Elpe. Nach dem Flugzeugabsturz über dem Sauerland behauptet die Bundeswehr: „Der Learjet stürzte in unbewohntem Gebiet nahe der Ortschaft Olsberg ab.“ Für die Bürger in Elpe klingt das wie Hohn. Nur rund 80 Meter neben dem nächsten Wohnhaus schlugen die Trümmerteile ein. Warum spricht die Bundeswehr da von unbewohntem Gebiet?
„Der Learjet stürzte in unbewohntem Gebiet nahe der Ortschaft Olsberg ab.“ So beschreibt die Bundeswehr auf ihrer Homepage den Flugunfall zwischen dem Eurofighter und dem Learjet vom Montag. Für die Bürger in Elpe klingt das wie ein Schlag ins Gesicht. Denn nur 80 Meter neben dem nächsten Wohnhaus ist das Flugzeug oder das, was von ihm übrig war, in die Wiese „Am krummen Auwer“ eingeschlagen.
Sensburg verteidigt Formulierung der Luftwaffe
„Abenteuerlich“ bezeichnet der SPD-Bundestagsabgeordnete Dirk Wiese die Formulierung der Bundeswehr. 260 000 Menschen lebten im Hochsauerlandkreis, 1,3 Millionen in Südwestfalen. Da könne man wohl kaum von unbewohntem Gebiet sprechen, ärgert er sich. Damit habe man natürlich nicht das gesamte Sauerland gemeint, sondern lediglich die Stelle des Aufschlags, verteidigt der CDU-Bundesabgeordnete Dr. Patrik Sensburg die Luftwaffe.
„Ich habe gerade schon eine ähnliche Bürgeranfrage gehabt. Rein militärisch von der Begrifflichkeit ist es unbewohntes Gebiet, weil an der Stelle zum Glück kein Haus gestanden hat“, sagt Hauptmann André Hesse, ein Pressesprecher der Luftwaffe in Berlin. Man wolle damit aber keinesfalls suggerieren, dass der Vorfall vom Montag ungefährlich gewesen sei. „Ich will den Leuten ihre Ängste und Sorgen gar nicht absprechen und kann das gut verstehen. Noch mal: Es soll nicht bedeuten, dass das keine Gefahrensituation war, bei der zum Glück nicht mehr passiert ist.“
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Am Dienstagabend gegen 21 Uhr haben die Polizeikräfte, die immer noch nach den Leichen der beiden Piloten suchen, ihre Arbeit vorübergehend eingestellt. „In Spitzenzeiten waren bis zu 160 Leute im Einsatz“, sagt Polizeisprecher Ludger Rath. Gestern ging die Suche mit acht Spezialhunden weiter, die den Bereich rund um die Einschlagstelle und entlang der etwa drei Kilometer langen Absturzschneise absuchen. Nach wie vor ist der Tod der beiden Piloten offiziell nicht bestätigt. Die DNA-Untersuchungen in der Dortmunder Rechtsmedizin waren gestern noch nicht abgeschlossen.
Flugzeugabsturz mit Sachverstand und Hilfe der Politik aufklären
„Man muss jetzt mit Sachverstand an die Aufklärung des Flugzeugunglücks herangehen und den verantwortlichen Stellen Gelegenheit zur Aufklärung geben“, betonte Olsbergs Bürgermeister Wolfgang Fischer. Er hält nichts von vorschnellen Resolutionen. „Unser Rat tagt in der nächsten Woche. Das Thema wird dort mit Sicherheit behandelt. Doch ein Alleingang der Stadt Olsberg wäre nicht der richtige Weg. Wir müssen uns mit den Abgeordneten in Berlin abstimmen und die große Politik ins Boot holen.“
Wichtig sei es, Antworten zu bekommen, wie es zu dem Unglück kommen konnte, um dann über weitere Vorgehensweisen nachzudenken. Als erschreckend bezeichnete es Fischer, dass nach seinen Informationen im Monat 30 bis 40 Übungen dieser Art in Deutschland stattfinden würden.
Deutschland ist übrigens in sieben Tiefflugzonen zwischen 450 und 300 Metern eingeteilt. Olsberg gehört zum Gebiet 3, in dem sich u.a. auch Meschede, Bestwig und Olsberg befinden. Doch Tiefflugzonen oder ein solches Flugmanöver, das in einer Höhe von deutlich über 1000 Metern stattfand, in Frage zu stellen, dafür sieht Dr. Sensburg keinen Anlass. Man brauche solche Übungen. Es genüge nicht, wenn die Luftwaffe über dem Meer trainiere.