Siegen. Für die Nachnutzung des leeren Karstadt-Gebäudes in Siegen laufen die Planungen. Bis es so weit ist, gibt es zumindest andere Ideen und Ansätze.

Den Monte Schlacko hat Susanne Kriemann nun in die Siegener Innenstadt geholt. In der Ausstellung „Hey Monte Schlacko, Dear Slagorg“ zeigt die Künstlerin in den Schaufenstern des Karstadt-Gebäudes bis zum 3. November Arbeiten, die sich mit der Geschichte und der Pflanzenwelt der ab 1900 aufgeschütteten Schlackenhalde der ehemaligen Bremer Hütte in Geisweid befassen.

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Susanne Kriemann tauschte sich dafür innerhalb des Programms „Artist in Residence Siegen“ des Museums für Gegenwartskunst Siegen und der Universität Siegen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlerin und der Stadtgesellschaft aus, wie einer Mitteilung zu entnehmen ist. Für die Installation der Arbeit hat sie zusammen mit ihrem Team die Schaufenster aller Etagen des leerstehenden Kaufhauses aktiviert.

Kunstausstellung im Karstadtgebäude
Die Künstlerin Susanne Kriemann bespielt mit der Ausstellung „Hey Monte Schlacko, Dear Slagorg“ die Schaufenster des Siegener Karstadt-Gebäudes. © Universität Siegen | Universität Siegen

Karstadt Siegen: Ehemaliges Kaufhaus als Medium für Kunstausstellung

An der Fassade, in den Vitrinen und teilweise auch im Innern des Warenhauses wurden großformatige Drucke und Textilien angebracht und aufgehängt. Sie zeigen unterschiedliche Ansichten des Schlackebergs: Viele Moose und Flechten, aber auch Blumen, die sich in der kargen Gesteins- und Schlackewelt behaupten. Die Open Air-Ausstellung ist rund um die Uhr frei zugänglich. In den Abendstunden illuminieren zudem jeweils von 17 bis 20 Uhr Videoinstallationen einzelne Gebäudebereiche: Blumen und Gräser bewegen sich sachte im Wind und verleihen dem Beton-Koloss einen besonderen Zauber. „Mit dem Künstler*innenprogramm ‚Artist in Residence Siegen‘ möchten wir das Verhältnis von universitärem und städtischen Leben durch künstlerische Darstellungen neu beleuchten“, sagte Uni-Rektorin Prof. Dr. Stefanie Reese bei der Eröffnung der Ausstellung.

Susanne Kriemann

„Gemacht und gedacht für alle Menschen, die tagtäglich die Siegener Fußgängerzone besteigen.“

Susanne Kriemann, Künstlerin, über die „Hey Monte Schlacko“-Ausstellung in den Karstadt-Fenstern in Siegen.

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„Die Zeit in Siegen war für mich sehr spannend: Zum einen die intensive Beschäftigung mit dem Monte Schlacko als Dreh- und Angelpunkt meiner künstlerischen Arbeit. Gleichzeitig aber auch die Bespielung des leerstehenden Karstadt-Gebäudes, das mit seiner Architektur und den verschiedenen Etagen ebenfalls wie ein ‚Berg‘ mitten in der Stadt wirkt“, sagte Susanne Kriemann. Das aus dieser Kombination entstandene Werk sei „gemacht und gedacht für alle Menschen, die tagtäglich die Siegener Fußgängerzone besteigen“.

Kunstausstellung im Karstadtgebäude
Die Ausstellung in den Fenstern des Siegener Karstadt-Gebäudes beschäftigt sich mit Flora und Fauna des Monte Schlacko in Geisweid. © Universität Siegen | Universität Siegen

Siegen: Ausstellung am Karstadt-Gebäude zeigt Zauber des Monte Schlacko

Für „Hey Monte Schlacko, Dear Slagorg” hat die Künstlerin den Monte Schlacko ein Jahr lang Monat für Monat aufgesucht und fotografiert – zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter. „Kriemanns Fotografien untersuchen das Wesen der Pflanzen und der Schlacke“, schreibt die Uni über die Ergebnisse. „Es zeigen sich Schicht für Schicht Organismen, die metallurgisch wie botanisch verwoben sind.“

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Erweitert wird die Ausstellung am Karstadt-Gebäude durch historische Fotografien von seltenen Blumen, die der Siegener Fotograf Otto Arnold (1881 – 1944) Anfang der 1930er Jahre erstellte. Susanne Kriemann hat die Glasnegative von Otto Arnold digitalisiert und zeigt seine schwarz-weiß Motive zusammen mit ihren Fotografien – teilweise auch collagenartig miteinander verwoben. Eine weitere Dimension bringt der aus Belarus stammende Künstler Aleksander Komarov ein: Von ihm stammen die filmischen Pflanzenporträts, die das Gebäude in den Abendstunden illuminieren – aufgenommen teils auf dem Monte Schlacko, teils aber auch in der ukrainischen Stadt Kharkiv.

Karstadt Siegen: Eindrücke aus dem Inneren des ehemaligen Kaufhauses

Mit den zurückgelassenen Materialien, Möbeln und Ausstellern im ehemaligen Karstadt-Gebäude entwickelt sich die Installation zu einem hybriden Wesen, das noch nicht genau definiert ist: Slagorg“, heißt es weiter. Der Begriff, „der sich aus den Worten ,Slag = Schlacke‘ und ,org = Organismus‘ zusammensetzt“, stehe sinnbildlich für die Verwischung einer „nicht klar definierbaren Grenze und für das Zusammenspiel von botanischen Organismen und antropozenen Eingriffen des Menschen“. Mit ihren Überlagerungen und Durchblicken nehme die Präsentation immer wieder direkten Bezug auf die architektonischen Strukturen des ehemaligen Kaufhauses: „Béton Brut ähnelt plötzlich aufbrechender Schlacke.“

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An der Fassade des universitären Hörsaalzentrums zum Schlossplatz hin greift Susanne Kriemann das Stillleben des leergezogenen Warenhauses auch bildlich auf: Hier sind Collagen aus dem Innenleben des Gebäudes zu sehen – Kleiderstangen, Regale, Holz, Stahl und Glas, mit Filtern überarbeitet und vereinzelt mit Pflanzendarstellungen vom Monte Schlacko durchbrochen.

Im Rahmenprogramm der Ausstellung gibt es unter anderem die „Hey Monte Schlacko, Dear Slagorg”-Spaziergänge mit Leia Walz: am Samstag, 26. Oktober, Donnerstag, 31. Oktober und Samstag, 2. November, jeweils ab 18 Uhr.

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