Brilon. Andreas Piorek führt den Jägerhof in Brilon. Er und seine Kollegen sind seit November im Lockdown. Er fühlt sich vom Bund vergessen.
Andreas Pioreks "Jägerhof" in Brilon ist seit November geschlossen - wegen des Lockdown Lights, der in Kraft getreten ist. Zusammen mit seinen Kollegen aus der Gastronomie hat er jetzt länger als jede andere Branche mit dem Corona-Lockdown zu kämpfen. Hilfe - auch finanzielle - hat er noch nicht vom Bund bekommen. Und langsam wird es eng.
Wie wieder in die Arbeit zurückfinden?
"Ich hatte damit gerechnet, dass der Lockdown verlängert wird", sagt er, fast resigniert. "Es war keine große Überraschung." Die Politik hätte früh genug durchblicken lassen, dass der Lockdown verlängert würde. "Erschreckenderweise haben wir uns fast daran gewöhnt, nicht so viel zu arbeiten", sagt Andreas Piorek auf die Frage, wie es ihm geht. Er hat Angst davor, sich fast zu sehr daran zu gewöhnen. Später, wenn es weitergeht, am Anfang nicht mehr in die Spur der harten Arbeit in der Gastronomie zu finden. Was ihm Hoffnung macht sind die Studenten, die ihm versichert haben, auch nach dem Lockdown als Aushilfen zurückzukehren. "Die sind nicht abgesprungen, das ist toll."
Viele Gutscheine verkauft
Ganz aufgehört zu arbeiten hat Andreas Priorek nicht. Er verkauft außer Haus, auch an den Feiertagen über Weihnachten. "Das lief sehr gut. Viele haben sich etwas gegönnt und bei uns bestellt. Auch diejenigen, die eigentlich einen Tisch reserviert hatten, haben stattdessen bei uns bestellt." Viele Firmen wären zudem dem Aufruf der Gastronomie in der Westfalenpost gefolgt und hätten Gutscheine für die Mitarbeiter gekauft. "Wenn es im März oder April weitergeht", sagt Andreas Piorek.
Kein Geld vom Bund angekommen
Die finanzielle Lücke, die der Lockdown reißt, füllen all diese Loyalitätsbekundungen und Bestellungen nicht. "Von der Novemberhilfe kam bisher im November ein kleiner Abschlag. Seitdem nicht." Das sagt Andreas Piorek. Der Abschlag sei sofort verpufft. Wegen der Fixkosten. Er streckt das Kurzarbeitergeld vor. Bezahlt seinen Mitarbeitern Weihnachtsgeld. Steckt Geld in die Renovierung der Küche, die längst fällig gewesen ist. Jetzt wird es eng. "Den Banken ist die Lage eigentlich egal, auch wenn sie wissen müssten, was gerade Sache ist. Trotzdem haken sie nach, warum es auf dem Konto so aussieht wie es eben aussieht."
Andreas Piorek muss längst an seine Ersparnisse gehen, um die laufenden Kosten zu decken, Rechnungen zu bezahlen. Von Novemberhilfen, Dezemberhilfen - keine Spur. "Man muss die Hilfsgelder ja über den Steuerberater beantragen. Der kann sich aber auch an niemanden wenden, um mal auf den Putz zu hauen." Langsam werde die Situation unlustig, drückt Andreas Piorek es noch vorsichtig aus.
Wenn es im März nicht weitergeht?
"Man nimmt das mit. Man kann sich nicht selbst die Schuld geben, ich hab ja nicht andauernd verbranntes Essen verkauft. Man wurde in diese Situation reingedrängt und langsam kommen die Existenzängste." Er versteht die Maßnahmen. Sieht die Notwendigkeit. Den Januar hat er abgehakt. Februar kann er überbrücken. Wenn es im März nicht weitergeht? "Puh", macht er. Spricht über das Wiederaufmachen. Das Risiko, das damit einhergeht. Welche Zweifel er hat. Er sagt: "Ich musste mir nie solche Gedanken machen."