Brilon. Ernährungsberaterin Silvia Borggrebe spricht über gesundes Essen, die Pluspunkte von regionalem Superfood und Nachteile von Chiasamen und Co..

Was kann man alles aus Gemüse machen? Was geht am Herd, wenn’s mal schnell gehen soll? Antworten darauf gibt Ernährungsberaterin Silvia Borggrebe, die zum Weltdiabetes-Tag zwei Koch-Veranstaltungen im Briloner Krankenhaus organisiert.

Anlässlich des Weltdiabetes-Tages hat das Krankenhaus schon diverse Aktionstage veranstaltet. Diesmal soll an zwei Tagen gesund und mit Gemüse gekocht werden. Wo und wann finden die Veranstaltungen statt und wer kann mitmachen, wie viele Plätze stehen jeweils zur Verfügung?

Silvia Borggrebe: Die Kochevents finden jeweils um 18 Uhr in der Lehrküche des Krankenhauses Maria-Hilf am 13. Und 14. November statt. Es sind alle eingeladen die typische heimische Gemüsesorten mal neu interpretiert probieren möchten. Kochkenntnisse sind nicht erforderlich. Wir bieten Plätze für insgesamt 20 Teilnehmer an.

Was kostet die Teilnahme, muss man etwas mitbringen und wo muss man sich bis wann melden?

Die Teilnahme ist kostenlos und unsere Krankenhausküche wird uns mit den entsprechenden Zutaten beliefern. Die Anmeldung ist bis zum 6. November unter 02961/7800 möglich.

Warum stellen Sie ausgerechnet Gemüse in den Mittelpunkt?

In meinem Berufsalltag erlebe ich immer wieder, gerade auch bei übergewichtigen Patienten, dass viel zu wenig Gemüse auf den Tisch kommt. Der Hunger wird mit Fastfood, dem belegten Brötchen oder der Currywurst gestillt. Dabei ist Gemüse ein Lightprodukt mit wertvollen Inhaltsstoffen. Vitamintabletten sind überflüssig, da unser regionales Gemüse ein günstiges Superfood ist.

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Können Sie einmal den Zusammenhang zwischen gesunder Ernährung und Diabetes-Prophylaxe erklären?

Eine sehr gute Frage! Den meisten Menschen ist gar nicht klar, dass es einen Zusammenhang gibt. Gesundes Essen und Trinken und Bewegung beugt Übergewicht vor. Übergewicht macht den Körper unempfindlich gegenüber Insulin. So muss die Bauchspeicheldrüse immer mehr produzieren um den Blutzucker im Normbereich zu halten. Hinzu kommt der Zucker aus den Mahlzeiten und Softdrinks der eine verstärkte Insulinfreisetzung hervorruft. Irgendwann bricht das System zusammen und die Blutzuckerwerte steigen drastisch an. Die gute Nachricht: mit erfolgreicher Gewichtsabnahme durch ausgewogener Ernährung konnten Patienten nach der Diagnose DiabetesTyp 2, ihre Blutzuckerwerte normalisieren und teilweise auf Medikamente verzichten.

Kochen hat in unserer schnelllebigen Zeit an Bedeutung verloren? Kann man auch schnell und trotzdem gesund kochen?

Wer keine Zeit für die Zubereitung mit frischen Produkten hat, kann auf Tiefkühlgemüse zugreifen. Eine Suppe mit Hülsenfrüchten im Schnellkochtopf geht flott und bringt pflanzliches Eiweiß auf den Teller.

Haben Sie spontan ein Rezept dafür parat?

Mein Tipp ist Ofengemüse. Möhren, Paprika, Sellerie, Rote Bete, oder Zwiebel in grobe Stücke schneiden und mit etwas Olivenöl, Salz, Pfeffer, Couscous Gewürz vermengen, nach Geschmack Knoblauch oder Ingwer fein gewürfelt dazu, auf ein Backblech geben, bei ca. 200° C im Ofen für ca. 30 Minuten garen. In der Zwischenzeit etwas saure Sahne mit Schnittlauchröllchen und etwas Salz und Pfeffer abschmecken und als Dip servieren.

Was halten Sie von Superfood - von Goji-Beeren, Chiasamen oder Acaifrüchten? Tun es nicht auch Leinsamen oder ein Boskop?

Die genannten Superfoods weisen häufig hohe Belastungen mit Pestiziden und Schwermetallen auf. Zudem würden mich die langen Transportwege mit schlechter Ökobilanz eher zu einheimischen Produkten greifen lassen. Unsere Beerenfrüchte und auch der Apfel enthalten ebenfalls viele Antioxidantien, Vitamine und Mineralstoffe.

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Gilt die alte Regel noch, dass man fünfmal am Tag Obst oder Gemüse essen soll?

Mindestens drei Portionen Gemüse und maximal zwei Portionen Obst liefern wertvolle Inhaltsstoffe aber wenig Kalorien. Der Hunger auf süße Snacks wird reduziert.

Was halten Sie von der Nährwertkennzeichnung auf Lebensmittelverpackungen?

Bisher findet sich auf der Rückseite der Verpackung die Nährwerttabelle, die auch weiterhin bleiben soll. Mit dem neuen Nutri- Score wird in Ampelfarben eine gesundheitliche Bewertung von Inhaltsstoffen abgebildet. Für den Verbraucher wird die Entscheidung zwischen ähnlichen Produkten erleichtert und hat in europäischen Ländern zu einem gesünderen Kaufverhalten geführt. Kann helfen, aber für mich geht nichts über den Obst- Und Gemüsestand.

Welches Gericht sollte mindestens einmal pro Woche auf dem Speisenplan stehen und warum?

Mindestens einmal die Woche Fisch, gerne fetteren Seefisch. Den darin enthaltenen Omega 3-Fettsäuren wird unter anderem eine Senkung kardiovaskulärer Risiken nachgesagt.

Welches heimische Gemüse ist Ihr Favorit und warum?

Immer im Haus habe ich Möhren. Einfache Zubereitung, gut kombinierbar, meistens in etwas Öl gedünstet, schmeckt mir warm oder kalt und gesund obendrein.