Hagen. Mit offenbar von der Bundespartei vorgeschriebenen Anträgen agiert die AfD im Stadtrat von Hagen. Einer davon ist besonders widerlich.

Zugegeben: Ich bin geprägt von einer Konferenz, die ich just besucht habe. Da haben Kollegen aus Thüringen, einem Bundesland, in dem die AfD vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft wird, berichtet, unter welchen Bedingungen sie dort arbeiten. Nur ein Beispiel: Bei einer Demonstration von Rechtsextremen wurde eine Puppe, die eine der Kolleginnen darstellen sollte, als eine Art Zielscheibe vorweg getragen.

In Thüringen, einem Bundesland, in dem 32,8 Prozent der Menschen gerade die Rechtsextremen gewählt haben, ist die journalistische Realität eine andere. Und all jenen, die dort journalistisch arbeiten, gebührt der höchste Respekt.

6,8 Prozent zuletzt in Hagen

Auch im Rat der Stadt Hagen gibt es eine AfD-Fraktion. Immerhin hat die Partei bei der letzten Kommunalwahl 6,8 Prozent geholt. Es steht zu fürchten, dass sich das im nächsten Jahr ändert.

Daher ist es an der Zeit, auf das zu schauen, was die AfD in Hagen so treibt. Zum Beispiel in der Ratssitzung am Donnerstag. Da tauchten gleich zwei Anträge auf, die den Eindruck erweckten, als stammten sie aus einer Parteizentrale und nicht etwa aus der Feder der örtlichen Partei-Protagonisten um den Fraktionsvorsitzenden Michael Eiche.

Forderung nach Migrations-Dashborad

So forderte die AfD (wie zufällig in anderen Kommunen auch) von der Stadt ein Migrations-Dashboard, das „vergleichbar mit den Corona-Zahlen das Migrationsgeschehen in unserer Stadt erfasst“. Erscheinen sollte es auf der Internetseite der Stadt.

Während AfD-Vorstöße bisher in der Regel geflissentlich ignoriert wurden, fielen die Reaktionen diesmal deutlich aus. Erwähnt sei die von Ömer Oral (Hagener Aktivistenkreis): „Ich habe hier Abitur gemacht, ich habe hier studiert, und ich zahle als Unternehmer hier meine Steuern. Und jetzt wollen Sie mich auf ein Dashboard bringen? Hören Sie auf mit dieser Hetze. Wenn meine Tochter, die die dritte Klasse besucht, als Scheiß-Türkin beschimpft wird, dann hat die Ideologie, für die die AfD steht, daran einen Anteil.“ Oder die von Frank Schmidt (Bürger für Hohenlimburg): „Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen so widerlichen Scheißdreck gelesen zu haben.“

Erinnerung an dunkelste Stunden

Von einem „menschenverachtenden Antrag“ war die Rede und von einem, „der an die dunkelsten Stunden der deutschen Geschichte“ erinnere. Mag man über die Wahl der Worte auch streiten: Ein dickes Lob ist fällig für die Geschlossenheit, mit der sich die demokratischen Ratsfraktionen positionierten.

Dass die AfD in derselben Sitzung einen Antrag gegen „Gendersprache“ in der Verwaltung damit begründete, dass diese Menschen mit Migrationshintergrund den Spracherwerb erschwere, spottet übrigens jeglicher Beschreibung.

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