Olsberg. Nach einem Zusammenstoß mit einem Bundeswehrflugzeug ist bei Olsberg ein Passagier-Jet abgestürzt. An Bord waren zwei Menschen. Die Maschinen sollten nach Angaben des Luftwaffe-Sprechers in der Luft ein Flugmanöver abhalten.

Über der Ortschaft Elpe bei Olsberg im Sauerland ist ein mit zwei Personen besetztes Zivilflugzeug nach einem Zusammenstoß mit einem Kampfjet der Luftwaffe abgestürzt. Das berichtete eine Sprecherin der Polizei im Hochsauerlandkreis am Montag. Der Luftwaffenjet sei anschließend auf seiner Basis in Nörvenich bei Köln gelandet. Der mit zwei Personen besetzte Learjet sei über unbewohntem Gebiet abgestürzt, hieß es.

Ein Augenzeuge berichtete gegenüber unserer Redaktion allerdings, dass einige Trümmerteile in 30 bis 40 Meter Entfernung von Wohnbauten heruntergekommen wären. Demnach sei das Flugzeug als Feuerball abgestürzt und hätte einen 1,5 Meter tiefen Krater hinterlassen.

Landschaftsgärtner Markus Biene war gerade in Siedlinghausen in einem Garten beschäftigt - zwei bis drei Kilometer Luftlinie von der Absturzstelle entfernt.

Kollision in der Luft über Olsberg

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Er sah zwei Flugzeuge am Himmel, die hintereinander herflogen und in den Wolken verschwanden. Dann hörte Biene einen lauten Knall, ein großer Rauchpilz war in der Luft zu sehen. Dann sei "pfeilschnell eine Maschine zu Boden" gestürzt, sagte Biene. Die Trümmerteile würden mehrere Kilometer verstreut liegen.

Auf einer Pressekonferenz der Polizei wurde am frühen Abend bestätigt, dass mindestens einer der zwei Insassen der abgestürzten Maschine tot ist. Nahe der schwer zugänglichen Absturzstelle seien Leichenteile gefunden worden, sagte ein Sprecher der Polizei in Meschede. Es handle sich vermutlich um einen der beiden Insassen der Zivilmaschine. Im Ort wurde nach ersten Angaben von Polizei und Feuerwehr niemand verletzt. Der Learjet war nach der Kollision noch über den Ort geflogen und hinter den letzten Häusern aufgeprallt.

Entgegen erster Meldungen handelte es sich bei dem in der Nähe des Wracks gefundenen Fallschirms lediglich um einen Bremsschirm für die Maschine. Das Flugzeug hatte keinen Schleudersitz, deswegen kann der Schirm nicht von einem der Insassen benutzt worden sein. Die zweite Person wird noch vermisst. Es gilt als zweifelhaft, ob diese lebend gefunden werden kann.

Berührung in der Luft löste offenbar das Unglück aus

Ein Sprecher der Luftwaffe in Berlin bestätigte den Zwischenfall zwischen einem Eurofighter und einer Zivilmaschine. Der Eurofighter und eine weitere Maschine dieses Typs seien sicher auf den Flugplätzen Nörvenich und Köln-Wahn gelandet. Die Piloten der Euro-Fighter sind unverletzt, "Ihnen geht es den Umständen entsprechend gut", sagte ein Sprecher. Es habe eine Berührung in der Luft gegeben, heißt es weiter.

Es sei eine Glanzleistung des Piloten des beschädigten Flugzeugs gewesen, seine Maschine wieder sicher zurückzubringen, sagte Hoppe. Beide Piloten würden nun psychologisch betreut. In den kommenden Tagen wolle man sie befragen. Die Aufzeichnungssysteme der Flugzeuge sollen ausgewertet werden.

Das ist die Airbus-Tochter GFD

Die Gesellschaft für Flugzieldarstellung, kurz GFD, ist seit mehreren Jahren ein Tochterunternehmen der Rüstungssparte des Airbus-Konzerns. Die Flugzeuge der Firma dienen unter anderem der Luftwaffe als Übungsziele. Darüberhinaus ist die GFD auch für Teile der Pilotenausbildung für den Kampfjet Eurofighter zuständig, der ebenfalls von einer Airbus-Tochter hergestellt wird.

Ihren Sitz hat die GFD eigenen Angaben zufolge auf dem Flugplatz Hohn in Schleswig-Holstein. Aus dem im Bundesanzeiger veröffentlichten Geschäftsbericht für 2011 geht hervor, dass die Firma damals rund 80 Mitarbeiter beschäftigte und für ihre Aufgaben eine Flotte von elf Learjets, zweimotorigen Geschäftsreiseflugzeugen, betrieb. (dpa)

Die Zivilmaschine sei für die Gesellschaft für Flugzieldarstellung (GFD) unterwegs gewesen. Die drei Maschinen sollten nach Angaben des Luftwaffe-Sprechers in der Luft ein Flugmanöver abhalten. Die beiden Eurofighter gehören zum Taktischen Luftwaffengeschwader 31 "Boelcke". Der Trainingsflug sei beim Zentrum für Luftoperationen in Absprache mit dem zivilen Luftraum angemeldet gewesen.

