Grund. Der Besuch der Ginsburg ist ein Höhepunkt dieser abwechslungsreichen Wanderung. Eine gute Kondition ist hilfreich.

Was man so hört rund um Grund, ist erst einmal ein verhaltenes „Mäh“. Gleich hinter Jung-Stillings Geburtshaus weiden ein paar Schafe und machen sich bemerkbar. Ländlich ist die Szenerie in diesem Hilchenbacher Stadtteil, von dem aus einst eine der bedeutendsten Siegerländer Persönlichkeiten hinaus in die Welt zog: Johann Henrich Jung, genannt Jung-Stilling, wurde am 12. September 1740 in Grund geboren. Der Sohn eines Schneiders wirkte als Pädagoge und Nationalökonom, als Augenarzt und Autor. Er gilt als einer der Wegbereiter der Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts und war Zeit- und Weggenosse des großen Johann Wolfgang von Goethe. Jung-Stilling starb am 2. April 1817 in Karlsruhe.

Ortmittelpunkt von Grund: die alte Kapellenschule.
Ortmittelpunkt von Grund: die alte Kapellenschule. © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch

Der nach ihm benannte, vom Wanderverband zertifizierte Rundweg mit der Markierung „J“ beginnt an der Kapellenschule, mitten im Ort, und führt beim Wandern zum südöstlichen Dorfrand am Geburtshaus Jung-Stillings vorbei. Eine gusseiserne Tafel weist an der Fassade auf den berühmten „Grönner“ hin. Die Gedenkstube im Inneren kann nur nach vorheriger Absprache mit dem Heimatverein Grund besichtigt werden.

Im Umfeld zweier stattlicher Höfe halten wir uns rechts und gehen am Versammlungshaus der Evangelischen Gemeinschaft vorbei bergan. Es geht erneut rechts und dann am Hang entlang zunächst talauswärts. Nach rund 800 Metern geht es links ein Stück steil hinauf. An einer Hütte ändert die Runde ihre Richtung wieder nach links. Wir schlagen den (vor ein paar Tagen noch ziemlich zugewachsenen) Pfad rechts des Häuschens ein. Er verläuft parallel zu dem breiteren Weg unterhalb der Hütte. Also: entweder durch die Büsche schlagen oder die einfachere Variante, heißt: den einfachen Weg wählen. Noch blitzt hoch über Grund der oberste Turmrand der Ginsburg aus dem Wald. Die Höhenburg wirkt wie die Hüterin des Dorfs.

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Durch den Wald zur Kronprinzeneiche

Nach einer wunderschönen Waldpassage kommen wir dort, wo die Bundesstraße B 508 auf die ins Wittgensteiner Land führende B 62 trifft, zur Kronprinzeneiche. Mit viel Tamtam pflanzte Friedrich Wilhelm IV. am 16. Oktober 1833 diesen Baum – im Anschluss an einen Besuch des Berleburger Schlosses, dem wiederum die Visite des Müsener Stahlbergs folgen sollte.

Nahe der Ginsberger Heide trifft der Jung-Stilling-Rundweg auf den Rothaarsteig.
Nahe der Ginsberger Heide trifft der Jung-Stilling-Rundweg auf den Rothaarsteig. © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch

Beim Überqueren der Straße ist Vorsicht geboten, dann führt uns ein schmaler Pfad zurück in den Wald und auf die Höhe nahe der Ginsberger Heide. Hier treffen wir an einer Kreuzung auf den Rothaarsteig. Unser Blick geht zur Ginsburg und auch hinüber zur Breitenbachtalsperre, überragt von Martinshardt und Kindelsberg. Wir folgen der in diesem Bereich leicht veränderten Rothaarsteig-Route nach links und wandern an der nächsten T-Kreuzung links bergab und damit auf die Ginsburg zu.

Hoch über Grund thront die Ginsburg. Ein Besuch der Höhenfeste ist immer lohnend.
Hoch über Grund thront die Ginsburg. Ein Besuch der Höhenfeste ist immer lohnend. © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch

Unbedingt sollten wir uns Zeit für eine Besichtigung der nassauischen Grenzfeste aus dem 12. Jahrhundert nehmen. Hier feilte im Frühjahr 1568 Wilhelm I. von Oranien-Nassau („Der Schweiger“) an seinem Plan zur Befreiung der Niederlande von der spanischen Herrschaft. Auch auf der nahen Ginsberger Heide sammelten sich später die Truppen.

Über den Schlossberg zum Zollposten

Der Jung-Stilling-Weg führt nun vom 590 Meter hohen Schlossberg hinunter zur B508 und nach Überqueren der Straße zum Bahnhof Vormwald. Eine Texttafel informiert über die Geschichte des „Zollpostens“: Hier wurde einst Wegegeld kassiert, der Weg nach Lützel war für die Fuhrleute eine Mautstraße. Mit Errichtung der Bahnstrecke wurde 1887/88 auch der schmucke Bahnhof gebaut. Heute wird der einstige „Wartesaal II. Klasse“ als Eventlocation genutzt; zum Jahresende stünden wieder das „Krüstchenessen“ und eine Silvesterfeier an, so der Betreiber. Das alte Bahnhofsgebäude harrt noch der weiteren Restaurierung.

Ein Dörfchen im Grünen: der Hilchenbacher Stadtteil Grund. In Jung-Stillings Geburtsort startet der Jung-Stilling-Weg, eine zertifizierte Wanderrunde.
Ein Dörfchen im Grünen: der Hilchenbacher Stadtteil Grund. In Jung-Stillings Geburtsort startet der Jung-Stilling-Weg, eine zertifizierte Wanderrunde. © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch

Vom Bahnhofsvorplatz aus wandern wir geradeaus auf einen Höhenrücken, folgen zunächst einem Pfad, später einem Weg, der parallel zur Bahntrasse führt, auch nach dem Überqueren der Gleise. Vermutlich hören wir unterwegs das schrille Warnsignal der Rothaarbahn; vielleicht haben wir Glück und können dem Zug und seinen Fahrgästen sogar zuwinken.

Diese Kühe weiden im Insbachtal bei Grund.
Diese Kühe weiden im Insbachtal bei Grund. © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch
Rastplatz mit Blick auf ein dörfliches Idyll.
Rastplatz mit Blick auf ein dörfliches Idyll. © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch

An der Westseite des Krombergs nimmt unser Weg einen deutlichen Abzweig nach links, an der nächsten Kreuzung halten wir uns rechts und wandern nun sukzessive, immer den Schildern mit dem „J“ folgend leicht talwärts. Im Insbachtal stoßen wir auf einen geteerten Weg und gehen links weiter. Am Wassertretbecken wäre noch einmal Gelegenheit zur Rast. Von dort wandern wir dem Talschluss bei Grund entgegen - erst auf Asphalt, dann auf fast höhengleichem Wiesenweg mit zunehmend wunderschönen Aussichten aufs Dorf. Diese Schlenderstrecke führt schließlich rechts steil zur Ginsburgstraße hinab. Jenseits der Durchgangsstraße führt uns die Jung-Stilling-Straße zu unserem Ausgangspunkt an der Kapellenschule zurück.