Siegen. Der Eigentümergesellschaft des Karstadt-Gebäudes geht das Geld aus, die Uni Siegen habe die Pläne über den Haufen geworfen. Die Politik: Entsetzt
Der Plan für das Karstadt-Gebäude in der Siegener Innenstadt ist vom Tisch. Das hat Reinhard Quast von der Eigentümergesellschaft Siegberg Immobilien am Donnerstag, 23. Mai, im Ausschuss für Stadtentwicklung mitgeteilt - und für Schockstarre gesorgt, wie Vorsitzender Detlef Rujanski feststellte. Der Grund: Die Uni habe die bestehenden aufwendig erstellten Pläne komplett verworfen und beginne erneut bei Null. Das werde so lange dauern, dass den Eigentümern das Geld ausgehen werde, wie Quast darlegte. Die Kaufhaus-Immobilie soll nun verkauft werden. Das könnte den bereits aktualisierten Uni-Umzug erheblich ins Wanken bringen.
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„Die Stadt sollte der Uni klar sagen: Gebt Gas!“, sagte Quast. Die Hochschule hatte demnach einen zweijährigen Vertrag mit Siegberg Immobilien geschlossen, um eine optimale Nutzung des riesigen Gebäudes zu erarbeiten. Ein erstes Konzept sei demnach bereits kurz nach der Schließung im Sommer 2023 durchgeplant worden: Flächen für Musik und Konferenzen waren für die Uni vorgesehen, drumherum Raum für Geschäfte. Dann aber habe es neue Überlegungen seitens der Hochschule gegeben, sagte Quast, auch Veränderungen beim Budget. Das Konzept sei verworfen worden, die Uni unternehme einen neuen Anlauf.
Karstadt-Gebäude in Siegen: Der neue Plan der Uni dauert den Eigentümern zu lange
Nun sei nach der Methode „Reallabor“ vorgesehen, alle möglichen Interessensgruppen einzubeziehen. Dieser Prozess soll demnach bis Ende 2025 abgeschlossen sein. Grundsätzlich nicht verkehrt, diese Methode habe man beim ehemaligen Druckhaus am Häutebachweg erfolgreich durchgezogen. „Da ist was richtig Gutes beo rausgekommen.“ Bei Karstadt aber zu spät für die Eigentümer: So lange könne man keine neuen, eigenen Überlegungen anstellen, bis ein Ergebnis vorliege, sei der Vertrag ausgelaufen. Denn um Nutzungsänderungen beantragen zu können, müsse die gesamte Nutzung des Gebäudes feststehen. Ob dann noch alle Interessenten von vor einem Jahr an Bord sein werden: Überaus fraglich, so Quast.
Zumal die Genehmigung und das Bauen selbst auch noch einmal einige Jahre dauern werde. „Das sind komplexe Abhängigkeiten“, betonte der Unternehmer. Bis dahin seien die laufenden Kosten des Gebäudes durch den Vertrag mit der Uni Siegen nicht gedeckt - und die Investoren könnten absehbar nicht mehr Geld in die Immobilie stecken. „Am Jahresende geht der Gesellschaft das Geld aus.“ Die Sparkasse habe die Tilgungsaussetzung bereits genehmigt. „Eine traurige Entwicklung“, stellte Quast fest, die Zukunft des Karstadt-Gebäudes sei völlig offen. Denn man sei angetreten, die Immobilie im Sinne der geplanten Stadtentwicklung umbauen zu können. „Eigentlich muss die uni da rein, die Gesellschaft kann so lange aber nicht warten“. Es gebe daher aktuell keine Lösung für die Immobilie, die sich in einem sehr kritischen Zustand befinde, „wir wissen nicht, wie es sich weiterentwickelt.“
Zwischenlösung für Karstadt-Gebäude in Siegen wirtschaftlich nicht darstellbar
Thiemo Brinkmann, Vorsitzender der Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) Oberstadt, die vor einem Jahr großes Interesse an den hier geplanten zusätzlichen Handelsflächen gezeigt hatte, zeigte sich entsetzt: „Ich bin sprachlos. Das hat mich umgehauen.“ Diese Entwicklung habe er nicht erwartet. Denn auch einer Zwischennutzung, um die Zeit bis zu einem neuen Konzept zu überbrücken und die durch den Leerstand erheblich in Mitleidenschaft gezogene Oberstadt, erteilte Reinhard Quast mit Bedauern eine Absage: Das habe man überlegt, die Systeme (Brandmelde-, Sprinkler-, Alarmanlagen) seien zu aufwendig. „Allein das Aufschließen verursacht so viele Kosten - eine kleinteilige Nutzung verbietet sich.“ Brinkmann appellierte an die Stadt, sich wenigstens für einen Durchgang in Höhe Dicker Turm von Kölner Straße ins Parkhaus einzusetzen, um die Frequenz wieder zu erhöhen.
Man werde mit dem Gebäude auf den Markt gehen und „wenn wir es verkaufen, verkaufen wir es komplett“. Das heißt: Ohne das Parkhaus, das dem Land gehört. Die Uni selbst ist für das Hörsaalzentrum im obersten Geschoss Miteigentümer, die Etagen darunter gehören Siegberg Immobilien.
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Ob damit das Löhrtor-Stadtbad in Sachen Uni-Umzug wieder in den Fokus rücken würde, frage Roland Steffe (AfD). Laut Bürgermeister Steffen Mues nicht: „Die Uni hat großes Interesse an Karstadt - und keines am Löhrtor.“