moderne Bibliothek zu entwickeln – der Raum ist architektonisch begrenzt. „Die zukünftige Bibliothek soll Teil der Stadt sein, sich in die Struktur einfügen und auch der Stadtgesellschaft zur Nutzung offenstehen. Es ist ein Gebäude an einem ganz zentralen Punkt Siegens, das ist uns deshalb ganz besonders wichtig“, so Uni-Kanzler Ulf Richter. Vorgesehen ist eine Gesamtnutzungsfläche von 4100 Quadratmetern.

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