Hagen-Hohenlimburg. Mit dem Gebaren auf seiner Facebook-Seite löst der Hohenlimburger Bezirksvertreter Andreas Rode Ermittlungen wegen Volksverhetzung aus.
Wenn ein Mandatsträger aus einem demokratisch gewählten Gremium der Stadt Hagen im Internet einen Beitrag likt, der die Unterbringung von Entscheidern und Machern in einem Vernichtungslager nach dem Vorbild von Treblinka suggeriert, schrillen die Alarmglocken.
So geschehen auf der Facebook-Seite des Hohenlimburger AfD-Vertreters Andreas Rode, der dort einen entsprechenden Kommentar zu einem der schockierendsten Tatorte der Nazi-Gräueltaten des Holocausts mit einem wohlmeinenden Herzchen-Smiley versieht. Für den Mann, der in diesem Jahr seinen 61. Geburtstag feiert und in Hohenlimburg sich weitgehend unter dem Wahrnehmungsradar bewegt, eine „Unachtsamkeit, die mich in völlig falsches Licht gesetzt hat“.
Für die Hagener Staatsanwaltschaft sowie den Staatsschutz der Hagener Polizei hingegen Grund genug, ein Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung einzuleiten – im Fall von Rode nach Recherchen der Stadtredaktion übrigens nicht zum ersten Mal.
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Was ist konkret geschehen? In der vergangenen Woche teilte der passionierte Motorradfahrer auf seiner mit Figuren aus dem Star-Wars-Universum wimmelnden Facebook-Seite eine sogenannte „Eilmeldung“ des Nachrichtenmagazins Focus. Darin wird vor dem Hintergrund der aktuell wieder steigenden Infektionszahlen über einen neuen Corona-Impfstoff aus dem Hause Biontech informiert.
Rode selbst, der angesichts seiner im Netz präsentierten Meinungsbeiträge der Thematik offenkundig eher distanziert-kritisch gegenübersteht, begleitete diesen Post neben einem Augenzwinker-Emoji mit dem Satz: „Es geht wieder los, ich hoffe die richtigen machen wieder mit“. Der Aufruf provozierte prompt entsprechende Kommentare aus den anonymen Tiefen der Netz-Gemeinde.
Verstörender Kommentar
Besonders verstörend darunter ein Beitrag eines gewissen „Ree Yees“, der dort öffentlich sichtbar formuliert: „Die können mich ALLE am Arsch lecken mit Ihrer verlogenen Scheiße! Wenn ich könnte, wie ich würde/und wollte, wären all diese verlogenen sogenannten Mächtigen, die damit im Prinzip nur Kohle machen und wiedermals Angst für Dumme Menschen verbreiten wollen, schon längst im wieder eröffneten Treblinka!“
Gemeint ist jenes Vernichtungslager östlich von Warschau, in dem in den Jahren 1942 und 1943 etwa 800.000 bis 900.000 Menschen – vorzugsweise Juden aus Polen sowie Sinti und Roma – systematisch vergast wurden. Der Hohenlimburger AfD-Bezirksvertreter unterstützt diesen Beitrag, der immerhin die Wiedereinführung der nationalsozialistischen Massenmord-Praxis propagiert, mit einem putzigen Smiley-Emoji mit Herzchen im Arm.
Eine Bekundung, die sich durchaus inhaltlich in weitere politische Bekundungen auf dem Facebook-Profil einreiht. Denn Andreas Rode vervielfältigt dort ebenso offensiv bunte Bildchen, die seine Grünen- und CDU-Feindlichkeit dokumentieren und unterstützt obendrein gerne radikale Impfgegner-Wahrheiten. Zudem poussiert der Hohenlimburger Bürgervertreter dort auf Selfie-Fotos ganz offensiv mit dem Thüringer AfD-Faschisten Björn Höcke sowie dem Pax-Europa-Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger, der als islamkritischer Extremist mit seiner radikalen Bewegung weiterhin im Visier des Verfassungsschutzes steht.
„Ich bin schuldig, einen Emoji gesetzt zu haben, ohne den Kommentar ganz zu lesen.“
Ausdrückliche Distanzierung
Von der Stadtredaktion mit dem Vorgang konfrontiert, verweist der Hohenlimburger AfD-Mann – neben einer ausdrücklichen Distanzierung von den Inhalten – darauf, dass ihm gar nicht aufgefallen sei, „dass zu dieser Entgleisung des Nutzers ein Emoji von mir gesetzt wurde“. Er kenne den Verfasser des Kommentars auch gar nicht persönlich, sondern schätze ihn lediglich als Star-Wars-Sammler, dessen Beiträge er aus Verbundenheit und aus einer gewissen Routine heraus stets gerne mit Umarmungs-Emojis versehe. „Ich bin schuldig, einen Emoji gesetzt zu haben, ohne den Kommentar ganz zu lesen“, nimmt Rode in diesem konkreten Fall für sich in Anspruch. „Deshalb habe ich das nun gelöscht, da es absolut unangebracht ist“, bittet der Bezirksvertreter „aufrichtig um Entschuldigung für meine Unachtsamkeit“. Mit Blick auf die Anfrage der Stadtredaktion fügt Rode an: „Es tut mir sehr leid, wenn ich Sie wegen eines aus Versehen gesetzten Emoji in berechtige Aufruhr versetzt habe.“
„Widerlichkeiten solcher Art, wie sie dieser Kommentator schrieb, passen nicht zum Verhalten und Sprechen von Herrn Rode“, bricht derweil AfD-Ratsfraktionschef Michael Eiche nach einem klärenden Gespräch mit seinem langjährigen Parteifreund eine Lanze für den Hohenlimburger. Er habe sich auch nicht vorstellen können, dass dieser „hinter diesem schrecklichen Hasskommentar tatsächlich steht“.
Rode habe um Entschuldigung gebeten und die Sache vollumfänglich aufgeklärt. Zugleich stellt Eiche für die AfD in Hagen fest: „Der AfD-Kreisverband verurteilt solche Tiraden, wie sie dieser unbekannte Kommentator abgesetzt hat, auf das Schärfste.“ Vielmehr stehe seine Partei für die jüdischen Mitbürger regelmäßig auf der Straße.
Die Facebook-Seite von Andreas Rode präsentiert sich seit dem Wochenende klinisch gereinigt. Sämtliche Beiträge aus der Vergangenheit, Fotos und Videos sind zumindest aus den öffentlich einsehbaren Bereichen verschwunden – darunter der Beitrag zur Wiedereinführung der Nazi-Tötungsmaschinerie von Treblinka. „Die sozialen Medien sind sehr schnelllebig und verleiten oft dazu, allzu rasch hier und da ein Emoji oder einen Daumen-hoch zu platzieren. Ich werde zukünftig da aufmerksamer sein“, verspricht Rode.