Oberdielfen. Wanderführer-Autorin Claudia Irle-Utsch liebt es, am Wochenende oder auch nach Feierabend eine Runde zu drehen. Die erste führt nach Oberdielfen.

Wie in ein grünes Nest bettet sich der kleine Wilnsdorfer Ortsteil Oberdielfen in die sanfthügelige Landschaft im Tal der jungen Dielfe. Diese Lage macht das Dorf zu einem idealen Pol für eine Spazierrunde, die je nach Zeit, Lust oder auch konditionellem Vermögen kürzer oder auch länger ausfallen kann.

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Ein dichtes Netz von Wegen macht‘s möglich. Mit einem weißen „O“ auf schwarzem Grund gezeichnet hat der Oberdielfer Heimatverein seine Tour rund um den Ort. Ausgetüftelt und gezeichnet schon im Jahr 2012, harrt dieser Weg augenblicklich einer Auffrischung. „Wir sind dabei“, sagt Heinrich Oerter, der die Runde gemeinsam mit Eberhard Daub eingerichtet hat. Der Anstoß sei damals von der Gemeinde Wilnsdorf gekommen, erinnert er sich. Es sollte eine neue Wanderkarte geben und darauf eben möglichst auch ein Angebot bei Oberdielfen sein.

Zwölf Jahre später lacht der „Rundwanderweg Oberdielfen“ die Wanderlustigen mit seiner stimmigen Wegführung immer noch von der Wanderkarte der Südsiegerländer Gemeinden Wilnsdorf, Burbach und Neunkirchen aus an. Doch wer sich auf den Weg macht, sollte an mancher Gabelung oder Kreuzung den Verlauf auf dem Papier genau studieren oder einem der Tracks aus den einschlägigen Wanderportalen folgen. Wind und Wetter, Baumfällungen und leider auch Vandalismus haben die Beschilderung arg ausgedünnt. Das aber wird sich, wie die Verantwortlichen vom Heimatverein sagen, sehr bald ändern, und das ist gut so.

Vom Waldrand aus öffnet sich der Blick zum Rödgen.
Vom Waldrand aus öffnet sich der Blick zum Rödgen. © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch

Durchs Tal und dann bergauf

Wir folgen zunächst der offiziellen Runde. Dazu starten wir am Wanderparkplatz am Marienweg. Hier zeigt eine Infotafel mit einem fetten roten Pfeil den Standort deutlich an: „Sie sind hier.“ Auf einer zweiten Tafel gibt es, einer Fußnote gleich, eine Erklärung zum über die Höhe verlaufenden Marienweg. Dieser sei einst von Pilgerinnen und Pilgern begangen worden, die der Wallfahrtsstätte Zu unserer lieben Frau auf den Heide, einer 1480 erstmals erwähnten Obersdorfer Marienkirche, einen Besuch abstatteten.

Der Wanderweg rund um Oberdielfen ist mit einem weißen
Der Wanderweg rund um Oberdielfen ist mit einem weißen "O" auf schwarzem Grund gezeichnet. © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch

Unsere „Kapelle“ ist erst einmal der Wald. Wir halten uns am Wanderparkplatz rechts und damit südwärts und gehen geradeaus auf den Talschluss zu. Damit weichen wir von der schon früh rechts abzweigenden Hauptroute ab und kommen so in einer deutlichen Linkskurve unmittelbar am Quellgrund der Dielfe vorbei. Nur drei Kilometer lang ist dieser Bach, der den beiden Talorten den Namen gibt und in Niederdielfen in die Weiß mündet. Diese wiederum fließt der Sieg in Siegen zu; in Niederdielfen trieb das aufgestaute Wasser der Weiß bis ins 20. Jahrhundert die so idyllisch gelegene, heute denkmalgeschützte Wassermühle an.

Ein Blickfang: die Simultankirche auf dem Rödgen bei Obersdorf.
Ein Blickfang: die Simultankirche auf dem Rödgen bei Obersdorf. © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch

Im weiteren Verlauf unserer Oberdielfer Runde nehmen wir den mittleren der drei Waldwege, der uns sanft ein Stück bergab bringt, dann aber fast höhengleich den Hangwindungen des Stümmelhains folgt. Es ist eine Freude, im Schatten dieses Laubmischwaldes zu wandern – und auch dann recht unvermittelt den allerersten einer Vielzahl an „Sahneblicken“ zu genießen: auf Oberdielfen und auf die über dem Ort leuchtende Rödger Simultankirche. Wie schön, dass genau hier eine Aussichtsbank steht. Ein Fingerzeig auf das, was kommt. Denn zuverlässig laden überall dort, wo sich ein herrliches Panorama auftut, Ruhebänke oder auch die pfuschneuen Waldsofas zur Rast ein.

Noch ziemlich neu sind sie, die Waldsofas, die rund um Oberdielfen zur Rast einladen.
Noch ziemlich neu sind sie, die Waldsofas, die rund um Oberdielfen zur Rast einladen. © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch
Weidevieh bei Oberdielfen
Weidevieh bei Oberdielfen © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch
Weidevieh bei Oberdielfen
Weidevieh bei Oberdielfen © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch

Wenig später kommen wir auf einen geteerten Wirtschaftsweg, dem wir nach links folgen, um dann schon nach wenigen Metern rechts über einen Weg durch die Wiese zur Oberdielfener Straße hinab zu schlendern. Auch hier ist ein Wanderparkplatz eingerichtet, auch hier mit einer Übersichtstafel ausgestattet. Wir sind zurück auf der markierten Runde, die uns nach rechts und dann über die Straße (Vorsicht, Raser!) führt.

