Winterberg. Dr. Rikardo Mihalić ist Allgemeinmediziner in Winterberg. Er arbeitet für das Impfzentrum in Olsberg - ohne Impfschutz. Seine Warnung:
Winterberg. Die Impfungen im Hochsauerlandkreis laufen seit Dezember. Dr. Rikardo Mihalić aus Winterberg hat sich freiwillig gemeldet, um im Rahmen der mobilen Impfteams bei den Impfungen zu helfen. Er selbst ist nicht geimpft - und sieht darin potenzielle Gefahr für die Heimbewohner, die er impfen soll.
Geschockt von Krisenmanagement
Im Oktober, als die Zahlen wieder beginnen zu steigen, als ein Ansturm auf die Corona-Tests und Hausarztpraxen vorhergesagt wird und die Grippeimpfung begehrter wird, macht sich Rikardo Mihalić, Facharzt für Allgemeinmedizin, Luft. Für Ärzte wie ihn sei die Corona-Pandemie eine schwierige Situation. „Wir haben kein Handbuch bekommen, was uns hätte vorbereiten können.“ Er will loswerden, wie unvorbereitet die Pandemie die Ärzte getroffen hat – auch, weil die Bundesregierung sich und das Land zu wenig vorbereitet hätte. „2007 hat der Bundestag ein Pandemie-Szenario durchgespielt. Dabei haben sich Lücken aufgetan – und trotzdem wurde nie zu Ende gedacht. In einer globalisierten Welt ist es nur eine Frage der Zeit, bis eine Pandemie auftritt und trotzdem hat sie die Regierung anscheinend total überrascht.“
Jetzt, mitten im Corona-Winter, haben sein Praxis-Team und er eine gewisse Routine entwickelt. "Die installierte „Infektionssprechstunde“ schützt alle Patienten, damit keine unkontrollierte „Durchmischung“ stattfindet und somit keine Infekte übertragen werden. Patienten welche Erkältungssymptome haben werden ohnehin gezielt auf Corona abgefragt und bei Verdacht zum Schnellabstrich oder einem PCR Test eingeteilt", beschreibt er den Praxis-Alltag. Er und seine Mitarbeiter arbeiten weiter unverändert unter FFP2 Masken und Schutzkleidung. "Das zerrt echt an der körperlichen Leistung und den Nerven", sagt er. Er sagt aber auch, dass all diese Maßnahmen sich definitiv bewährt hätten, denn es habe keine Ausfälle in der Praxis gegeben. "Und die Patienten sind sehr zufrieden, weil wir so konsequent Wert auf Schutz und Hygiene in der Praxis legen." Insgesamt sei der „Ansturm“ auf die Praxen ausgeblieben. Vielmehr hätten die Patienten Sorgen, wann der Impfstoff gegen Corona für sie da sein wird.
Mit Mitarbeiterin freiwillig für das Impfzentrum gemeldet
"Obwohl ich mich mit einer Mitarbeiterin für das Impfzentrum in Olsberg und den Einsatz im Rahmen der Mobilen Impfteams gemeldet hatte, sind und werden wir vorerst nicht geimpft." Erst Samstag impft er 78 Menschen im DRK-Seniorenzentrum Silbach "Josef-und-Herta-Menke-Haus". Fast alle Bewohner haben sich dort impfen lassen, ein Großteil der Pflegerinnen ebenfalls. Er opfert sein Wochenende für die Hilfe im Impfzentrum. Die Impf-Arbeit ist nicht leicht: "Jetzt, wo wir sechs statt fünf Impfdosen aus einer Dosis ziehen, muss man sehr aufpassen, den Stoff richtig zu dosieren." Auch die administrative Arbeit sei recht aufwendig.
Impfteams noch nicht geimpft - vergessen?
Rikardo Mihalić versteht nicht, wieso die Impfteams noch nicht geimpft wurden. "Wer das beschlossen hat, oder uns schlicht vergaß, gefährdet die Senioren in den Heimen, welche wir ja eigentlich durch die Impfungen schützen sollen. Die Impfteams funktionieren ja ungeimpft - unter Umständen - als Vektoren, da wir genau diese hoch gefährdeten Patienten aufsuchen, während sie noch keinen Schutz haben." Er will nicht darüber nachdenken, welche Auswirkungen eine Infektion innerhalb des Teams haben könnte.
"Irgendwo muss man ja anfangen"
"Die Impfregelung ist insgesamt okay, irgendwo muss man ja anfangen. Egal wie man es dreht, irgendwer wird unzufrieden sein. Wir brauchen einfach mehr Impfstoff, dann wird auch nicht an der Reihenfolge gemeckert", sagt er. Er glaubt, sobald der Impfstoff in den Hausarztpraxen verimpft werden könne, würden die Impfungen sehr viel flüssiger gehen. "Dann können wir, wie bei der Grippe, sehr schnell sehr viele Menschen impfen." Vor allem benötigten allerdings jetzt die medizinischen Berufe eine Möglichkeit den Schutz durch die Impfung zu erlangen, "da sie ja auch die Gefährdung sind für die Alten und Gebrechlichen." Am wichtigsten sei jetzt, eine gute Impfkampagne ins Laufen zu bekommen. "Ich höre haarsträubende Ängste, die meine Patienten mir gegenüber äußern. Dabei sind wenige Stoffe so gut untersucht worden wie diese gegen das Corona-Virus."
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Informationen, wann er und sein Team geimpft werden, habe er nicht. Das sei frustrierend sagt er offen. "Ich glaube, dass wir noch lange gegen das Corona-Virus kämpfen werden. Wir können es uns nicht leisten, auf auch nur irgendjemanden der medizinischen Berufe zu verzichten."