Siegen. Claudia Irle-Utsch hat ihren zweiten Wanderführer geschrieben. Was Behörden nicht schaffen: Der „Natursteig Sieg“ führt bei ihr bis an die Quelle.

Sie schreibt, und sie wandert. Claudia Irle-Utsch ist von Hause aus Kulturjournalistin, berichtet über Kunst und Musik, für Kirchenzeitungen ebenso wie für die dpa, die sie mit Kindernachrichten versorgt, für die Leserinnen und Leser unserer Zeitung. Manchmal gelingt es ihr, die Leidenschaft fürs Wandern mit der Lust am Schreiben zu verbinden. Mindestens einmal im Jahr für Wanderserien in dieser Zeitung. Und nun schon zum zweiten Mal für den Rother-Verlag, dessen Wanderführer, was die Qualität der Wege und Wegbeschreibungen angeht, höchsten Ansprüchen passionierter Wanderfreundinnen und – freunde genügen. Zwei Jahre nach ihrem Erstling mit 50 Touren in Siegerland und Wittgenstein erscheint ihr Wanderführer über den Natursteig Sieg.

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Wanderführer Natursteig Sieg
Eine immer wieder malerische Aussicht: die Sieg in Eitorf. © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch

Wandern bei Siegen: Ohne Rucksack fürs Picknick besser nicht aufbrechen

Die Idee ist schon etwas älter. Als 2020 die Corona-Pandemie ausbrach, „sind wir gern rausgegangen“. Pfingsten fingen sie in Siegburg mit dem Natursteig an – Claudia Irle-Utsch musste erstmals nicht über Kultur Pur berichten, das Festival auf dem Giller war abgesagt worden. 2023, als sich der Erfolg des Siegen-Wittgenstein-Bandes abzeichnete, gab Rother ihr den Auftrag für den Natursteig-Führer. 14 Etappen waren vorgegeben – eine einfache Übung also? Keineswegs, antwortet die Autorin: „Ich habe mehr Zeit am Computer verbracht als am Weg.“ Denn der Sieg-Natursteig zeichnet sich zwar dadurch aus, dass jede Etappe an einer Bahnstation beginnt und endet. Nur: Das gastronomische Angebot ist spärlich, übernachten kann man nur in den größeren Orten. „Das ist eine strukturschwache Gegend.“ Claudia Irle-Utsch hat sich Mühe gegeben, zumindest ein paar Bäckereien aufzulisten, wo die Wandernden ihre Picknickrucksäcke nachfüllen können.

Wanderführer Natursteig Sieg
Auf der Höhe: der Eitorfer Ortsteil Bohlscheid. © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch

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„Das ist ein richtig schöner Weg. Den würde ich immer wieder gehen.“

Claudia Irle-Utsch, Wanderführer-Autorin

Manche Etappe erfordert Kondition und Trittsicherheit

Der Wanderführer listet Höhenunterschiede und Wegeslängen exakt auf, bietet Abkürzungen und Erweiterungen an. Das Ganze gibt’s auch in einer Online-Version und mit GPS-Daten. Man merkt: Spaziergänge sind das nicht. Die kürzeste Etappe ist knapp elf, die längste 25 Kilometer lang, zumindest für einige Strecken werden Kondition und Trittsicherheit ausdrücklich empfohlen. Trotzdem. Oder gerade deshalb: „Das ist ein richtig schöner Weg. Den würde ich immer wieder gehen.“ Es gibt viel zu sehen und zu besichtigen unterwegs, den Druidenstein und das Bergwerk Bindweide zum Beispiel, den Skulpturenpfade bei Eitorf und die Gedenkstätte des Zwangsarbeiterlagers bei Wissen, jede Menge Burgen: den Michaelsberg in Siegburg, Blankenberg, Windeck, die Freusburg ...

Wanderführer Natursteig Sieg
Zwischen Schladern und Au hoch über Rosbach: "Der alte Stuhl". © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch

Der Band beginnt mit einer Einführung in Landschaft und Geschichte. Und mit einer kleinen Hommage an die Sieg, „mein Fluss“, sagt die Eiserfelderin, der in Siegen „einfach nur so da“ war, bis die Stadt die neuen Ufer anlegte, auf ihrem Weg zum Rhein aber eine abwechslungsreiche, spannende Landschaft prägt, einschließlich des spektakulären Wasserfalls bei Dattenfeld, den es nur deshalb gibt, weil die Sieg hier beim Bau der Eisenbahn verlegt wurde.

