Hagen. Die Verbindungen des Islamischen Staates nach Südwestfalen. Zwei Jugendliche aus Iserlohn und Lippstadt weiter in Untersuchungshaft.
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den tödlichen Messeranschlag von Solingen am Samstagabend für sich reklamiert. In der Vergangenheit reichte der Arm islamistischer Terrororganisationen auch bis nach Südwestfalen. Hier einige der Fälle:
Die Jugendlichen
Seit April 2024 befinden sich zwei Mädchen aus Iserlohn und Düsseldorf (16 und 15 Jahre alt) sowie zwei Jungen aus Lippstadt und Ostfildern in Baden-Württemberg (15 und 16) in Untersuchungshaft. Die Zentralstelle Terrorismusverfolgung NRW bei der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf verdächtigte die drei Jugendlichen aus NRW seinerzeit, „einen islamistisch motivierten Terroranschlag geplant und sich zu dessen Begehung bereiterklärt zu haben“. NRW-Innenminister Herbert Reul hatte damals davon gesprochen, dass die Teenager über Angriffe auf christliche Einrichtungen und Synagogen gesprochen hätten, unter anderem auch in Iserlohn. Eine Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft sagte jetzt auf Anfrage, dass die Ermittlungen andauerten. Nach Angaben von Rechtsanwalt Benedikt Bilstein, der den 15 Jahre alten deutschen Staatsbürger aus Lippstadt vertritt, befindet sich sein Mandant weiterhin in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Heinsberg: „Er hat sich dem Staatsschutz gegenüber zu den Vorwürfen geäußert. Zu den Inhalten kann ich mich nicht äußern“, sagte der Jurist der Westfalenpost. Die Familie jedenfalls stehe im regelmäßigen Kontakt zu dem Jugendlichen.
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Die Sauerland-Gruppe
Im September 2007 wurden Mitglieder der sogenannten Sauerland-Gruppe – die deutsche Zelle der Islamischen Dschihad-Union - in einem Ferienhaus in Medebach-Oberschledorn verhaftet. Zweieinhalb Jahre später wurden die drei Hauptangeklagten und ein Helfer vom Oberlandesgericht Düsseldorf wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland, Vorbereitung eines Sprengstoffanschlags und Verabredung zum Mord zu Haftstrafen zwischen fünf und zwölf Jahren verurteilt.
Der Selbstmordattentäter
Im Juli 2014 soll ein 21-jähriger Ennepetaler in einem Auto in der irakischen Hauptstadt Bagdad mehr als 30 Menschen in den Tod gesprengt haben. Sein IS-Kampfname soll „Abu al-Kaakaa al-Almani“ gewesen sein. Dem Verfassungsschutz zufolge muss sich der junge Mann in kürzester Zeit zu einem fanatischen IS-Anhänger radikalisiert haben.
„Mein Mandant hat sich dem Staatsschutz gegenüber zu den Vorwürfen geäußert.“
Der Drahtzieher
Im Februar 2016 wurde ein 34 Jahre alter mutmaßlicher IS-Terrorist in einer Flüchtlingsunterkunft in Attendorn festgenommen. Der Mann soll als Drahtzieher im Auftrag des Islamischen Staates einen Terroranschlag in Berlin geplant haben. Auf einem von der Berliner Polizei herausgegebenem Bild ist der Algerier mit Pistole, drei Sturmgewehren, Granaten und Munition zu sehen.
Die Kirchenräuber
Im Januar 2017 verurteilte das Landgericht Köln acht Männer im Alter zwischen 25 und 37 Jahren aus Siegen, Netphen, Kreuztal und Köln wegen schweren Bandendiebstahls zu Haftstrafen von zwei Jahren und sieben Monaten bis hin zu vier Jahren und zehn Monaten. Sie sollen Geld für IS-Kämpfer in Syrien gesammelt haben und dafür auf Diebeszug bei den „Ungläubigen“ gegangen sein. So sollen sie unter anderem in Kirchen in Siegen und in Köln Wertgegenstände gestohlen haben.
Die IS-Kämpfer
Im März 2018 verurteilte das Oberlandesgericht Düsseldorf zwei Syrien-Rückkehrer aus Ennepetal und Hagen (21 und 26 Jahre alt) zu Freiheitsstrafen von drei Jahren und sechs Monaten bzw. zwei Jahren. Ihre Namen fanden sich auf Personalbögen des Islamischen Staates. Tätigkeitsbezeichnung: „Kämpfer“.
Die IS-Rückkehrerin
Im Februar 2023 verurteilte das Oberlandesgericht Düsseldorf eine 28 Jahre alte IS-Rückkehrerin aus Hilchenbach wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland und Kriegsverbrechen gegen Eigentum zu dreieinhalb Jahren Jugendhaft. Die Mutter eines Kindes soll unter anderem in sozialen Medien Spendennetzwerke aufgebaut haben.
Der 17-Jährige, der die Synagoge treffen wollte
Im März 2022 war ein damals 17-Jähriger aus Syrien, der geplant hatte, die jüdische Synagoge in Hagen in die Luft zu sprengen, zu einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Außerdem musste er sich in einer stationären Einrichtung behandeln lassen. Er wollte am 15. September 2021, zum jüdischen Feiertag Jom Kipur, die Tat begehen. Geheimdiensthinweise vereitelten das.
Die jugendlichen Anschlags-Planer
Im Oktober 2023 war ein damals 17-Jähriger aus Iserlohn vom Oberlandesgericht in Hamburg zu drei Jahren und sechs Monaten Jugendhaft verurteilt worden. Mit der Hilfe eines 18-Jährigen aus Bremerhaven hatte er im Namen des IS einen Sprengstoffanschlag auf eine Polizeidienststelle, Kaserne oder Behörde geplant. Da sich der Bau eines Sprengstoffgürtels nicht realisieren ließ, plante der Iserlohner einen Messerangriff auf Polizisten, dem die Ermittler jedoch mit der Festnahme im September 2022 zuvor kamen.
Die IS-Terroristen
Seit Ende Juli müssen sich sieben mutmaßliche IS-Terroristen vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf verantworten. Laut Anklage sollen sie das Ziel verfolgt haben, „in Europa öffentlichkeitswirksame Anschläge zu begehen“. Die „Führungsrolle“ habe ein 28-jähriger Turkmene übernommen, der zuletzt in Ennepetal gewohnt haben soll.
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