Hochsauerlandkreis. Friedrich Merz (CDU), Dirk Wiese (SPD) und Carlo Cronenberg (FDP) zur Wahl von Donald Trump. Wer eine Gefahr sieht und wer Unabhängigkeit fordert

Die Wiederwahl von Donald Trump als US-Präsident hat auch im Hochsauerlandkreis für unterschiedliche Reaktionen gesorgt – mit einer bemerkenswerten Gemeinsamkeit: Die Notwendigkeit, dass Europa mehr Verantwortung übernehmen muss, steht für die meisten der regionalen politischen Akteure außer Frage. Unabhängig von den unterschiedlichen parteipolitischen Hintergründen herrscht Einigkeit darüber, dass die transatlantischen Beziehungen neu ausbalanciert werden müssen und Europa unabhängiger agieren sollte.

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SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese
Dirk Wiese (SPD) © DPA Images | Kay Nietfeld

Dirk Wiese (SPD): Eine „Zeitenwende 2.0“

„Die Gefahr, die Trump für die demokratischen Institutionen darstellt, war vor Ort deutlich zu spüren.“

Dirk Wiese
Fraktionsvize der SPD im Bundestag

Dirk Wiese, SPD-Bundestagsabgeordneter aus dem Hochsauerlandkreis, bezeichnet die Wahl als „Zeitenwende 2.0“. Erst im vergangenen Monat hatte Wiese den wichtigen Swing State Pennsylvania bereist und dort die Stimmung vor Ort eingefangen. Er berichtet von einer tiefen gesellschaftlichen Spaltung, die in den USA spürbar sei, und einer Polarisierung, die das Land zunehmend in zwei Lager treibe. „Die Gefahr, die Trump für die demokratischen Institutionen darstellt, war vor Ort deutlich zu spüren“, sagt Wiese. Für ihn steht fest, dass Europa sich auf die neue Realität einstellen muss: „Dies fordert von uns in Europa und Deutschland, sicherheitspolitisch und wirtschaftlich verstärkt Verantwortung zu übernehmen, unabhängiger zu agieren und unsere Geschlossenheit innerhalb Europas weiter zu stärken.“ Besonders die engen transatlantischen Beziehungen, die unter der Biden-Administration gepflegt wurden, sieht Wiese nun in Gefahr.

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Cronenberg fordert Kurswechsel

  Carl-Julius Cronenberg (FDP)
  Carl-Julius Cronenberg (FDP)

Carlo Cronenberg (FDP): Richtungsentscheidung treffen

Carl-Julius Cronenberg von der FDP geht in seiner Reaktion einen Schritt weiter. Gegenüber der Westfalenpost betont Cronenberg, dass Deutschland nun eine Regierung brauche, die agiere und nicht nur amtiere: „Nach dem Ausgang der Wahlen in den USA ist klar, Deutschland braucht eine Regierung, die agiert und keine, die nur amtiert.“ Ein deutlicher Kurswechsel sei nun dringlicher denn je. Diese Richtungsentscheidung müsse und werde noch in diesem Monat getroffen werden, erklärt Cronenberg. Er sieht vor allem die Reformvorschläge von Christian Lindner und der FDP zur Wirtschaftswende als relevanter denn je. „Gerade in der Handelspolitik ist es entscheidend, auf transatlantische Zusammenarbeit zu setzen, denn ein Handelskrieg wäre für Deutschland fatal.“ Cronenberg verweist darauf, dass die FDP nicht unvorbereitet sei. Bereits im Vorfeld der Wahl habe der liberale Transatlantikkoordinator Michael Link unermüdlich Kontakte in die USA aufgebaut, auch zu den Republikanern: „Trotz aller Herausforderungen sind und bleiben die USA unser wichtigster Verbündeter.“

RECORD DATE NOT STATED Statement im Deutschen Bundestag - CDU-CSU-Fraktionsvorsitzender und CDU-Parteivorsitzender Fried
Friedrich Merz (CDU) © imago/Chris Emil Janßen | IMAGO/Chris Emil Janssen

Friedrich Merz (CDU): Auf Augenhöhe mit den USA agieren

Auch CDU-Chef Friedrich Merz meldete sich nach dem Wahlausgang zu Wort. Merz, der ebenfalls für den Hochsauerlandkreis im Bundestag sitzt, gratulierte Donald Trump zu seinem Wahlsieg und unterstrich die gemeinsamen Werte und Interessen der USA und Europas. Als Mitglied der NATO verbinde beide Staaten ein kollektives Schutzversprechen, das es nun weiter zu stärken gelte. „Es liegt nun insbesondere auch in der Hand von uns Deutschen und Europäern, die Beziehungen zu unserem wichtigsten Verbündeten zu gestalten“, schrieb Merz auf der Plattform X. Für ihn steht fest, dass Europa unabhängiger werden muss, wenn es auf Augenhöhe mit den USA agieren will: „Europa muss aus eigener Kraft heraus weltpolitikfähig werden, Verantwortung für die eigene Sicherheit übernehmen und seine Volkswirtschaften zu neuer Stärke führen.“ Merz, der auch Kanzlerkandidat der Union ist, betont: „Nur ein Europa, das im Inneren gefestigt und im Äußeren einig ist, kann den Vereinigten Staaten von Amerika ein Partner auf Augenhöhe sein.“

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Die Wahl Donald Trumps sei auch ein Weckruf für Europa, so Merz weiter. Das Amt des US-Präsidenten habe eine Bedeutung, die weit über die eigenen Landesgrenzen hinausreiche. „Deshalb wünsche ich Donald Trump viel Erfolg bei der Wahrnehmung der zentralen Rolle Amerikas für Frieden, Freiheit und Sicherheit in der Welt.“ Merz appellierte an die europäischen Partner, nun ihre eigene Handlungsfähigkeit zu stärken und sich nicht nur auf die USA zu verlassen. (mit Material von dpa).