Siegen. 14 Jahre leitete Prof. Holger Burckhart die Universität Siegen. Er prägte und veränderte die Hochschule stark - und damit auch die Stadt.

Es sei gar nicht schlimm, dass Holger Burckhart schon ein paar Mal erfolglos versucht hat, sein Rektorenamt zu übergeben, findet Steffen Mues. 14 Jahre lang hat der Philosophie-Professor aus Köln die Geschicke der Universität Siegen gelenkt, die Hochschule und die Stadt maßgeblich geprägt. Stärker, als wohl alle seine Vorgänger: Unter Burckharts Führung leitete die Uni den Umzug in die Stadt ein, erwarb sich als Forschungsstandort in der Breite bis dahin ungekanntes Renommee. Vor der Amtsübergabe an Nachfolgerin Prof. Stefanie Reese (siehe Infobox) würdigt Siegens Bürgermeister den scheidenden Rektor im Rat für dessen Verdienste.

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In diesen 14 Jahren sei „unglaublich viel passiert“, sagt Mues. Die Uni habe sich zu der Einrichtung gewandelt, die Siegen in den 51 Jahren seit ihrer Gründung mit am stärksten geprägt und verändert habe – längst nicht nur, weil sie der größte Arbeitgeber ist. „Ein unglaublicher Wandel.“ Burckhart habe Fakultäten zusammengefasst und neu gegründet, die Uni aus dem Elfenbeinturm in die Mitte der Stadt geholt: „Genau der richtige Weg zur Universitätsstadt“, die viele neue junge Menschen anziehe. In drei Amtszeiten sei Burckhart diesen Weg nicht nur mitgegangen, sondern auch dank seiner Bereitschaft, Dinge neu zu denken, entscheidender Motor dieses Prozesses gewesen und habe gemeinsame neue Perspektiven aufgezeigt. „Die Uni Siegen ist für unsere Stadt ein unglaublich wichtiger Anker in die Zukunft.“ Holger Burckhart habe seine Hochschule und damit die Stadt sehr geprägt.

Die Uni Siegen ist für unsere Stadt ein unglaublich wichtiger Anker in die Zukunft.
Bürgermeister Steffen Mues

Karstadt-Aus vielleicht sogar ein Glücksfall für Siegen – gerettete Standorte wieder auf Kippe

Der Bürgermeister bekräftigte den Stellenwert des Umzugs in die Stadt: Anders als vielfach kritisiert werde dadurch niemand verdrängt, die Uni ziehe ganz überwiegend in (potenzielle) Leerstände. Wie das Untere Schloss eines war; verlassen von Landesbehörden und Justizvollzugsanstalt: „Was hätte da besser reingepasst als die Uni?“ Genauso das ehemalige Stadtkrankenhaus, das ehemalige Möbelhaus Wonnemann oder noch recht aktuell das Karstadt-Gebäude, wo nicht nur die Hörsäle errichtet wurden, sondern die Hochschule auch das Ende des Kaufhauses auffängt. Den Kampf um Karstadt habe Siegen nach jahrelangem Ringen verloren, so Mues, „vielleicht zum Glück“. Denn die österreichische Signa GmbH als Eigentümerin ist inzwischen insolvent, die im Sommer „geretteten“ Galeria-Karstadt-Kaufhof-Standorte stehen „schon wieder auf dem Prüfstand“.

Seit Freitag, 15. Februar, Rektorin der Uni Siegen: Prof. Stefanie Reese.
Seit Freitag, 15. Februar, Rektorin der Uni Siegen: Prof. Stefanie Reese. © WP | Hendrik Schulz

Nachfolgerin übernimmt Amtsgeschäfte

Die neue Rektorin Prof. Stefanie Reese hat am Freitag, 15. Dezember die Amtsgeschäfte an der Universität Siegen übernommen. Ihre Amtszeit beträgt sechs Jahre. „Mein Dank gilt allen Mitgliedern des Rektorats, des Hochschulrats und des Senats – sowohl für die geleistete Arbeit für die Universität Siegen in den vergangenen Jahren als auch für die Unterstützung jetzt. Besonders möchte ich mich bei meinem Vorgänger, Prof. Holger Burckhart, bedanken, der die Universität in 14 Jahren sehr erfolgreich in Forschung, Lehre und Transfer aufgestellt hat“, sagte Reese.

Die neue Rektorin wird in den kommenden Wochen der Findungskommission einen Vorschlag für die Besetzung der Prorektorate machen. Daran anschließend erfolgt die Wahl in der Hochschulwahlversammlung.

„Politik ist täglich kündbar“, sagt Burckhart, der sich durchaus als politischer Rektor verstanden hat, zu den Ratsmitgliedern: Sie müsse permanent beweisen, dass sie etwas Sinnvolles tue. Die vergangenen 14 Jahre seien „durchweg sinnvoll“ gewesen, „ich habe meine Lebenszeit hier investiert und bin gern hiergewesen – immer, jeden Tag“. Auch bei schwierigen Themen und er sei sich bewusst, dass er, gemeinsam mit der Stadt, den Bürgerinnen und Bürgern auch etwas zugemutet habe. Stichwort „Die Uni okkupiert alles“. Und überhaupt: So einen Wandel müsse eine Stadt auch erstmal mitmachen.

Ich habe meine Lebenszeit hier investiert und bin gern hiergewesen – immer, jeden Tag.
Prof. Holger Burckhart

Burckhart: Aus „randständiger“ Uni Siegen eine Hochschule von Rang gemacht

Als er nach Siegen kam, sei die Uni randständig gewesen, gar nicht aus eigenem Verschulden, „aber es hat sich auch keiner bewegt, dass sich das mal ändert“. Sein Ehrgeiz, die Hochschule zu einer Uni für die und mit den Bürgern mitten in der Stadt zu machen, sei auf dem Balkon des ehemaligen Stadtkrankenhauses oberhalb des Unteren Schlosses gekommen. „Ich dachte, es darf doch nicht wahr sein, dass der Schlossplatz nicht das Herz der Uni ist.“ Vier Ministerpräsidenten, von Jürgen Rüttgers bis Hendrik Wüst, habe er überzeugt, dass es eine gute Idee sei, das Projekt „Uni (kommt) in die Stadt“/„Siegen. Wissen verbindet“ zu fördern, auch wenn einer eher kleinen Uni so viel Geld gar nicht zustehe.

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Die städtebauliche Entwicklung Siegens sei ein „toller Erfolg“, bekräftigt Burckhart: Stadt und Uni hätten gemeinsam die „nachhaltigste Idee“ verfolgt – Bauen im Bestand. „Als wir anfingen, hat das noch keiner gemacht“.