Olsberg-Bigge. Das Josefsbier wird jetzt doch weiter gebraut – allerdings nicht mehr in Bigge. Eine neue Besitzgesellschaft übernimmt die Inklusionsbrauerei.

„Der Vertrag ist geschlossen,“ sagte Ralf Eckel der vor wenigen Tagen bei ersten Josefs-Neuabfüllung im Sauerland mit dabei war. Eine neue Besitzgesellschaft, vertreten durch ihn selbst, Guido Hentze, Andreas Spreier, Patric Danzer und Markus Kleineheismann übernimmt die Josefs-Brauerei aus Olsberg-Bigge komplett und wird planmäßig ab Mitte des kommenden Jahres den Braubetrieb am neuen Standort in Bad Lippspringe weiterführen. Die Brauerei hatte im Frühjahr gegenüber der WP über wirtschaftliche Probleme berichtet.

Inklusionsbetrieb soll bleiben

Allen bisherigen Mitarbeitern der Josefs-Betreiberfirma duplio wurde ein Übernahmeangebot ausgesprochen und das neue und alte Vertriebsteam arbeitet seit Wochen mit Hochdruck daran, erfolgreiche Vertriebswege für die Zukunft zu ebnen, heißt es in einer Mitteilung des Josefsheims Bigge.

Probleme überraschend

Die Nachricht über die wirtschaftlichen Probleme, über die WP im April 2020 exklusiv berichtet hatte, kamen überraschend.

Denn nur etwa ein Jahr zuvor hatte die Inklusionsbrauerei ehrgeizige Expansionspläne vorgestellt: Bis 2023 sollte der Umsatz von 1,7 Millionen Euro (2019) auf 8 Millionen Euro steigen.

Neben den bis dahin treuen Bestandskunden sollten Fachgroßhändler und Lebensmittelketten einbezogen und das Sortiment um neue, besondere Produkte erweitert werden.

„Wir werden am neuen Standort in Bad Lippspringe erheblich investieren und dabei den Inklusionsbetrieb zu 100 Prozent aufrechterhalten. Josefs-Bier ist ein starkes Produkt und die Geschmacksqualität wird auch zukünftig bei Bierexperten Marktpräsenz halten“, ist Eckel sicher.

Interessenten unter die Lupe genommen

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Gerhard Freund, Geschäftsführer der Josefsheim gGmbh ist stolz, dass nach 20 Jahren Josefs-Brauerei das Inklusionsbier nicht vom Markt verschwindet, sondern mit viel Liebe und Sachverstand auch zukünftig angeboten wird. Ausschlaggebend für das Josefsheim Bigge, diesen Bietern den Zuschlag zu geben, so Freund, war, dass der Inklusionsgedanke der Brauerei weitergeführt wird.

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„Für die Josefs-Brauerei ist es ein Glücksfall, dass regionale Persönlichkeiten dafür gewonnen werden konnten, ein hochwertiges, regionales Lebensmittelprodukt auch künftig auf einem schwierigen Markt zu halten. Wir hoffen, dass in dieser Konstruktion das Josefs-Bierhandwerk viele erfolgreiche Jahre haben wird.“

Die angekündigte Neuaufstellung der Josefs-Brauerei wurde zwar schon länger angedacht, aber durch den ersten Corona-Lockdown im Frühjahr sowie die vorübergehende Schließung nahmen die Verhandlungen Fahrt auf. Es habe auch potenzielle Käufer gegeben, die nur an der Marke interessiert gewesen seien, „Andere waren nur auf das Bier aus“, oder an der Brau- und Abfüllanlage. Beides Optionen, die für Freund nicht in Frage kamen. So schwer es viel, erste Verkaufsgespräche zu führen: als die Verhandlungen mit Ralf Eckel immer konkreter wurden, war er sich sicher, dass durch die gewählte Betriebsverlagerung die bestmögliche Lösung gefunden wurde, so Freund.

Spatenstich des Brauerei-Neubaus

„Es ist unsere gesamtunternehmerische Pflicht, alle Betriebszweige fortwährend auf deren Sinn und Wirtschaftlichkeit hin zu prüfen. Menschen mit Behinderungen haben vom ersten Tag an Josefs-Bier mit produziert. Als Dienstleister für Menschen mit Unterstützungsbedarf ist es unsere selbsterklärte Pflicht, unsere Werte und Ziele beim jetzt gewählten Neuanfang mit einfließen zu lassen“, so Freund.

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Nun besteht genügend Zeit, bis zum Umzug der Brauerei nach Bad Lippspringe erste Ideen zur weiteren Teilhabe für Menschen mit Behinderungen für das ehemalige Josefs-Gebäude auf dem Josefsheim-Campus zu konkretisieren. In Bad Lippspringe stehen Eckel und Partner nicht nur kurz vor dem ersten Spatenstich des Brauerei-Neubaus, sondern planen bereits weiter. „In Bad Lippspringe könnte uns für das Brauereihandwerk staatlich anerkanntes Heilwasser zur Verfügung stehen. Wir führen bereits mit den kommunalen Behörden Gespräche zur Nutzung und sind sicher, dass Josefs-Bier expandieren und so weiterhin einfester Bestandteil der heimischen Biertradition sein wird“, ist sich Eckel sicher.