Olsberg. . Eine unruhige Stille liegt über dem Dorf. Einen Tag nach der Flugzeug-Katastrophe in Olsberg-Elpe ist die Absturzstelle weiterhin abgesperrt. Das Gebiet wird mit Polizeiverstärkung aus Münster weiträumig abgesucht. Einige Wrackteile werden sogar in drei Kilometer Entfernung bei Siedlinghausen und Altenfeld gefunden.

Am Absturzort hört man nur die durchfahrenden Autos, leise klingelnde Handys der Experten für Flugunfalluntersuchung und die Reporter der Fernsehteams.

Vereinzelt stehen die Elper zusammen auf der Straße oder ihren Terrassen und reden. Sie reden über das, was sie gesehen, gehört und gerochen haben. Langsam realisieren sie, wie viel Glück der 700-Seelen-Ort hatte. Verarbeitet haben die Anwohner das Unglück noch lange nicht. Sie stehen unter Schock.

Wut auf die Übung über bewohntem Gebiet

„Das war wie ein Erdbeben, einfach furchtbar“, sagt Nicole Freisen, die ihre kleine Tochter im Kinderwagen durch den Ort schiebt. „Ich habe zu meinem vierjährigen Sohn noch gesagt: ,Die Flugzeuge sind ganz schön nah.’ Dann habe ich das Plissee am Fenster heruntergezogen, und plötzlich gab es einen Riesenknall und einen Feuerball. Er hat alles mitbekommen und konnte heute Nacht kaum schlafen.“

Die Hände der jungen Mutter zittern. Ihre Augen werden feucht. Sie ist innerlich aufgewühlt. Dazu kommt Wut. Wut auf die Übung über bewohntem Gebiet: „Dass so etwas erlaubt ist, ist eine Frechheit. Es müsste verboten werden.“

Solche Übungen besser in der Nordsee oder Ostsee

Das Flugzeug hat die Wohnbebauung von Elpe knapp verfehlt. Rund 90 Meter ist das nächste Haus von dem Krater entfernt. Für die zwei Piloten besteht keine Hoffnung. Ganz Elpe wird diesen Tag so schnell nicht vergessen. „Es reicht, dass zwei Menschen gestorben sind“, sagt Nicole Hütte, die sich Dienstagmittag zum ersten Mal mit ihrer kleinen Tochter nach draußen gewagt hat.

„Es war wie im Krieg. Die Ostsee und die Nordsee sind doch groß genug für solche Übungen. Auch wenn die Gegend hier nicht dicht besiedelt ist, geraten dabei dennoch Menschen in Gefahr.“

Alltag in Elpe ein paar Straßen weiter 

Ein paar Straßen weiter herrscht Alltag. Der Postbote bringt Briefe, Claudia Lobmeyer nimmt sie in Empfang. „Wir haben Riesenglück gehabt, dass auch keines der größeren Trümmerteile in Elpe oder den anderen Orten heruntergekommen ist.“ Auch sie ist besorgt, dass solche Mannöver über bewohntem Gebiet durchgeführt werden.

Aber ihre Gedanken gehen noch weiter: „Die heiße Asche ist auf unseren Autos und sicherlich auch auf unserer Photovoltaikanlage gelandet und teilweise richtig festgebrutzelt. Die Wiesen sind kontaminiert. Wer kommt denn für die Schäden auf?“, fragt Claudia Lobmeyer.

Ergebnis „frühestens in einem Jahr“

Die Frage wird wohl so schnell nicht beantwortet werden können. Jens Friedemann von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen (BFU) aus Braunschweig leitet die Ursachenforschung in Elpe: „Frühestens in einem Jahr“ könne man mit einem offiziellen Ergebnis rechnen. Bis dahin müssen Wrackteile und die beteiligten Flugzeuge untersucht, Daten ausgewertet und Zeugen vernommen werden.

Die Piloten der beiden Eurofighter wird die BFU erst heute befragen. Bis dahin gehen die Experten davon aus, dass der Learjet mit großer Wahrscheinlichkeit bereits in der Luft zerbrochen ist. Das Flugzeug älteren Baujahrs ist zwar mit einem Flugschreiber ausgestattet, dieser aber sammelt nur einen Bruchteil der Daten, die heute technisch erfassbar sind.

Modernste Technik im Eurofighter

Die Eurofighter dagegen sind mit modernster Technik und Cockpit-Kameras ausgestattet. Nach Informationen aus Luftwaffenkreisen haben diese Kameras bereits Bilder von einem Feuerball in der Luft aufgezeichnet. Bis die Elper aber Antworten auf ihre Fragen bekommen, werden Monate vergehen.