Siegen. Die Siegenerin Claudia Irle-Utsch hat ihren ersten Rother-Wanderführer geschrieben: für Siegerland und Wittgenstein. Wir verlosen drei Exemplare.

Die Siegener Autorin Claudia Irle-Utsch spricht gern von einem „Spaziergang“ oder einer „Runde“. Allerdings ist Vorsicht geboten. Fünf bis sechs Kilometer sind das immer noch, für die die angesetzten anderthalb Stunden nur bei forschem Schritt ausreichen.

Sie hat das Wandern von Kindheit auf gelernt, „mit meinem Vater bin ich abends gern mal eine Runde gegangen.“ Eine Runde. Jetzt hat die freie Journalistin aus Eiserfeld, der auch die Leserinnen und Leser dieser Zeitung manchen sommerlichen „Wandertag“ verdanken, ihren ersten Wanderführer veröffentlicht. 50 Touren in Siegerland und Wittgenstein. Einschließlich ausgedehnter Tagestouren, die selbst bei Claudia Irle-Utsch nicht mehr als „Runden“ durchgehen würden.

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Wie kommt man auf so eine Idee?

„Ich gehe sehr gern wandern, und ich schreibe auch gern“, erzählt die 53-Jährige, die den Job als festangestellte Kulturredakteurin an den Nagel gehängt hat und seit Ende 2020 als Freiberuflerin unterwegs ist – für eine Vielzahl von Auftraggebern von der dpa bis zur Jüdischen Allgemeinen, von Musikfachblättern bis zur „UK“ der evangelischen Landeskirche, und immer wieder auch für Westfalenpost und Westfälische Rundschau. Den Jesus Trail in Israel ist sie gelaufen, mit Ehemann Michael immer wieder auch in den Alpen von Berghütte zu Berghütte. Die Wanderführer aus dem Rother Verlag spielen in der höchsten Qualitätsklasse, mit präzisen Wegebeschreibungen, Hinweisen auf Schwierigkeitsgrade und Wegebeschaffenheit, ordentlichem Service und viel Hintergrund über die Region und die Orte, zu denen die Wanderung führt. Nach einem Band für Siegerland und Wittgenstein hat sie in der Rother-Reihe vergeblich gesucht. Ende 2020 klopft sie in Oberhaching an. Die „Probetour“ – in ihrem Wanderführer nun die Nummer 5 „Von Eiserfeld zum Pfannenberg“ – gefällt, Claudia Irle-Utsch bekommt den Auftrag.

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Welche Ziele kommen ins Buch?

Die Journalistin weiß, worauf es ankommt: Alle Kommunen im Kreis müssen vorkommen, die prominenten und zertifizierten Rundwege am besten auch, also der Kulturflecken-Weg in Freudenberg, der Jung-Stilling-Rundweg rund um Grund, der Keltenweg bei Netphen und so weiter. „Die touristischen Highlights müssen drin sein“, also zum Beispiel Autobahnkirche in Wilnsdorf und Waldskulpturenweg in Bad Berleburg. Schließlich, mit der Runde um die Breitenbachtalsperre, auch ein barrierefreies Angebot. Und, damit es maximalen Spaß macht, auch die selbst komponierten Wege. „Ich habe geschaut, dass Ausgangs- und Zielpunkte mit Bus und Bahn erreichbar sind.“ Und dann ging es einfach los. „Im Grunde bin ich das ganze Jahr 2021 gewandert.“

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Wandert man dann anders?

Und wie? Nicht mit Stift und Block in der Hand, aber mit dem Smartphone. Da kommen Fotos als Gedächtnisstützen drauf, und da läuft die Komoot-App, die den Weg aufzeichnet und somit rekonstruierbar macht. „Ein bisschen wacher“ läuft man dann, aufmerksam. Und man redet mit den Leuten, denen man begegnet. „Ich habe etwas mehr gefragt als üblich“ – was für eine gelernte Journalistin keine große Anstrengung bedeutet. Claudia Irle-Utsch folgt, wo es sich anbietet, den markierten Wanderwegen, an denen es dank SGV in Siegerland und Wittgenstein nicht mangelt. Das macht das Beschreiben verlässlicher. „Wir folgen der Raute“ ist halt eindeutiger als „hinter den drei Fichten rechts ab“, weil man ja gerade heute nicht sicher weiß, wie lange die Bäume da wirklich sehen.

