Bigge/Olsberg. Es war ein monatelanges Hin und Her, jetzt ist sich der Rat in Olsberg einig: Was jetzt mit der OGS und der Elisabeth-Klinik in Bigge passiert:

Die Diskussion rund um den Grundschul-Standort in Bigge kommt zu einem Konsens: In der Ratssitzung in Olsberg stimmen die Parteien einstimmig für eine Erweiterung der Klinik und für die Anmietung von Räumen im Erweiterungsbau, wo die Betreuung im Offenen Ganztag stattfinden kann. Bürgermeister Wolfgang Fischer zeigt sich erfreut: „Wir führen hier und jetzt eine Diskussion mit einem großen Konsens und dieser ist gut und super, aber jeder der glaubt, ein Erweiterungsbau ist in ein oder zwei Jahren gebaut, der irrt. Wir werden eine saubere und ordentliche Planung ausarbeiten müssen.“

Eine wichtige Weichenstellung

Es ist eine wichtige Weichenstellung für den Grundschul-Standort Bigge: Um Unterricht und Betreuungsangebote an der Martinus-Grundschule weiterzuentwickeln, hat der Olsberger Stadtrat einstimmig beschlossen, ein im modernen Schulbau erfahrenes Architekturbüro zu beauftragen, eine erste bautechnische Bestandsanalyse sowie eine Realisierungsstudie mit Varianten und Kostenschätzungen durchzuführen.

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Und: Im unteren Geschoss eines neu zu errichtenden Erweiterungsbaus der benachbarten Elisabeth-Klinik kann die Stadt Olsberg Räume für die Offene Ganztagsschule (OGS) Bigge anmieten. Basis dafür: Das pädagogische Raumkonzept, welches das Fachbüro „Schulhorizonte“ für die drei OGS-Standorte im Stadtgebiet erstellt hat. Es ist die lang erwartete Lösung einer heftigen Diskussion, die schon seit langem zwischen Politik, Schule und Bürgern geführt wird.

Leiter des Fachbüros, Raimund Patt, hatte in der jüngsten Sitzung des Ausschusses Bildung, Sport, Freizeit ein Konzept vorgestellt, das auf so genannten „Clustern“ beruht – also auf einer Zusammenfassung verschiedener Nutzungsmöglichkeiten. Denn die Trennung von Unterricht und Betreuung spiele immer weniger eine Rolle – es gehe um einen ganzheitlichen Ansatz, der Kindern bestmögliche Bildungschancen bieten soll. Allerdings sieht der Experte an der Bigger Grundschule einen Fehlbedarf von rund 200 Quadratmetern für die räumliche Umsetzung dieses modernen pädagogischen Ansatzes.

Bau von OP-Sälen erforderlich

Ausgelöst hat die Diskussion aber der Platzmangel der benachbarten Elisabeth-Klinik, die dringenden Bedarf für den Bau neuer OP-Säle sieht. Dafür möchte die Klinik das Grundstück der jetzigen Bildungswerkstatt kaufen. Im Auftrag des Stadtrates hatte Bürgermeister Wolfgang Fischer das Gespräch mit der Klinik-Leitung gesucht und einen möglichen Lösungsvorschlag erarbeitet: Die Klinik errichtet ihren Erweiterungsbau – die Stadt mietet im unteren Geschoss Räume mit einer Fläche von rund 260 Quadratmetern für die Schule.

„Plötzlich wird das räumliche Konzept anschaulich“, so CDU-Fraktionsvorsitzende Sabine Menke. Man habe das Konzept von Experte Patt mit den baulichen Möglichkeiten des Schulgebäudes abgeglichen: „Und es passt.“ Das Lehrerkollegium stehe hinter den Planungen – und man könne gleichermaßen Perspektiven für die Schule und für die Elisabeth-Klinik aufzeigen.

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Auch die SPD unterstütze das pädagogische Raumkonzept ausdrücklich, so Fraktionschef Rudolf Przygoda mit Blick auf den Vortrag von Raimund Patt: „Das waren eindrucksvolle und ambitionierte Ausführungen.“ Für die FDP lobte Fraktionsvorsitzender Dominik Stahl ein „gutes und zukunftsfähiges Konzept“. Auch auch Bündnis 90 / Die Grünen könnten „mit dieser Lösung ganz gut leben“, so Peter Bergmann.

Umbau im laufenden Betrieb

Sabine Menke betont allerdings einen Punkt, der im Rat für Gesprächsstoff sorgt: man müsse gewährleisten, dass der Betrieb der Schule und der OGS weiter sichergestellt werde – trotz eines eventuell langfristigen Umbaus.

OGS-Konzept auch für andere Schulen

Neben der Realisierungsstudie gaben die Ratsmitglieder der Verwaltung noch einen weiteren Arbeitsauftrag: Mit breiter Mehrheit trafen sie in nicht-öffentlicher Sitzung den Grundsatzbeschluss zum Verkauf des Grundstücks der Bildungswerkstatt – und dazu, mit der Elisabethklinik über die Anmietung der Räume zu verhandeln. Zudem soll ein Wertgutachten über Grundstück und Gebäude erstellt werden. Man habe nun die Möglichkeit, gleich zwei bedeutenden Einrichtungen in Bigge Entwicklungsperspektiven aufzuzeigen – Wolfgang Fischer: „Sowohl die Elisabeth-Klinik wie auch die Martinus-Grundschule profitieren.“Umgesetzt werden soll das pädagogische Raumkonzept auch an den anderen beiden OGS-Standorten: Für Bruchhausen arbeitet die Stadtverwaltung Olsberg selbst an der baulichen Umsetzung, an der Kardinal-von-Galen-Schule in Olsberg gibt es bereits passende räumliche Voraussetzungen.

Der Umbau soll im laufenden Schulbetrieb erfolgen. „Wenn man sich die Umbauarbeiten der Hauptschule in der Vergangenheit anschaut, dann weiß man, dass wir das auch schaffen werden“, sagt Bürgermeister Wolfgang Fischer. Arbeiten, die besonders lärmintensiv seien, können während der Ferien stattfinden. Falls erforderlich, könne zudem ein Teil der Schule in spezielle Container ausgelagert werden – die Elisabeth-Klinik würde dafür einen Teil des früheren Grundstücks Aßhauer zur Verfügung stellen. „Die jetzige Bildungswerkstatt kann allerdings nicht für den Unterricht genutzt werden. Dazu müssten für den Brandschutz erhebliche Investitionen getätigt werden.“

Wolfgang Fischer wendet sich zudem gegen Behauptungen, die in der Öffentlichkeit kursieren, dass für die Schule ein zusätzlicher Raumbedarf von 600 Quadratmetern nötig sei. „Das ist sachlich falsch!“ Selbst bei einer 100-prozentigen Nutzung der OGS-Angebote durch die Bigger Schüler seien nach dem „Schulhorizonte“-Konzept gut 200 Quadratmeter ausreichend. Aktuell liege die OGS-Nutzung aber bei weniger als 30 Prozent – daher sei auch während der Umbauphase der Platzbedarf für die Betreuung geringer als bei „Vollauslastung“.

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