Marsberg. Die Betriebsversammlung beim Stahlbetonhersteller Kombi-Massiv-Bauelemente (KMB) im Marsberg-Westheim sollte Geschäftsführung, Belegschaft und Gewerkschafter nach wochenlangen Streitigkeiten wieder zusammenführen. Doch der Plan ging nicht auf. Stattdessen werden die Vorwürfe der Beteiligten immer heftiger.
Geschäftsführung und Gewerkschaft sind zerstritten. Jetzt sollen Bürgermeister und Pfarrer vermitteln .Bodo Matthey, Gewerkschaftssekretär der IG Bauen-Agrar-Umwelt, erneuerte seine Kritik an der KMB-Geschäftsführung: „Ich vermute, dass der Betrieb umstrukturiert und künftig auf die Produktion verzichtet werden soll.“ Deshalb, so Matthey, würde sich KMB mit allen Mitteln gegen den seit Dezember gewählten Betriebsrat wehren. „Wenn es solche Pläne gibt, dann muss mit dem Betriebsrat über einen Interessensausgleich und einen Sozialplan verhandelt werden. Ohne einen Betriebsrat hätte die Geschäftsführung freie Hand“, sagt Matthey.
Rene Heißig, im Dezember zum Vorsitzenden des KMB-Betriebsrats gewählt, wirkte nach der Betriebsversammlung schwer angeschlagen. Nach der einstündigen Aussprache, der die Geschäftsführung fernblieb, kämpfte Heißig sichtlich mit den Tränen: „Es geht mir an die Nieren. Vor allem ist es schade, dass sogar einige Kollegen gegen den Betriebsrat sind.“ Ursächlich für die Gründung des Betriebsrats ist nach Gewerkschaftsangaben eine zu hohe Arbeitsbelastung sowie untertarifliche Bezahlung (wir berichteten).
Josef Uhrhan, Prokurist der KMB, erhebt seinerseits schwere Vorwürfe gegen Matthey: „Die Gewerkschaft versucht mit allen Mitteln, in die Firma zu kommen. Einem unserer Mitarbeiter wurde sogar angedroht, ‘ihm eins auf die Fresse zu hauen’, wenn er nicht beitreten würde.“ Zugleich soll Matthey die Belegschaft gegen die Geschäftsführung aufgehetzt haben.
„Die Gewerkschaft hat uns vorgeworfen, wir hätten die Mitarbeiterbeiträge für die Sozialkasse-Bau nicht entrichtet. Selbst als wir den Eingang per schriftlicher Bestätigung nachgewiesen haben, wurde dies von der Gewerkschaft angezweifelt“, so Uhrhan.
Die meisten Mitarbeiter wollten sich nach der Betriebsversammlung nicht öffentlich äußern. Während Uhrhan über die Hälfte der Belegschaft auf Kurs der Geschäftsführung wähnt, glaubt auch Matthey, die Mehrheit auf seiner Seite zu haben.
Einig sind sich beide nur darin, dass alle Beteiligten möglichst bald wieder an einem Strang ziehen sollten. „Wir möchten, dass Marsbergs Bürgermeister Hubertus Klenner und Pfarrer Alfred Hammer vermitteln. Uns geht es um die Sicherung der Arbeitsplätze für die nächsten Jahre“, so Matthey.
Prokurist Uhrhan gibt sich zumindest mit Einschränkung gesprächsbereit: „Ich bin bereit, mit allen Mitarbeitern zu sprechen, nur nicht mit der Gewerkschaft. Herr Matthey, mit dem ich ganz am Anfang in Kontakt stand, hat mein Vertrauen zu sehr missbraucht.“
Besonders pikant: Während sich KMB-Geschäftsführung und Gewerkschaft in Marsberg gegenseitig bekämpfen, wird im Münsteraner Technologiepark indes ein neues, repräsentatives Gewerkschaftshaus gebaut. Die Fertigbetonteilen stammen aus Marsberg - natürlich von KMB.