Siegen. Gerhardsseifen und ein bisschen Giebelwald: Das wäre es dann gewesen mit dem „Natursteig Sieg“, der niemals an der Siegquelle ankommt.

Der Natursteig Sieg wird die Siegquelle womöglich nie erreichen. Der Kreis Altenkirchen hat jetzt eine Variante vorgelegt, nach der nur noch eine letzte Etappe von Mudersbach, wo der in 14 Etappen von Siegburg kommende Fernwanderweg seit 2015 endet, bis zum Siegener Hauptbahnhof auszuweisen. „Das ist eine Option, die noch nicht abgestimmt wurde“, sagt Torsten Manges, Sprecher des Kreises Siegen-Wittgenstein. Der Vorschlag sei am Rande einer Tagung zum Natursteig vorgetragen und „zur Kenntnis genommen“ worden. Die Stadt Netphen, die von der Verkürzung des Natursteigs betroffen wäre, sei bisher nicht informiert. Tatsächlich sei die Suche nach einer Route von Mudersbach nach Netphen „nicht einfacher geworden“. Durch Borkenkäferbefall, Dürre und anschließende Holzabfuhr „wurden viele Wege zerstört.“

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Das ist der neue Vorschlag

Wegemanager Felix Knopp von der Naturregion Sieg hat in Siegen seine Idee vorgestellt, den schon 2011 begonnenen Wanderweg am Hauptbahnhof Siegen enden zu lassen und den Rest der ursprünglichen geplanten Strecke lediglich als GPX-Track auszuweisen. Damit wäre ein entscheidendes Kriterium erfüllt, sieht die Konzeption des Natursteigs doch vor, dass sämtliche Etappen mit der Bahn angefahren werden können. Felix Knopp hat auch schon Routen entwickelt, wie der Weg von Mudersbach aus bis Siegen verlaufen könnte.

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„Würdige Schlussetappe“ durch die Numbach

Da aber auch der Wegemanager nicht jeden Pfad im Giebelwald kennt, traf er sich mit dem Vorsitzenden des Bürgervereins Mudersbach, Ulrich Merzhäuser, und dem Niederscheldener Bauunternehmer Eckhard Vetter, beide Kenner der örtlichen Gegebenheiten. Und so könnte eine mögliche Etappe 15 des Natursteigs aussehen: Von Mudersbach aus ginge es auf den Erzquellweg, der seit einigen Jahren als Zubringerweg fungiert. Von dort aus wäre es oberhalb von Niederschelderhütte sogar möglich, die keltische Ausgrabungsstätte „Gerhardsseifen“ unmittelbar an der Landesgrenze mit anzubinden. Zuvor gäbe es als Zugabe jede Menge beeindruckende Aussichten ins Siegtal. Der Weg würde den Wanderer anschließend hoch in den Giebelwald führen, mit einem kurzen Abstecher ins Uebachtal, durch Siegen-Oberschelden und schließlich über den Großen Buberg und die Numbach Richtung Siegen-Zentrum. Die Streckenlänge läge bei etwa 15 Kilometern.

Auch auf der letzten Etappe wird es schöne Ausblicke ins Siegtal geben.   
Auch auf der letzten Etappe wird es schöne Ausblicke ins Siegtal geben.    © Kreisverwaltung Altenkirchen/Thorsten Stahl | Kreisverwaltung Altenkirchen/Thorsten Stahl

Während der „Erkundung“ wurde Felix Knopp von Eckhard Vetter immer wieder auf sehr naturnahe Wege abseits der großen „Waldautobahnen“ hingewiesen. Am Ende zeigt sich nicht nur der Wegemanager begeistert über die Vielzahl der Optionen: „Wenn wir nur Hälfte dessen umgesetzt bekommen, wäre das ein überaus attraktiver Weg und eine mehr als würdige Schlussetappe.“

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Noch aber seien dies „nur Gedankenspiele“, betont der Kreis Altenkirchen: Zunächst stehen einmal mehr Gespräche mit allen Beteiligten im Raum, insbesondere mit den verschiedenen Grundstücksbesitzern, heißt es in der Pressemitteilung des Kreises Altenkirchen. Knopp, Vetter und Merzhäuser sind sich allerdings einig, dass dieser Lückenschluss einen immensen Mehrwert für die Region darstellen würde. So sieht es auch Altenkirchens Landrat Dr. Peter Enders: „Ich begrüße die Initiative von Felix Knopp ausdrücklich. Schon lange warten wir hier im Kreis Altenkirchen darauf, dass der Natursteig fortgeführt wird. So wie der Westerwaldsteig im Süden des Kreises hat sich der Natursteig Sieg im Norden zu einer echten touristischen Marke entwickelt. Ich hoffe daher, dass wir mit den Eigentümern und auch mit der Stadt Siegen zeitnah eine Lösung finden.“

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Das waren die Siegener Pläne: Über den Jakobsweg nach Deuz

Bisher war geplant, dass der Natursteig Sieg in drei Etappen vom Bahnhof Mudersbach ins Quellgebiet geführt wird: Die erste Etappe soll 15 Kilometer weit von Mudersbach über das Eichertgebirge nach Eiserfeld führen, von dort entlang der Eisernhardt und durchs obere Leimbachtal zum Sportplatz an der „Pfeffermühle“ auf dem Lindenberg. Die zweite Etappe geht über elf Kilometer vom Lindenberg zurück Richtung Eremitage, dem Jakobsweg folgend, entlang von Flammersbach und Feuersbach zum Alten Bahnhof in Deuz. Die dritte Etappe mit den letzten 13,4 Kilometern verläuft von Deuz, wo der Weg zum ersten Mal seit Mudersbach wieder dicht an die Sieg heranführt, auf der Höhe hinüber zum Sonnenhof bei Nenkersdorf, über Wiesenwege an den Rand des Kohlenmeilerdorfs Walpersdorf und hinauf zur Siegquelle. Von dort geht noch acht Kilometer weit auf dem Rothaarsteig zum Bahnhof Lützel.

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An den Natursteig angebunden werden sollen „Erlebniswege“: in Siegen eine Runde zwischen Tiergarten und Trupbacher Heide, Netphen hat sich noch nicht festgelegt. Im Gespräch waren ein Rundweg von Brauersdorf zur Alten Burg (9,1 Kilometer) und ein Drei-Quellen-Weg (19,5 Kilometer). Der Natursteig wird aus EU-Mitteln mitfinanziert; die Kosten werden mit 500 Euro je Kilometer kalkuliert. Die laufenden Kosten für die Wegeunterhaltung sollen sich Kreise und Anliegerkommunen teilen.

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