Claudia Irle-Utsch hat einen Wanderführer für Siegerland und Wittgenstein geschrieben.
Claudia Irle-Utsch hat einen Wanderführer für Siegerland und Wittgenstein geschrieben. © Steffen Schwab | Steffen Schwab

Wie entsteht ein Wandertipp?

Zu Hause wird recherchiert und nachgearbeitet. Im Zweifelsfall auch wiederholt. Den Weg von Gosenbach zum Giebelwald gleich drei Mal. „Ich wollte unbedingt den Gerhardsseifen drin haben, und dann wurde das viel zu lang.“ Am Schluss hat sie das E-Bike genommen, die Geduld der Journalistin mit ihrer Tour 34 – jetzt auf vier Stunden und 45 Minuten gedrückt – ist begrenzt. Wenn schon Wanderführer, dann auch Beienbach, Niederdielfen und Offdilln. „Weil da Familiengeschichte drin ist.“ Und, um die professionelle Neugierde zu bedienen, Entdeckungen: für sie das Hitschelsbachtal in Siegen („Da war ich noch nie“) und ihre Runde um Meiswinkel. Oder der Zugang zur Obernautalsperre über Beienbach.

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Wo ist es besonders schön?

„Ich finde es immer wieder spannend, wie schnell man aus der Großstadt aufs Land kommt.“ Abwechslungsreich muss ein guter Weg sein, Wasserläufe und Aussichten sind immer gut, der Waldrand mit Blick in die freie Landschaft auch. „Vielleicht nicht gerade den Rothaarsteig. Ich gehe lieber rauf und runter.“ Wer da nicht mitgehen mag – das Höhenprofil ist im Wanderführer für jede Tour angegeben. Einkehrmöglichkeiten hat Claudia Irle-Utsch auch gesucht, „idealerweise auf der Hälfte des Weges“. Aber nicht immer gefunden. Was die Lektorin aus Bayern zu der Frage veranlasste, ob das Siegerland wohl eine protestantische Gegend sei – wegen der offensichtlichen Ferne zu leiblichen Genüssen…

Apropos Genuss: „Der Sommer 2021 war nach hinten raus verregnet“, erinnert sich Claudia Irle-Utsch sehr gut. Die viel gerühmte Aussicht vom Bad Laaspher Entenberg – bei ihrem Ortstermin nur Nebel. Aber: „Man kann bei jedem Wetter wandern.“ Heiter bis wolkig und Anfang 20 Grad sind gut, aber auch ein kühler Herbsttag ist schön.“ Und: Abwechslung macht den Weg kurz, sogar, wenn es öfter dieselbe Tour ist: „Man wandert zu jeder Jahreszeit, zu unterschiedlichen Tageszeiten, auch mal in der Gegenrichtung gehen.“

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Was tun mit dem Buch?

„Das ist eine Auswahl“, sagt Claudia Irle-Utsch über ihren Wanderführer, „im Grunde Vorschläge, gern mit der Ermunterung, selbst Entdeckungen zu machen.“ Aber ihre 50 Touren wollen ja auch erst einmal gelaufen sein. Vor allem die „roten“, anspruchsvolleren Strecken, die längste immerhin sieben Stunden lang: „Im romantischen Hickengrund“, Tour 30. Und auch gerne die besonders empfohlenen zehn Top-Touren. Ach ja: Vier Kilometer in der Stunde sind das Maß aller Angaben. „Ich selbst bin manchmal ein bisschen schneller.“ Sagt die Frau mit dem „Runden“. Und ermuntert: „Geht raus, weil das gut tut! Ich war durch dieses Intensivwandern richtig fit.“ Fortsetzung folgt, auch deshalb. Das nächste Wanderbuch-Projekt ist schon eingestielt.

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Wir verlosen drei Exemplare. Unsere leser brauchen eigentlich nur ein wenig Glück. Einfach hier mitmachen und möglicherweise gewinnen. Alles Gute!

Rother-Wanderführer Siegerland und Wittgenstein. Unterwegs in Südwestfalen – an Sieg, Lahn und Eder. 16,90 Euro.

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