Niederschelden. Mit großartigem Panoramablick und wildromantischer Natur könnte die Sandhalde Niederschelden ein Hotspot in Siegen werden. Ein Verein ist dran.
Eckhard Vetter hat recht. „Es ist ein wunderschönes Fleckchen Erde“, sagt der Vorsitzende des Vereins „Schelder Sandhalde“ über den in weiten Teilen künstlich aufgeschichteten Hügel an der Landesgrenze. Die Aussicht ist umwerfend, reicht in einem weitläufigen Panoramabogen von Niederschelderhütte in Rheinland-Pfalz über Niederschelden bis zur Siegtalbrücke und weiter nach Siegen. Wer das Gelände zu Fuß erkundet, wird noch weitere bestechende Ausblicke entdecken. Und damit das in Zukunft noch mehr Menschen tun, möchte der Verein das brachliegende Areal gestalten und als Top-Ausflugsziel etablieren.
Siegen: So schön ist die Sandhalde in Niederschelden
Noch sei alles „im Ideenstadium“, merkt Eckhard Vetter an. Doch schnell wird klar, dass es dem Team weder an Ideen noch an Engagement mangelt. Aus der Sandhalde könne etwas wirklich Besonderes werden, „wenn man Herzblut hineinsteckt“, versichert Christian Peter, Ortsbürgermeister von Mudersbach. Das Projekt ist länderübergreifend aufgestellt. Die Zusammenarbeit funktioniere bisher reibungslos und es gebe keine Anzeichen, dass sich daran etwas ändern werde. „Wir sind auf beiden Seiten pragmatisch unterwegs. Gemeinsam werden wir einiges realisieren können“, betont Christian Peter. Und Eckhard Vetter ergänzt: „Der Föderalismus zwischen Schelden und Schelderhütte läuft sehr gut.“
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Siegen: Sandhalde Niederschelden – Natur und Industrie-Geschichte in Einklang
Bisher gibt es drei komfortable Liegebänke mit Blick ins Tal und eine kleine Hütte auf dem Hauptplateau. Wenn es nach dem Verein geht, soll hier noch eine größere Hütte entstehen, die einerseits – dank entsprechender Infotafeln und Ausstellungsstücke – an die Geschichte der hier bis in die 1966 Jahre betriebenen Charlottenhütte erinnert und andererseits für Info- und Kulturveranstaltungen, aber auch für Feiern genutzt werden kann. Passend zur industriellen Geschichte des Ortes sollen Baumaterialien wie Stahl und Glas den historischen Bezug unterstreichen. Weitere Aufenthaltsflächen auf der Halde, vielleicht auch ein besonders ansprechend und spannend gestalteter Spielplatz könnten hinzukommen, denn die Sandhalde soll ein Anziehungspunkt für alle Generationen werden. Hier ließen sich viele Themen aufgreifen, viele Interessenlagen abbilden, sagen die Aktiven des Vereins: Natur, (Industrie-)Geschichte, Ökologie, Kultur, Freizeit, Bildung. Die Nähe zur Ausgrabungsstätte am Gerhardsseifen und zum Reinhold-Forster-Erbstolln eröffnet dabei sogar noch zusätzliche Potenziale.
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In Niederschelden und Niederschelderhütte ist die Sandhalde bereits sehr gefragt. „Sobald das Wetter auch nur ein bisschen schöner ist, sitzen hier Leute“, erzählt Arnd Kretzer, 2. Vorsitzender des Vereins. Gerade bei Pärchen sei diese Stelle beliebt. Was angesichts des speziellen Charmes nicht verwunderlich ist: Schon der Hügel an sich strahlt etwas Wildromantisches aus, doch die Atmosphäre ist zusätzlich mit der Magie aufgeladen, die (fast) überall dort entsteht, wo die Natur ehemalige Industrieflächen zurückerobert. Und dann ist da noch die exponierte Lage, nicht nur im Hinblick auf die Aussicht. „Hier geht die Sonne als Letztes unter“, sagt Arnd Kretzer. Das lockt nicht nur Pärchen an, sondern ist für alle Menschen attraktiv. Bei Vereinsfesten oder Konzerten habe sich das bereits unmissverständlich gezeigt. „Wir haben hier schon mehrfach mit Hunderten Leuten gesessen“, so Arnd Kretzer.
Siegen: Sandhalde in Niederschelden – Freizeitparadies statt Gewerbegebiet
Die Fläche, die für die Gestaltung in engeren Betracht kommt, hat etwa 7000 Quadratmeter. Rund 20.000 Quadratmeter hat das Areal insgesamt. Für das Gelände gab es in der Vergangenheit auch schon gänzlich andere Ideen, als einen Freizeit-Hotspot daraus zu machen. Bei einer ehemaligen Industriefläche durchaus naheliegend stand auch die Idee für ein Gewerbegebiet im Raum. Die Siegener Verwaltung hatte diese Möglichkeit aber nach Prüfung im Jahr 2016 wegen zu hoher Kosten für die Herrichtung und zu vieler Unwägbarkeiten verworfen. Als dann die Rekultivierung des Geländes abgeschlossen war, habe sich in den Ortschaften die Frage gestellt ,„was machen wir nun?“, berichtet Eckhard Vetter. Anfang 2022 gründete sich der Verein, der regen Zulauf hatte, wie Gründungsmitglied Tim Knoll erzählt: „Das ging durch Mund-zu-Mund-Propanda. In Schelden und Schelderhütte wussten die Menschen davon.“ Und in Zeiten, wo viele Vereine über Probleme bei der Suche nach neuen Leuten klagen, fanden sich hier relativ rasch rund 120 Mitglieder zusammen. „Jung, alt, aus dem Siegerland, aus Altenkirchen: Wir sind ein Verein für alle“, hebt Tim Knoll hervor.
Die Charlottenhütte
Gegründet wurde die Charlottenhütte vom Industriellen Adolf Kreutz. Benannt ist sie nach seiner Mutter Charlotte Christine Kreutz, geborene Diesterweg. Adolph Diesterweg war ein Onkel von Adolf Kreutz. Der erste Hochofen wurde am 22. Februar 1864 angeblasen. Der zweite Hochofen ging 1867 in Betrieb.
Der Kreuztaler Friedrich Flick trat 1915 in den Vorstand der Charlottenhütte ein, die 1926 Teil der Vereinigten Stahlwerke wurde. Diese wiederum wurden 1968/69 an die Stahlwerke Südwestfalen (später: Krupp) verkauft. Der letzte Abstich des Hochofens in Niederschelden erfolgte 1966.
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Das etwas leidige Thema Geld schwebt selbstverständlich über allem. Helfen sollen Sponsoren „und viel Eigenleistung“, sagt Eckhard Vetter. Außerdem hofft der Verein auf Unterstützung aus der Politik, wenn es beispielsweise um formale Verfahren geht. Die Aktiven haben deshalb zunächst den zuständigen Bezirksausschuss VI/Siegen-Eiserfeld eingeladen, der sich am 20. Juni vor Ort ein Bild machen wird. Die Hoffnung ist natürlich, dass es den Mitgliedern so ergeht wie den meisten Menschen, die die Sandhalde besuchen. Die gewöhnliche Reaktion, so Christian Peter: „Meine Güte, ist das schön!“
Online stellt sich der Verein auf schelder-sandhalde.de vor. Kontakt: info@schelder-sandhalde.de oder telefonisch unter 0271/354792
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