Bei der Übung ging es um zivile Flugzeuge in Notlagen

Beide Piloten der Bundeswehr-Jets seien sehr erfahren und hätten die Übung schon sehr oft gemacht. Er habe keine Hinweise darauf, wie es zu dem Unfall kommen konnte, sagte der 48-jährige Kommandant. Die beiden Flugzeuge seien sowohl am Flügel als auch am Rumpf miteinander kollidiert.

Bei der Übung sei es um zivile Flugzeuge in Notlagen gegangen, die sich nicht mehr über Funk melden können. Im Ernstfall nehmen in solchen Fällen zwei Eurofighter Sichtkontakt auf und leiten die Maschine zum nächsten Flugplatz, erklärte Hoppe. Ein Eurofighter fliege dabei in einem Abstand von 500 bis 1000 Meter neben dem Zivilflugzeug, das andere etwa drei Kilometer dahinter.

Ermittler untersuchen die Unfallstelle

Das ist der Eurofighter

Der Eurofighter ist ein ein- oder zweisitziger Kampfjet. Die 15,9 Meter lange Maschine fliegt mit zweifacher Schallgeschwindigkeit, bei einem Abfluggewicht von maximal 23 Tonnen. Das Hightech-Flugzeug wird unter anderem ausgerüstet mit im Luftkampf eingesetzten Luft-Luft-Raketen und mit Luft-Boden-Raketen, einschließlich lasergesteuerter Geschosse.

An der Entwicklung waren Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien beteiligt. Um das Flugzeug gab es in der Vergangenheit heftige politische Diskussionen, unter anderem weil es immer teurer wurde. Pro Stück kostet ein Jet derzeit mehr als 100 Millionen Euro. (dpa)

Der Alarmrotte blieben nach Alarmierung durch den zuständigen Gefechtsstand 15 Minuten, um abzuheben. "In solch einem Fall steigt die Alarmrotte auf und nimmt über Funk oder mittels Zeichen Kontakt zu dem betroffenen Luftfahrzeug auf", hieß es im Internet.

Der General Flugsicherheit der Bundeswehr sowie die Bundesanstalt für Flugunfalluntersuchung hätten die Ermittlungen an der Absturzstelle aufgenommen. (dpa/we)

Flugunfälle mit Beteiligung von Bundeswehrmaschinen 

Im engen deutschen Luftraum hat es schon zahlreiche Zusammenstöße von Bundeswehrmaschinen gegeben. Manchmal waren auch zivile Flugzeuge beteiligt. Einige Fälle:

  • April 2004 - Über Garding in der Nähe von St. Peter-Ording an der Nordsee stoßen zwei Tornado-Jets der Bundesluftwaffe während eines Formationsfluges zusammen und stürzen ab. Dabei werden die beiden Insassen einer der Maschinen getötet. Die zwei Besatzungsmitglieder des anderen Jets können sich mit dem Schleudersitz retten.
  • Januar 1999 - Zwei Tornados kollidieren auf einem Übungsflug nordöstlich von Norderney (Niedersachsen) und stürzen aus 3000 Meter Höhe in die Nordsee. Während sich eine Besatzung mit dem Schleudersitz retten kann, finden die beiden Insassen der anderen Maschine den Tod.
  • Juni 1998 - Ein Tornado der Luftwaffe rammt bei Hundsbach (Nordschwarzwald/Baden-Württemberg) in 580 Meter Höhe ein Segelflugzeug mit einer Tragfläche. Der Sportflieger kommt beim Absturz seines Kleinflugzeugs in ein Waldgebiet ums Leben. Der Militärjet landet mit leichten Beschädigungen in Ramstein.
  • Juni 1996 - Ein Ultraleichtflugzeug stößt bei Rheine (Münsterland/Nordrhein-Westfalen) mit einem Phantom-Jet der Bundeswehr zusammen und stürzt ab. Der Sportpilot kommt ums Leben, die Militärmaschine kann ihren Flug fortsetzen.
  • August 1995 - Über dem Allgäu in Bayern stoßen zwei Bundeswehr-Tornados zusammen. Die vier Besatzungsmitglieder können sich mit Schleudersitzen retten. Beide Maschinen explodieren nach dem Absturz.
  • Januar 1989 - Zwischen zwei Dörfern im niedersächsischen Landkreis Aurich kollidieren zwei Alpha-Jets der Luftwaffe und ein britischer Tornado. Während ein Alpha-Jet und der Tornado auf ein Feld stürzen, kann der andere Alpha-Jet auf dem Fliegerhorst Wittmund notlanden. Zwei britische Piloten sterben.