Siegen. „Wir gehen mit diesem tollen Fleckchen in der Oberstadt nicht gut um“, schimpfen die Siegener Grünen. Es hilft alles nichts: „Wir sind zu arm“.

Die Fissmer-Anlage ist so etwas wie die grüne Lunge der Oberstadt; etwas von dem es in Siegen bislang noch nicht viel gibt. Schattig und beschaulich und überaus beliebt bei den Menschen. Und in Teilen auch überaus marode. Daran dürfte sich auch wenig ändern – zur Jubiläumsfeier 800 Jahre Siegen nicht und noch auf Jahre nicht. Es fehlt schlicht und einfach das Geld. Dabei ist es nicht so, dass die Anlage nicht benutzbar wäre. Bänke, Beete und Brunnen laufen keineswegs Gefahr, bald zusammenzustürzen. Aber mittendrin steht eben der blecherne Brunnen, über dessen ästhetischen Wert man sich streiten kann und bei dem aber feststeht, dass hier seit Jahren kein Wasser mehr plätscherte. „Wir sind zu arm, es zu machen“, beschließt Michael M. Schwarzer, LKR-Fraktion, die Ratsdebatte, an der Ende die Kommunalpolitik bitter einsehen muss, dass kein Geld da ist. „Andere Projekte sind deutlich wichtiger.“

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„Wir gehen mit diesem tollen Fleckchen in der Oberstadt nicht gut um“, hatte sich Michael Groß empört. Es sei „beschämend“, wenn eine Anlage direkt neben dem Rathaus in einem solchen Zustand sei. „Das Herzstück unserer Stadt sollte deutlich hergerichtet sein. „Seine Fraktion hatte sich, noch in der vorigen Wahlperiode in der „Jamaika-Koalition“, vehement dafür eingesetzt, dass die Pläne des Ateliers Loidl, den Bereich gründlich umzugestalten, nicht verwirklicht werden. 2017 hatte das Büro den freiraumplanerischen Wettbewerb gewonnen, als es an die Umsetzung ging, gab es erheblichen Widerstand, in der Folge passierte dann auch nichts. Weder wurde die Anlage nennenswert barrierefrei, noch der Brunnen instand gesetzt, das für die Umgestaltung vorgesehene Geld aus dem Städtebauförderprogramm „Rund um den Siegberg“ wurde für andere Dinge verwendet. Nun, forderten die Grünen per Antrag, sollten Brunnen und Barrierefreiheit hergestellt werden, noch dieses Jahr (wir berichteten).

Fissmer-Anlage in Siegen: Brunnen in der Oberstadt sanieren wird extrem teuer

Größere Eingriffe seien nicht nur teuer, sondern würden die Anlage eben auch sehr verändern, merkte CDU-Fraktionschef Marc Klein an: „Lasst die Fissmer-Anlage, wie sie ist“, dazu hätten die Baufachleute der Fraktion geraten. „Auch meine Kinder spielen in dem Brunnen, in dem kein Wasser fließt“, aber die Technik im Untergrund sei nun einmal so marode, dass derart umfangreich saniert werden müsse, dass dann doch wieder größere Eingriffe nötig seien. „Wir wollen ja aber nicht ins Gelände eingreifen“. „Den Brunnen zu sanieren, wird extrem teuer werden“, bestätigte Stadtbaurat Henrik Schumann. Pumpe und Wasser dürften sich laut inzwischen gültiger Vorschrift nicht im selben Gehäuse befinden, zudem müssten auch sämtliche Zuleitungen erneuert werden. „Das wird ‘ne große Nummer.“

Eine Viertelmillion für einen sprudelnden Brunnen auszugeben: Es hat ja wohl jeder Verständnis, dass das aktuell nicht geht.
Marc Klein - CDU-Fraktionsvorsitzender

Er sei sich sicher, dass es eine einfache, kleinere Lösung gebe, um auch von der Nikolaikirche aus ohne Stufen auf die verschiedenen Ebenen der Fissmer-Anlage zu gelangen, beharrte Michael Groß. Wirkliche Barrierefreiheit, das sei wahr, könne wohl nur hergestellt werden, „wenn die Anlage plattgemacht wird“ und ein großer, freier Platz entstehe. Niveau-Unterschiede anzugleichen sei aber doch wohl auch mit wenig Aufwand möglich. Im Gegensatz zum Brunnen: „Das klingt, als wäre der Brunnen auch noch die nächsten zehn Jahre trocken?“ Es sei völlig unverantwortlich, wenn der Willen des Rates wäre, „dass hier überhaupt nichts mehr passiert?“

Angesichts der Siegener Finanzlage: „Keine Möglichkeit, das irgendwie anzugehen“

Was Bürgermeister Steffen Mues zu der Bemerkung veranlasste, dass die Neuplanung der Anlage seinerzeit auf Basis einer umfangreichen Beteiligung der Bevölkerung erfolgt „und mit den Stimmen der Grünen beschlossen“ sei. Aber in der Tat: Der Brunnen sollte 250.000 Euro kosten, „Minimum“, vor einigen Jahren. Heute: eher 300.000. An Sanierung sei da nicht mehr zu denken, „es wird am Ende wohl ein neuer Brunnen“ – und auch für den müsse umfangreich gebaut werden. „Angesichts der Finanzlage dieser Stadt sehe ich realistisch keine Möglichkeit, das überhaupt irgendwie anzugehen“, fasste Marc Klein zusammen. Den Grünen warf er vor, dass „Ihnen die Finanzen dieser Stadt offenbar sch...egal“ seien. Eine Viertelmillion für einen sprudelnden Brunnen auszugeben – „es hat wohl jeder Verständnis, dass das aktuell nicht geht“.

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Was wiederum Franz Englert (UWG) empörte: Die Instandsetzung sämtlicher Brunnen in der Stadt werde immer wieder weiter nach hinten geschoben: „Davon wird es nicht billiger!“ Am Ende müsse der Brunnen dann wohl weg, „ein Armutszeugnis“, seufzte Jürgen Schulz (Grüne). „Und auch das wird Geld kosten.“