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Wir gehen halbrechts entlang ausladender Wiesen hangaufwärts. Es wird recht steil. An der T-Kreuzung auf der Höhe halten wir uns links und folgen diesem Weg in das vor uns liegende Wäldchen hinein. An der nächsten T-Kreuzung ändern wir in einer spitzen Kehre unsere Richtung nach links. Damit sparen wir die größere Runde um den Helenenhof aus, können so allerdings tolle 360-Grad-Aussichten genießen – beim Wandern entlang der Viehweiden und beim Ruhen, denn das nächste Waldsofa ist nicht fern. Nun öffnet sich auch der Blick auf Niederdielfen.

Rund um Oberdielfen

Oberdielfen ist ein Ortsteil der Gemeinde Wilnsdorf, urkundlich erstmals erwähnt im Jahr 1333 und bis heute sehr ländlich geprägt. Sehenswert ist die alte Kapellenschule. Ihre Türen stehen beim nächsten Tag des offenen Denkmals (8. September) wieder offen. Aktuelle Infos gibt es auf der Facebook-Seite des Heimatvereins Oberdielfen: facebook.com/Oberdielfen.

Start/Ziel: Oberdielfen, Wanderparkplatz an der schmalen Straße ab Bundesstraße B54 (Richtung Straße Marienburg); mit ÖPNV die Runde in Oberdielfen beginnen, Haltestelle „Oberdielfen Ort“ (stündlich mit R 12 von Siegen oder Wilnsdorf)

 Distanz/Gehzeit: 6 km, 1,5 Stunden, bergauf-bergab: jeweils 120 m

Markierung: zum Teil die Markierung „O“ des vom Heimatverein Oberdielfen eingerichteten Rundwanderwegs. Die Originaltour ist 7,5 km lang und erfordert eine gute halbe Stunde mehr an Zeit. Den gpx-Track gibt es z.B. auf siegen-wittgenstein.info.

Charakter: wunderschöne Spazierrunde mit herrlichen Aussichten und ganz viel Grün

Einkehr: keine, kleines Picknick für eine Rast auf einer der vielen Ruhebänke empfohlen

Rudersdorf mit seinem historischen Bahnviadukt ist nicht weit. Wir aber folgen dem Wegweiser nach Oberdielfen.
Rudersdorf mit seinem historischen Bahnviadukt ist nicht weit. Wir aber folgen dem Wegweiser nach Oberdielfen. © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch

Abstecher zur Kapellenschule

Kurz nachdem der geteerte Wirtschaftsweg sich links zum Tal hin windet, nehmen wir das Angebot eines hübschen Wegweisers an und folgen im Schatten einiger Obstbäume rechts dem Pfad nach Oberdielfen. Ein bisschen verwegen geht es über die Wiese und dann rechts durch die „Strüche“. Hier war einst der Schulgarten, wissen die Oberdielfer Heimatfreunde. Das Türmchen der alten Kapellenschule lässt sich im Dorf ausmachen.

1821 wurde die Kapellenschule Oberdielfen erbaut. Sie wurde bis 1929 für Unterricht und Gottesdienst genutzt. Heute dient sie als Bürgertreff.
1821 wurde die Kapellenschule Oberdielfen erbaut. Sie wurde bis 1929 für Unterricht und Gottesdienst genutzt. Heute dient sie als Bürgertreff. © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch

Oberhalb der Hombergstraße verlassen wir den Wiesenpfad nach links und kommen zwischen den Häusern, gegenüber dem evangelischen. Gemeindehaus, auf die Straße Tretenbach. Dieser (und jetzt auch wieder deutlich dem „O“) folgen wir nach links, überqueren die Oberdielfener Straße.

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An der Oranienstraße empfiehlt sich ein Abstecher noch links. Keine fünf Minuten vom Weg entfernt befindet sich die Kapellenschule. Sie wurde 1821 erbaut, wie auf der Bronzetafel an der Schieferwand zu lesen ist, und bis 1929 für Unterricht und Gottesdienst genutzt. Bis 1945 diente sie als Kindergarten, später dann als Bücherei und sowohl als Bürgermeister- als auch Lehrerzimmer. Nach einer gründlichen Renovierung ist die Kapellenschule seit 1998 ein Treffpunkt für Bürgerinnen und Bürger. Schon 1991 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt.

Rund um Oberdielfen macht das Wandern Spaß - auch unserer Autorin, Claudia Irle-Utsch.
Rund um Oberdielfen macht das Wandern Spaß - auch unserer Autorin, Claudia Irle-Utsch. © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch

Die Oranienstraße führt uns über Fränzergarten und Theisgarten hinauf in Feld und Flur. Wieder sehen wir weit: zur mit den Windrädern gespickten Kalteiche und auch zu den kahlgeschorenen Höhen des Rothaarkamms rund um die Haincher Höhe. Noch einmal geht es in den Wald, halblinks und dann schnurstracks zurück zum Wanderparkplatz. „Da capo!“, möchte man rufen und diese Runde gleich noch einmal laufen. Vielleicht morgen. Oder übermorgen. Deshalb bleibt es erst einmal bei einem begeisterten „Bravo!“.

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