Siegen. In 14 Jahren als Rektor hat Holger Burckhart die Uni Siegen geprägt, auch die Stadt. Seine dritte Amtszeit endet bald – das lässt ihn nicht kalt.
Am Mittwochmorgen schlendert Holger Burckhart über den Schlossplatz. 2009 saßen da, wo heute Studierende büffeln, noch Männer im Gefängnis. In 14 Jahren im Amt hat der Rektor einen Wandel eingeleitet wie wohl keiner seiner Amtsvorgänger. Er hat die Uni Siegen geprägt und damit auch die Stadt. An einer eher kleinen Uni in einer eher kleinen Stadt ist das Rektorenamt womöglich größer als anderswo, Burckhart war ein durchaus politischer Rektor. Er hat den Boden bereitet für das, was seine Nachfolgerin Stefanie Reese nun fortsetzen möchte. Wehmut empfinde er nicht, sagt der 67-Jährige am 9. August: Die Uni, seine Uni habe bewiesen, dass sie selbstständig aus einer schwierigen Situation kommt. „Ich habe den Job sehr gerne gemacht, ohne Wenn und Aber“. Deswegen sei es ihm auch leicht gefallen, noch zu bleiben, als im Januar kein Nachfolger gewählt wurde.
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Nun wurde eine Nachfolgerin gewählt und Stefanie Reese Ratschläge zu geben, stehe ihm nicht zu. Das habe sie auch gar nicht nötig; er wünsche ihr, dass sie ihre Ideen umsetzen kann, dass sie ein zukunftsfähiges Team aufstellt „wie ich es auch immer hatte“. Kommende Woche werde die Übergabe beginnen, einige Zeit wird das dauern.
Burckhart: Rektoramt in Siegen ist etwas anderes als in Köln
Sein Dienstvertrag an der Uni Siegen läuft noch anderthalb Jahre. Eins davon ist als Auszeit vorgesehen, vorschriftsmäßig, um den wenigen Urlaub im Rektoramt ein bisschen auszugleichen. Burckhart bleibt als Philosophie-Professor Mitglied der Hochschule, eigene Lehrveranstaltungen plant er nicht. Wieder etwas Forschung, das Projekt „Siegen – Wissen verbindet“ weiterhin „kommunikativ unterstützen“ – „Ich kann gut loslassen“, sagt Burckhart. Auch ohne um die Welt zu segeln, wie ursprünglich mal geplant.
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Diese „abgeklärte Position“ sei aber keineswegs emotionslos; es ist ihm nicht egal, dass er nun nicht mehr an der Spitze steht. „Ich hänge schon an dieser Uni“, sagt Burckhart. Die Möglichkeit zur politischen Gestaltung, die werde er am meisten vermissen. In Siegen sei das ganz anders als in Köln, Entscheidungen seien viel unmittelbarer, wirkten schneller. „Das ist etwas Schönes!“ Weil es Verbindungen in die Stadt schafft. Aber er habe ein klares Rollenverständnis, das Ende einer Amtszeit gehört dazu. „Ich gehe mit gelassener Zufriedenheit. Oder zufriedener Gelassenheit.“