Wanderführer Natursteig Sieg
Die 13. Etappe im Wanderführer „Natursteig Sieg“ führt auch zum Druidenstein. © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch

Drei Extra-Etappen von Mudersbach bis zur Siegquelle

Der Natursteig-Führer von Claudia Irle-Utsch führt von der Mündung zur Quelle und beginnt mit einer von ihr selbst ausgearbeiteten Zusatztour von Mondorf nach Siegburg, wo der „offizielle“ Steig beginnt. Ab Mudersbach, wo Rheinland-Pfalz mit dem Kreis Altenkirchen aufhört und Nordrhein-Westfalen mit dem Kreis Siegen-Wittgenstein beginnt, wird der harmlose Rother-Wanderführer politisch: Die Autorin führt den 2011 begonnenen und seit 2015 unvollendeten Fernwanderweg mit eigenen drei Etappen zur Quelle – am Siegener Hauptbahnhof Schluss machen, wie es der entnervte Wegemanager der Naturregion Sieg voriges Jahr empfohlen hat, war für sie keine Lösung. Sie selbst glaubt ja, dass der Natursteig 2025 auch offiziell an der Siegquelle ankommt. „Da ist jetzt richtig Druck hinter. Aber so lange wollte ich nicht warten.“

Wanderführer Natursteig Sieg
Seit 2015 endet der Natursteig Sieg an der Landesgrenze in Mudersbach. © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch

Claudia Irle-Utsch geht also von Mudersbach und Brachbach nach Eiserfeld, von dort über die Eisernhardt nach Siegen (15,4 Kilometer). Dann über den historischen Elisabethweg durch die Oberstadt auf den Lindenberg, über Eremitage, Niederdielfen und Flammersbach nach Deuz (14,3 Kilometer). Und schließlich über Nenkersdorf und Walpersdorf zur Siegquelle (12,6 Kilometer), mit Abstecher-Angeboten zum Walpersdorfer Kohlenmeiler und zum Lahnhof. Das Natursteig-Logo ist hier noch nicht Wanderzeichen. Aber die Beschreibung der Autorin und die Markierung durch den SGV sorgen einstweilen dafür, dass sich auch auf den letzten Kilometern niemand verläuft. „Der Natursteig wird so ähnlich laufen.“ Da ist sich die gut informierte Wanderführerin ziemlich sicher.

Wanderführer Natursteig Sieg
Fast am Ziel: der Walpersdorfer Kohlenmeiler. © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch

Apropos: Claudia Irle-Utsch überlegt, tatsächlich einmal eine Führung zum Mitwandern auf einem Abschnitt des Natursteigs anzubieten. Das wäre für sie schon etwas Besonderes. Denn meistens, erzählt sie, wandert sie allein oder mit Ehemann Michael, der auch für diesen Wanderführer mitfotografiert hat. „Dann muss man nicht immer reden.“ Um keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen: „Ich bin durchaus gesellig.“ Aber Natur und Landschaft können eben auch sehr gut schweigend genossen werden.

In den Sommerferien über die Alpen

Weitere Pläne? Vielleicht mal wieder den Siegerland-Höhenring. Oder endlich einmal den Rothaarsteig, der für Claudia Irle-Utsch eindeutig zweiter Sieger hinter dem aus ihrer Sicht abwechslungsreicheren Natursteig ist, erst recht seit Dürre und Borkenkäfer-Kalamität: „Der ist inzwischen total zerrupft.“ Auf der Pflichtseite steht die Neuauflage des Siegerland-Bandes: „Da muss ich wieder alle Touren unter die Füße nehmen.“ Und auf der persönlichen Kürseite die vor fünf Jahren begonnene Alpenüberquerung von Salzburg nach Triest. „Wirklich durch hochalpines Gelände. Da wartet jetzt nur noch die Schlussetappe.“ Aber das ist dann wirklich Sommerferienvergnügen. „Ich wandere ja nicht nur“, erinnert die gut beschäftigte Journalistin, „ich mache ja auch viele andere Sachen.“

Claudia Irle-Utsch, Natursteig Sieg. Von der Mündung bei Siegburg bis ins Siegerland. Rother Wanderführer.  Ab 5. November im Buchhandel. Wir verlosen drei Exemplare unter allen Bewerbungen, die uns bis 30. November unter wp.de/natursteig erreichen.

Claudia Irle-Utsch
Autorin und Journalistin Claudia Irle-Utsch legt neuen Wanderführer „Natursteig Sieg“ vor. © WP | Hendrik Schulz