Siegen. Der Auftrag ist da: Aus leerstehendem Karstadt-Gebäude soll ein Ort werden, der die Menschen aus weitem Umkreis nach Siegen zieht, auch ohne Kaufhaus.
Es soll einen Beteiligungsprozess geben, wie das seit über einem Jahr leerstehende Karstadt-Gebäude umgebaut werden kann. Das kündigt Architekturprofessor Thorsten Erl im Gespräch mit der Redaktion an: Das „Fusion Lab“ der Universität Siegen habe den Auftrag erhalten, diesen Prozess zu erarbeiten und zu begleiten (siehe Zweittext unten). Damit ist der Weg klarer, wie aus einem Kaufhaus ein neuer Anziehungspunkt nicht nur für die Oberstadt, sondern ganz Siegen - und darüber hinaus - werden kann. Denn, bekräftigt Thorsten Erl, „wir brauchen eine Nutzungsmischung, die etwas bietet und so groß ist, dass weite Teile der Gesellschaft profitieren“.
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Wie berichtet hatte die Eigentümergesellschaft Siegberg Immobilien im Mai gegenüber der Siegener Politik klargemacht, dass das zunächst angestrebte Verfahren der Uni zu lange dauerte - es drohte der Verkauf. Reinhard Quast als Sprecher der GmbH hatte erst kürzlich gegenüber dieser Zeitung bekräftigt, dass die Hochschule nach wie vor als idealer Anker-Mieter für diese zentrale Immobilie betrachtet werde, man auf einem guten Weg sei - und dass man aber Sicherheit brauche, wie es mit dem riesigen Gebäude weitergeht. Der bisherige Weg sei zu offen, zu unverbindlich gewesen. Bald nach der Schließung im Sommer 2023 war klar gewesen, dass die Uni hier einziehen will, statt an Stelle des Löhrtor-Stadtbads neue Campusgebäude zu errichten, flankiert unter anderem von Geschäften und Gastronomie, was von allen Seiten sehr begrüßt wurde.
„Neues Karstadt“ in Siegen: Ein Ort, der ganz viele Menschen anzieht - nur halt kein Kaufhaus
Diese Idee wird weiter verfolgt: Zentral soll die Hochschul-Musik hier untergebracht werden, unter anderem mit einem Probensaal, den auch andere Kultureinrichtungen nutzen könnten - das Bruchwerk-Theater beispielsweise, das wegen des Umbaus des Hettlage-Gebäudes zu einer neuen Universitätsbibliothek seinen Standort an der Siegbergstraße verlieren wird. Nun, erklärt Prof. Erl, sei ein Jahr Zeit, alle Interessierten an einen Tisch zu holen; auszuhandeln, wer welche Interessen überhaupt hat, wie man diese zusammenbringen kann. „Es geht nicht nur um dieses Kaufhaus“, sagt der Städtebauer. „Es geht um einen Ort in der Innenstadt, der ein ökonomischer Magnet in der Oberstadt war - für Stadt und Region.“
„Je besser man am Anfang weiß, was man will und tut, desto stärker ist die Sicherheit bei den Kosten und dass es am Ende klappt.“
Der Magnet ist weg. Und wird in der Form auch nicht wiederkommen, man brauche sich da nichts vorzumachen. Die Menschen kaufen bequem mit dem Handy vom Sofa aus; nicht zu den Öffnungszeiten der Geschäfte, sondern wie es in ihren Alltag passt. Deswegen die neue Mischung aus unterschiedlichen Angeboten: „Karstadt hat alle angesprochen. Wir müssen für diesen Ort eine neue Nutzung finden, die auch von allen geschätzt wird.“ Bildung und Kultur genauso wie Gastronomie und Freizeit. „Wir werden diesen Ort wieder zum Strahlen bringen.“
Karstadt-Immobilie in Siegen: Das neue Gebäude braucht auch einen neuen Namen
Wenn ein so markantes Gebäude so grundlegend im Bestand umgebaut wird, gibt es ein ganz neues Bild ab und verändert damit auch das Siegener Stadtbild. Das verlange durchaus auch einen neuen Namen - so etwas wie „Karstadtgebäude“ könne diesen Aufbruchgedanken jedenfalls kaum transportieren.
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Von besonderer Bedeutung sei dabei, dass ein so wichtiger Ort tatsächlich viele Menschen anzieht. Daher sei es wichtig, keine kurzfristige, schnelle Lösung zu schaffen, sondern eine nachhaltige, dauerhafte. Das zu erreichen, benötige zunächst vielleicht etwas mehr Zeit, dafür werde in einem Jahr dann auch ein mit allen Nutzergruppen abgestimmter Entwurf vorliegen, der dann sehr schnell in die Umsetzung gehen könne. Zur Zeit laufen noch die Vorgespräche, ab Oktober werde es dann deutlich konkreter. So seien insgesamt drei große Workshops geplant.
Karstadt Siegen: Alle Fragen restlos klären - und dann mit Tempo loslegen
Neben den Eigentümern sollen potenzielle Mieter wie Uni, Handel, Soziales und Kultur, womöglich auch die Stadtverwaltung, die zudem als Genehmigungsbehörde und „Städtebauerin“ maßgeblich Verantwortung trägt, ebenso beteiligt werden wie Nachbarschaft und die Öffentlichkeit. In diesem strukturierten Prozess sollen alle Fragen besprochen und geklärt, der spätere Betrieb bereits mitgedacht, alle relevanten Genehmigungsabteilungen ebenfalls eingebunden werden. Dann können die Umbauarbeiten idealerweise mit fertigen Plänen möglichst schnell und zügig über die Bühne gehen.
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„Wenn wir zielgerichtet arbeiten, nehmen wir dann richtig Tempo auf“, bekräftigt der Architekt. Nichts sei beim Bauen hinderlicher, treibe Zeit und Kosten mehr in die Höhe, als im laufenden Prozess umplanen zu müssen. „Je besser man am Anfang weiß, was man will und tut, desto stärker ist die Sicherheit bei den Kosten und dass es am Ende klappt.“