Winterberg/Medebach/Hallenberg/Eslohe. Die meisten Tiere brauchen keine menschliche Hilfe. Wenn es aber doch nötig ist, sollten Finder schnell handeln, sagt die Expertin.

Im Winter sind Wald und Feld nicht so unbelebt, wie sie aussehen. Bereits jetzt seien zum Beispiel die ersten jungen Feldhasen geboren worden. „Wir hatten bereits von Katzen heimgebrachte Exemplare da“, berichtet Nicole Hielscher.

Die Wahl-Sauerländerin ist Mitgründerin und Vorsitzende des Vereins Wildtierhilfe Sauerland e.V. und betreibt eine Auffangstation in Bremke bei Eslohe. Auch viele verletzte oder hilflose Wildtiere aus dem Südkreis finden den Weg zu ihr, um im Idealfall später wieder ausgewildert zu werden.

Verein bietet viele Kontaktmöglichkeiten

Wer ein anscheinend hilfloses oder verletztes Wildtier findet, sollte zunächst ein Bild der Fundstelle machen, es an eine Wildtierstation schicken und den Rat der Experten einholen.

„Man kann uns über die Whats-App-Buttons auf den Facebook-Seiten kontaktieren, unter 0157/85331137 und über Tumblr, Threema und Telegram“, heißt es von der Station.

GPS-Daten der Fundstelle, per App rasch übermittelt, erleichtern bei Bedarf all das Wiederfinden der genauen Stelle.

„Ich ziehe seit 1994 Wildtiere auf, erst in meiner Heimatstadt Dortmund, seit dem Umzug 2015 im Sauerland. Der Verein wurde im September 2020 gegründet und ist inzwischen als gemeinnützig anerkannt.“

Vier Auffangstationen seien angeschlossen: eine für Fledermäuse, eine für Greifvögel und Eulen, eine für Singvögel und ihre eigene, die Säugetiere aufnimmt. Wie viele Tiere sie bereits gepflegt hat? „Stand Saison 2020 waren es 258 Eichhörnchen, 63 Feldhasen, 28 Igel, 33 Siebenschläfer, 23 Mäuse – darunter sechs geschützte Spitzmäuse – drei Maulwürfe und sechs Mauswiesel und Marder.“

Die Tiere sind aus verschiedenen Gründen in Not: im Straßenverkehr verunfallt, von Hunden und Katzen gejagt, aus dem Nest gefallen, von Mährobotern verletzt. Letzteres sei bei acht der 28 Igel der Fall gewesen.

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Auch der Zustand der Wälder ist ein Problem: Bei den großflächigen Rodungen wegen des Borkenkäfers achte niemand auf Eichhörnchenkobel oder Vogelbrutstätten in den toten Fichten. „2020 haben wir verhindert, dass gefällte Bäume abtransportiert wurden, weil im Stamm eine Spechthöhle war“, berichtet Hielscher. „Die Jungen waren unverletzt und wurden von den Eltern weiter versorgt.“ Umfangreiche Sachkunde habe sie sich im Lauf der Jahre angeeignet und auch gegenüber dem Veterinäramt und der Unteren Naturschutzbehörde nachgewiesen.

Bei Fund überlegt reagieren

Was also tun, wenn man beim Spaziergang ein scheinbar hilfloses Wildtier findet oder Hund und Katze eines mitbringen? Erstmal Ruhe bewahren. „Die allermeisten Tiere brauchen keine menschliche Hilfe“, sagt Hielscher. So kämen die allermeisten Hasen unnötigerweise in ihre Station – viele seien nur deshalb hilfsbedürftig, weil Menschen sie berührt und damit verhindert hätten, dass die Mutter die Jungtiere wieder annimmt.

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Wer sich unsicher sei, solle ein Bild der Fundstelle machen und es an eine Wildtierstation schicken. „Man kann uns über die Whats-App-Buttons auf den Facebook-Seiten kontaktieren, unter 0157-85331137 und über Tumblr, Threema und Telegram.“ GPS-Daten der Fundstelle, per App rasch ermittelt, erleichtern im Bedarfsfall das Wiederfinden der genauen Stelle.

Raten die Experten dazu, das Tier mitzunehmen, sollten die Finder immer an den Eigenschutz denken. „Nur mit Handschuhen oder einem dicken Tuch anfassen.“ Einerseits, weil die Tiere oft beißen, andererseits, weil sie Krankheiten übertragen können. Deshalb sollten Kinder und Haustiere auch nicht mit den Wildtieren umgehen.

Auf keinen Fall füttern oder tränken

Falls es einen Moment dauert, bis das Fundtier in eine Station gebracht werden oder abgeholt werden kann, ist ein mit Klebeband verschlossener Karton mit Luftlöchern an einem dunklen, trockenen und ruhigen Ort die richtige Zwischenstation bis zum schnellstmöglichen Transport zu den Fachleuten. Einstreu sollte nicht in den Karton, weil sie in Wunden eindringen kann. Ein altes Geschirrtuch sei aber okay, bei Vögeln zu einem Nest geformt, in das der Vogel aufrecht gesetzt wird.

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Ganz wichtig: „Den Wildtieren nichts geben, kein Wasser und kein Fressen!“ Durch Unterkühlung, Schock, Stress oder Schmerzen könne der Schluckreflex gestört sein, so dass Flüssigkeit oder Futter in Luftröhre und Lunge geraten können. Ganz besonders wichtig sei das bei Vogeljungen. „Sie nehmen Flüssigkeit ausschließlich über die Nahrung auf; auch Vogeleltern bringen ihnen kein Wasser.“

Eine weitere Gefahr sind Hunde und Katzen. Hielschers Tipp für deren Besitzer: „Hunde sollten an der Leine bleiben und Katzen nur tagsüber rausgelassen werden, damit die Besitzer merken, wenn die Katze was anschleppt.“