Westheim. . Die 15 streikenden Mitarbeiter der Kombi-Massiv Bauelemente (KMB) setzten seit Anfang November ihren Streik aus. Sie wollen wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Wie berichtet, hat die KMB allerdings keine Arbeit für sie. Die 15 Streikenden sind zu Hause. Die WP sprach mit Carsten Burckhardt, Regionalleiter der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau), Region Westfalen, aus Dortmund über Ursache, Wirkung und Sinnhaftigkeit des Arbeitskampfes für Unternehmen wie Mitarbeiter, Betriebsrat und Gewerkschaft.
WP: Die 15 Streikenden hat die Geschäftsleitung also nicht wieder zurück an ihren Arbeitsplatz gelassen. Wie geht es weiter?
Carsten Burckhardt: Unser Ziel ist es, die 15 Streikenden wieder in Arbeit zu bringen. Sie haben den Streik abgebrochen. Sie bieten täglich ihre Arbeitskraft an. Firmenchef Jakobs hat Teile der Produktion abbauen lassen und lässt jetzt in Polen produzieren. Weil dort die Arbeitskräfte noch billiger sind. Das kann nicht sein.
Kann man sagen, der Streik hat seine Wirkung verfehlt?
Ja, das kann man sagen. Wobei es weder Verlierer noch Gewinner gibt. Wir würden den Streik auch fortführen. Aber dazu braucht man Menschen, die sich das leisten können.
Aber die Geschäftsleitung hat ihr Ziel nicht erreicht. Der Herr Jakobs wollte die Streikenden aushungern. Die Taktik ist nicht aufgegangen. Die Streikenden setzen ihren Arbeitskampf aus. Die KMB muss sie bezahlen. Die Firma hat hohen wirtschaftlichen Schaden erlitten. Aber das stört Jakobs scheinbar nicht. Er hat seinen guten Ruf als Arbeitgeber verloren. Die Auseinandersetzung ist noch nicht vorbei.
Unser Ziel ist nicht, das Unternehmen zu zerstören. Dazu wäre es aber gekommen, wenn wir weiter gestreikt hätten.
Wie das? Bei der KMB werden doch scheinbar die 15 Mitarbeiter nicht mehr gebraucht.
Bei Streikbeginn im Juni waren es 35 Streikende. Inzwischen haben einige eine neue Arbeit. Andere sind krank geworden. Wieder andere sind an ihren alten Arbeitsplatz zurückgekehrt. Von den ehemals rund 100 Beschäftigten sind es jetzt nur noch 75. Durch Leiharbeiter wird die Produktion aufrechterhalten. Es mag sein, dass Jakobs das Gefühl hat, er habe den Arbeitskampf niedergeschlagen. Er hat es aber nicht.
Hat sich der Streik aus Sicht der Gewerkschaft überhaupt gelohnt?
Der Betriebsrat wurde vor rund einem Jahr gegründet. Wir haben unser Ziel auf Lohnerhöhung nicht erreicht. Noch nicht. Aber wir haben dem Arbeitgeber gezeigt, dass es Arbeitsrechte und -gesetze gibt. Dass es Menschenrechte gibt, die man nicht mit Füßen treten kann. Was wäre die Alternative gewesen? Dass man sich alles gefallen lassen muss? Gegenwehr ist ein legitimes Mittel. Sich gegen Arbeitgeberwillkür zu wehren, lohnt sich immer.
Was ist falsch gelaufen?
Ich habe als Bundesstreikleiter der IG BAU viele Arbeitskämpfe geführt. In der Regel mit Erfolg, so dass die Mitarbeiter am wirtschaftlichen Erfolg teilhaben können. Ehrbare Handwerker streiten sich und vertragen sich auch wieder. In 99 Prozent der Fälle ist es so gelaufen. Eine solche verblendete Ideologie wie in diesem Fall, habe ich noch nie erlebt. Dass Arbeitgeber Menschen durch Repressalien bei der Stange halten wollen, muss im 21. Jahrhundert beendet sein. Wir haben versucht, die Kirche einzuschalten, die Politik, die Landesschlichterstelle, den Arbeitgeberverband – fruchtlos. Jakobs hat auch die anderen beiden Geschäftsführer eingeschüchtert, dass sie alles machen, was er sagt. Die Reiberei um ein paar Cent mehr ist eskaliert in eine Verteidigung der Grundrechte.
Welche Lehren ziehen sie daraus?
Ständen wir noch einmal am Anfang, würden wir schneller alle Register ziehen. Sofort streiken, um Druck aufbauen zu können. Wir waren zu lieb, zu vorsichtig. Wir sind eine Gewerkschaft, die eine hohe Sozialpartnerschaft mit den Arbeitgebern pflegt. In den Arbeitskampf zu ziehen, ist für alle Seiten nicht schön. Nie hat jemand so ignorant Betriebsrat, Gewerkschaft und Gesetzgebung umgangen.
Wie geht es jetzt weiter mit den 15 standhaften Streikenden?
Wir begleiten und unterstützen sie auch weiterhin.