Siegen. Keine Erholung in renaturierten Fluss-Auen im Siegener Zentrum: Durch Änderung der Umzugspläne der Uni ist auch die plätschernde Weiss betroffen

Vier Jahre sind ins Land gegangen. Der Entsorgungsbetrieb der Stadt Siegen (ESi) hatte 2020 die Planung für die Renaturierung der Weiß kurz vor der Einmündung in die Sieg vorgelegt – auch mit Blick auf den Hochwasserschutz. Das Gewässer verläuft hier in einer künstlichen Rinne, soll unter anderem aufgeweitet werden. Dieses Ziel kombinierte die Universität Siegen 2021 in ihren Plänen für den Teilcampus Süd entlang des Häutebachwegs mit einer deutlichen Steigerung der Aufenthaltsqualität an dem Flüsschen. Da das Projekt in dieser Größenordnung wohl nicht mehr umgesetzt wird, rückt nun die ursprüngliche Planung wieder in den Vordergrund, berichtete Stephan Roth, technischer ESi-Betriebsleiter dem Betriebsausschuss.

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Die Pläne für den Campus-Bau hatten sich vom Löhrtor-Hallenbad bis fast zur Einmündung im Bereich Koblenzer Straße erstreckt. Darin enthalten: Ein Uferweg, Wiesen und Sitzgelegenheiten entlang einer langgezogenen Fläche, die bislang überhaupt nicht zugänglich und auch kaum sichtbar ist. Zunächst hatte das NRW-Wissenschaftsministerium beim weiteren Uni-Umzug ins Zentrum auf die Bremse getreten und dem nördlichen Teilcampus entlang der Friedrichstraße Priorität eingeräumt. Dann wurde durch das Karstadt-Aus eine riesige Immobilie mitten auf dem bereits bestehenden Campus frei, das die Uni bereits nutzt – auf das Kaufhausgebäude wurde das Seminar- und Hörsaalzentrum gebaut. Hier soll nach derzeitigem Stand ein Großteil dessen untergebracht werden, wofür zwischen Stadtbad und Druckhaus neu gebaut werden sollte – die Fakultät II etwa.

In der Zwischenzeit ist in der Siegener Innenstadt einiges passiert

Das Löhrtor-Bad benötigt die damit Uni nicht mehr (wir berichteten). Damit ist auch die naturnahe Aufwertung der Weiß hinsichtlich eines Freizeitbereichs erstmal vom Tisch. Wenn nicht alle aktuellen Pläne über Bord geworfen und komplett neu entwickelt würden, werde in den nächsten fünf bis zehn Jahren hier wohl städtebaulich kaum etwas passieren, so Stephan Roth.

 
  © Uni Siegen | Büro Machleidt Berlin

ESi sei verpflichtet zum Gewässerausbau, betonte Stephan Roth in der Sitzung. In der Zwischenzeit ist in dem fraglichen Bereich zwischen Häutebachweg und Oranienstraße auch einiges passiert: So wurde das Haus der Musik gegenüber der ehemaligen Druckerei gebaut (dessen Parkgarage im Untergeschoss im Hochwasserfall als „Retentionsfläche“ dient) und die Sparkassenstiftung hat die Villa an der Oranienstraße ausgebaut: Wo vor vier Jahren noch eine Wiese war, ist nun eine Parkanlage. Damit stelle sich nun ein gewisser Konflikt, man sei sich aber mit Stiftung und Unterer Wasserbehörde weitgehend über das weitere Vorgehen einig, so Roth. Zur ehemaligen Druckerei, die für das Department Architektur der Uni Siegen umgebaut werden soll, ist eine neue Mauer vorgesehen, auf der anderen Uferseite wird das Gelände so hergerichtet, dass ein Hochwasserpegel „geringfügig“ sinkt. Die Parkanlage müsse aber in diesem Zuge wohl noch einmal angefasst werden.

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Ohnehin sei der Abfluss des Weiß abhängig von der sehr viel wasserreicheren Sieg: Wenn dort der Pegel bei Hochwasser hoch stehe, staue sich das Wasser entlang des Häutebachwegs zurück, aufgeweitetes Gelände hin oder her. „Wir könnten das noch so breit machen – wenn die Sieg den Pegel vorgibt, können wir das nicht ändern.“ Der Ausbau soll im Herbst beginnen.