Bigge. Im Josefsheim in Bigge, einem Heim für Menschen mit Behinderungen, gibt es neun positive Verdachtsfälle. So geht es dort jetzt weiter:

Erst Montag kam die Information, dass in diesem Monat die Impfungen gegen Corona im Josefsheim in Bigge durchgeführt werden sollen. Dann folgte am Dienstagmittag die Erkenntnis, dass bei den morgendlichen Symptomkontrollen mehrere Personen aufgefallen sind. Je vier Bewohner und Mitarbeiter sind daraufhin positiv über einen Antigen-Test getestet worden, insgesamt gibt es mittlerweile neun positive Verdachtsfälle. Ob bei den Betroffenen tatsächlich eine Covid19-Erkrankung vorliegt, ist bei sechs Personen noch unklar, da die Ergebnisse der ärztlich durchgeführten PCR-Test noch ausstehen. Sie werden am heutigen Donnerstag erwartet. Hier zahlt sich die enge Zusammenarbeit mit der benachbarten Elisabeth-Klinik aus. Die Mehrzahl der positiv Getesteten weist leichte Symptome auf, eine Person befindet sich allerdings in stationärer Behandlung.

Derzeit laufen weiterhin die Vorbereitungen für die Impfungen, die für diesen Monat angekündigt sind. Dafür ist es nicht nur notwendig bei der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe die benötigten Impfdosen anzumelden. Die KVWL gibt diese Bestellung an das Ministerium weiter, die wiederum die Logistik informiert, damit der Impfstoff geliefert werden kann. Parallel dazu wird bereits ein Impftermin mit der betreffenden Einrichtung vereinbart, ein Heimarzt nimmt meistens die Impfungen vor.

Die Bedingungen für mobile Impfteams

Auch Räumlichkeiten müssen vor Ort bereitgestellt werden, die eine Möglichkeit bieten, um den Impfstoff kühl zu lagern und ihn auch anzurühren. "Die Mitarbeiter müssen auch dafür sorgen, dass der Ablauf geregelt ist. Aufklärungs- und Einwilligungsunterlagen müssen ebenfalls in Rücksprache mit dem Impfarzt vorbereitet werden", erklärt Vanessa Pudlo, Pressesprecherin der KWVL.

Zuerst sollen im Josefsheim Menschen mit Schwerst-Mehrfach-Behinderungen den Impfstoff erhalten. Sie haben die höchste Priorität im Heim. Darauf sollen die anderen Bewohner folgen. Manche können nicht alleine leben, brauchen Betreuung, andere wohnen selbstständig. Mehrere Tage sind für das Impfprozedere eingeplant. Becker: "Wir sind glücklich, dass es bis zu diesem Punkt schon mal geklappt hat. Es gibt keinen Grund wieso die Impfungen jetzt nicht stattfinden sollten. Die Dringlichkeit ist weiterhin da." Ob es jetzt zu einer Terminverschiebung kommt, muss das Gesundheitsamt entscheiden.

500 Reihentestungen im Josefsheim

Bereits kurz nach Bekanntwerden der positiven Tests begannen die Mitarbeiter weitere Überprüfungen in allen Bereichen des Josefsheims durchzuführen. Mittlerweile sind laut Pressesprecherin Ulrike Becker weit über 500 Reihentestungen durchgeführt worden. "Wir haben Schulungsvideos gemacht zusammen mit einem Arzt, so dass weit über 50 Mitarbeiter bei uns wissen, wie getestet werden muss", erklärt Becker.

Die Einrichtung verfügt über ein großes Kontingent an Tests und war daher auf die Situation vorbereitet. Zum Schutz der Menschen vor Ort wurde nicht nur der betroffene Wohnbereich, sondern vorsorglich das gesamte Wohnhaus unter Quarantäne gestellt. Außerdem ist die Werkstatt als Vorsichtsmaßnahme geschlossen worden. „Alle Bewohner sowie – dort wo es nötig ist – Angehörige wurden bereits persönlich ebenso wie die Behörden über die aktuelle Lage informiert,“ berichtet Andrea Kehler, die als Geschäftsfeldleiterin verantwortlich ist für den Bereich der besonderen Wohnformen.

Regelmäßige Tests

Ulrike Becker bedauert, dass es zu Corona-Fällen im Heim gekommen ist, obwohl das Hygienekonzept so gut funktioniert hatte. Wer 72 Stunden außer Haus war, wird getestet, im ambulanten Bereich ebenso, in den Wohnbereichen gibt es wöchentliche Tests, für Mitarbeiter und Bewohner gilt eine FFP2-Masken-Pflicht. Seit dem Frühjahr ist das öffentliche Café Sommerblick nicht mehr zugänglich. Besuche sollten nach Möglichkeit außerhalb des Wohnbereichs durchgeführt werden, allerdings ist auch der Besuch im Einzelzimmer während der Besuchszeit möglich. Jedoch nur unter Einhaltung der hygienischen Etikette und Einhaltung des 1,5m Abstandes.

Das Tragen einer Maske sowie das Vermeiden von Körperkontakt sind ebenfalls verpflichtend. Im Vorfeld findet ein Kurzscreening nach Symptomen statt. Dabei wird nach Erkältungssymptomen geschaut, eine COVID-19-Infektion abgeklärt und erfragt, ob Kontakt mit Infizierten oder Risikopersonen besteht.

Bewohner brauchen Unterstützung

"Dass es jetzt auf der Zielgeraden trotz aller präventiven Maßnahmen dennoch zu einem Ausbruch gekommen ist, tut uns für alle betroffenen Menschen sehr leid“, so Janine Rottler, einer der beiden Geschäftsführer des Josefsheims.

Jetzt brauchen die betroffenen Bewohner verstärkte Unterstützung. "Die Kollegen aus dem Betreuungsbetrieb sind für die psychische Unterstützung da. Wir achten darauf, dass hier ein fester Tagesablauf zur Normalität gehört, dazu gehört auch die Arbeit. Diesen Alltag mussten wir jetzt stoppen und das muss mit den entsprechenden Gründen kommuniziert werden", erklärt Ulrike Becker. Derzeit laufen Gespräche mit dem Gesundheitsamt, um abzuklären, wie weiter vorgegangen werden soll. Die Versorgung und Betreuung der meist mehrfach behinderten Bewohner sind laut Kehler sichergestellt.