Marsberg. Der Lockdown kann das Ernährungsverhalten negativ beeinflussen. Ernährungsberaterin Irmgard Lammers erklärt, wie unbewusst das passieren kann.

Nicht nur zu Beginn eines neuen Jahres sorgen Gewichtsprobleme für ungläubige Blicke und den Wunsch etwas zu ändern. Die Coronakrise kann diesen Umstand auch stark beeinflussen. Irmgard Lammers ist staatlich anerkannte Diätassistentin und Ernährungsberaterinim Marien-Hospital Marsbergund erklärt, wie Corona das Essverhalten verändern kann und welche Gegenmaßnahmen es gibt.

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Ganz wichtig ist auch in Zeiten des Viruseine gesunde Ernährung. Sie merkt im Berufsalltag, dass es bereits erste Langzeitwerte gibt, die bei Diabetespatienteneine Gewichtszunahme gibt. „Das fiel schon im ersten Lockdownauf. Dadurch, dass die Fitnessstudioszu haben- und die fehlende Bewegung zu einem Problem wird, sehen wir Gewichtszunahmen von zwei bis drei Kilogramm. Da machen sich 200 Kalorien, die am Tag mehr verzehrt werden, schnell bemerkbar über ein paar Monate hinweg“, so Lammers.

Ungesunde Ernährung fällt zunächst nicht auf

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Vieles würden die Betroffenen gar nicht registrieren. Wenn beispielsweise durch Frust oder Depressionvermehrt zu Snacks gegriffen würde. Kompensationsmechanismen sorgen für Glücksgefühle, schließlich macht Essenglücklich. „Besser wäre aber Sport.“ Vor allem, weil durch die vielen Arbeiten im Homeofficeder Weg ins Büro wegfällt, der zumindest mit ein bisschen Bewegung einhergehen würde, oder in Einzelfällen auch einen Spaziergang zur Arbeit bedeutet.

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Snacks, wie Süßigkeiten, können laut der Ernährungsberaterin schnell ein ganzes Mittagessen ausmachen. Um das zu verhindern, sollten die Mahlzeiten am Tag bewusst zu sich genommen werden. Vor dem Fernseher oder dem Computeralso schnell noch ein Brot essen, ist kontraproduktiv. „Jeder sollte sich auf sein Essen konzentrieren und es genießen. Sonst isst man am Ende zu viel“, erklärt Lammers. Besonders unter Stress passiere das schnell. Deswegen ist für die Expertin eine gute Planung der Nahrungsaufnahme entscheidend. Das fängt schon beim Einkaufan.

Bewusst Einkäufe tätigen

„Was ich nicht im Haus habe, kann ich auch nicht essen. Süßigkeiten fungieren schon als visuelle Suchtmittel, daher ist es besser gesunde Sachen im Haus zu haben.“ Trotzdem weiß sie auch, dass ein Heißhungerauf Schokolade nicht durch eine Möhre ersetzt werden kann. Deswegen empfiehlt sie, Zartbitterschokolade im Kühlschrank aufzubewahren. Nicht nur, weil sie gesunde Inhaltsstoffe in sich trägt, sondern eine gekühlte Variante auch nicht so schnell gegessen wird, wie eine lauwarme. Wieder gilt: Genuss und eine schnellere Sättigung.

Gesund und vor allem regelmäßig essen ist ebenfalls wichtig. „Ich merke oft, dass Leute nicht gerne frühstücken, aber das ist sehr wichtig, weil es sonst am Mittag zu Heißhunger kommt. Hier sollte auch zu Obst gegriffen werden.“ Generell empfiehlt Lammers zwei Mal am Tag Obst zu sich zu nehmen und drei Mal Gemüse. Gurken, Tomaten und ein Salat können das Abendessen ergänzen und sorgen für eine gute Nährstoffversorgung, die Heißhunger unterbindet. Obstund Gemüse könnten auch aus der Tiefkühltruhe kommen, wenn Waschen und Schälen als lästig empfunden wird. Die Nährstoffe sind bei den verpackten Waren ähnlich wie bei frischer Ware. Wer statt drei Mahlzeiten am Tag zu fünf greift, hat aber nicht automatisch ein Problem. Die Expertin gibt zu bedenken, dass die aufgenommenen Kalorien der entscheidende Faktor sind.

Weniger selbst Kochen im Lockdown

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Lammers glaubt, dass auch der Trend weg vom selbst Kochen durch den Lockdown unterbunden werden könnte und durch die vermehrte Zeit in den eigenen vier Wänden auch die Lust am Kochen neu entdeckt werden kann. Das könnte auch einen bewussteren Genuss zur Folge haben. Sie empfiehlt auch, Kinder zuhause in den Kochvorgang einzubinden, um auch bei ihnen das Interesse für die Thematik zu steigern. „Kinder machen gerne Sachen mit und entscheiden auch gerne mit“, sagt die Expertin, „Das Gemüseessen fällt ihnen nicht immer leicht, weil Bitterstoffe enthalten sind, aber wenn man über einen gewissen Zeitraum öfter Gemüse anbietet, werden sie auch neugierig und probieren.“

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Auch das kindgerechte anrichten von Nahrungsmitteln ist ihrer Meinung nach zielführend, wenn Obst wie ein Tier aussieht. Das muss natürlich nicht bei jeder Mahlzeit am Tag passieren, weil es auch einen kleinen zeitlichen Mehraufwand zur Folge hat. „Aber Kinder schauen genau zu, schließlich haben die Eltern eine Vorbildfunktion und werden durch Werbungen und Portionsgrößen beeinflusst. Darauf sollte man achten.“ Beispielsweise, wenn im Haushalt nicht die 0,5 Liter Flasche Limonade steht, sondern die 2 Liter Falsche. Die muss entsprechend verzehrt werden. Lammert: „Das führt dann schnell zu größerem Konsum.“