Hagen. Neben der CDU gehören die Rechten zu den großen Gewinnern in Hagen. Für sie kommt das nicht überraschend. Und sie wollen mehr.
Die beiden deutschlandweiten Wahlsieger CDU und AfD haben in Hagen bei der Europawahl noch mal deutlich draufsatteln können und bessere Ergebnisse eingefahren als national. „Das freut uns und ist auch ein Zeichen für unsere gute Arbeit hier vor Ort und dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagt CDU-Kreisverbands-Chef Dennis Rehbein. Als deutlichen Fingerzeig Richtung Kommunalwahl in Hagen 2025 wertet Michael Eiche, Frontmann der AfD-Fraktion im Hagener Rat, das Ergebnis für seine Partei. In Hagen holt die CDU 29,1 Prozent der Stimmen. Es folgen: SPD (19,1 Prozent), AfD (17,6), Grüne (9,3), FDP (5,4) und BSW (5,4).
Mit dem starken CDU-Ergebnis war nach Wahlumfragen zu rechnen. Dass es in Hagen noch mal Richtung 28 Prozent ging, mag dennoch überraschen. „Wir haben ungefähr genau so viele Stimmen wie die drei Partein der Ampel gemeinsam bekommen und konnten unser Ergebnis im Vergleich zur letzten Wahl leicht verbessern“, freut sich Dennis Rehbein mit Blick auf das bundesweite Ergebnis. Doch auch er muss, wie alle anderen Kollegen etablierter Parteien, mit ansehen, wie die rechten Kräfte in Deutschland stärker werden.
AfD in Hagen einer der Wahlsieger
Auch oder vor allem in Hagen, einer der Städte, die bundesweit am stärksten mit den Folgen von Zuwanderung und dadurch auch entstehende Kriminalität zu tun hat. „Bei den Kamapgnen, die zuletzt gegen uns gelaufen sind, ist das starke Ergebnis fast noch ein Wunder“, sagt Michael Eiche, im Hagener Stadtrat Fraktions-Frontmann der AfD. Knapp 18 Prozent holt die AfD hier. Bei der letzten Landtagswahl fuhr die AfD hier bereits das zweistärkste Ergebnis im Land ein. „Wir haben schon im Vorfeld an unseren Ständen gemerkt, wie stark der Zuspruch ist. Wir haben da auch kaum noch Störer“, sagt Eiche. „Ich empfinde das als deutlichen Fingerzeig auch für die Kommunalwahl im nächsten Jahr, wofür wir schon bald die Aufstellung machen wollen. Ich gehe davon aus, dass die Wählermeinung so gefestigt ist, dass wir auch da ein ähnlich starkes Ergebnis bekommen werden.“
Er sehe kaum noch Konturen und Profile bei den etablierten Parteien. „Das kriegen wir auch regelmäßig gespiegelt. Es gibt auch viele, die in den vergangenen Jahren gesagt haben, sie würden das gut finden, was wir machen, aber wählen würden sie uns nicht. Das hat sich gedreht. Das ist ein ganz starker Tag für uns.“ Zwischenzeitlich sah es am Wahltag so aus, als könne die AfD sogar bei 23 oder 24 Prozent in Hagen landen, ehe vor allem die Auszählung der Briefwahl den Schnitt nach unten zog. „AfD-Wähler sind Urnengänger. Die machen seltener Briefwahl“, sagt Michael Eiche.
Ein gemeinsames Statement für die SPD Hagen gibt es vom Parteivorsitzenden Timo Schisanowski und dem Fraktionsvorsitzenden im Rat, Claus Rudel: „Bei den etablierten Parteien stechen die Verluste der Grünen hervor, die massiv an Zustimmung verloren haben. CDU, SPD und FDP bleiben stabil. AfD und das Bündnis Wagenknecht bilden zusammen rund ein Fünftel der Wählerstimmen, hier liegt für die etablierten Parteien also viel Potenzial um Unzufriedene wieder zurückzugewinnen.“
FDP freut sich über stabiles Ergebnis
Mit „stabil“ meint Rudel mit Blick auf Hagen einen SPD-Verlust von 3,5 Prozent mit Blick auf die Europawahl 2019. Während in dieser Gewinn- und Verlustrechnung die Grünen über neun Prozent verloren haben, konnten AfD und CDU in Hagen fast sechs bzw fünf Prozent zulegen.
„Entgegen der Prognosen haben wir mit unserer starken europäischen Spitzenkandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann und unserem jungen Hagener Kandidaten Davide Rizzuti das Ergebnis der letzten Europawahl fast halten können“, sagt der stellvertretende Kreisvorsitzende der FDP Lars Peter Hegenberg. „Wir streiten weiter für die Themen Wirtschaft, Sicherheit und Migration“, gibt sich die Kreisvorsitzende Katja Graf kämpferisch mit Blick auf das nächste Wahljahr. Die FDP, die in Hagen eine eigene Bundestagsabgeordente hat, holt hier nur schwache 5,21 Prozent.
Drastische Worte bei den Grünen
Drastische Worte wählt die Kreisvorsitzende der Grünen in Hagen, Alexandra Gerull: „Diese Wahl ist eine dunkle Stunde für die Demokratie in Deutschland. Egal, in welche Skandale sich die AfD und ihr Spitzenpersonal verstrickthaben: Trotz allem ist eine nichtdemokratische Partei auf den zweiten Platz einer demokratischen Wahl gewählt worden. Die Zahlen zeigen insbesondere für uns Grüne ein bitteres Ergebnis. Es ist uns weder im Bund noch hier vor Ort gelungen, den Wählern zu vermitteln, dass wir die Ängste angesichts der massiven Veränderungen, die es zu gestalten gibt, ernst nehmen und sozial gerechte Lösungen dafür zu schaffen versuchen. Gleichzeitig haben Hass und Hetze in einer Weise den Wahlkampf bestimmt, wie noch nie. Insbesondere in Hagen ist unser Verlust mit rund 10 Prozent gegenüber der letzten Europawahl groß, während jede fünfte Stimme in unserer Stadt - bei einer eher mauen Wahlbeteiligung - an die in Teilen rechtsextreme AfD geht. In manchen Wohnteilen und Wohngebieten in Hagen erreicht sie sogar Höchstwerte und lässt alle demokratischen Parteien hinter sich. Das ist ein schlimmes Zeichen für den Zusammenhalt in unserer Stadtgesellschaft.“
In der Tat punktet die AfD in manchen Gebieten derart stark, dass es fast verwundern mag. Zum Beispiel in Boele, wo sie in bestimmten Bereichen sogar 34 Prozent der Stimmen holt. Die Wahlbeteiligung lag kurz vor Auszählungsende bei rund 50 Prozent und damit bisser als bei der letzten Kommunalwahl, wo es nur 42 Prozent gewesen waren. Die Redaktion wird zeitnah die Stimmverteilung im Stadtgebiet analysieren und darüber berichten.