Hagen. Wo in der Stadt punktete die AfD? Wer verlor in welchen Vierteln Stimmen? Und wo sind Trends zu erkennen? Ein Blick auf Hagen.
Boele, Kabel, Eilpe, untere Selbecke, Haßley, das Hasper Zentrum, Westerbauer und der Quambusch, das Nahmertal und Oege sowie Oberhagen. An der Spitze aber die oft als Brennpunkt in den Fokus genommene Alleestraße mitten in Altenhagen. Das sind die Gebiete, in denen die AfD stadtweit - neben ihrem insgesamt guten Abschneiden - besonders herausragt und teilweise Werte zwischen 25 und 35 Prozent erreicht. Am Beispiel von Boele sagt der AfD-Fraktionsvorsitzende im Rat, Michael Eiche: „Das wundert mich nicht. Boele ist zwar immer in CDU-Hand gewesen. Aber: Das ist auch ein Bereich, in dem die Menschen konservativ wählen.“ Und da läge es neben der CDU eben nah, sein Kreuzchen vielleicht auch bei der AfD zu machen.
Viele Wähler verloren
So ganz einfach ist es allerdings nicht. Denn zum einen ist die CDU beispielsweise in den Bereichen Boele immer noch sehr stark unterwegs - mit teilweise 40 Prozent der erreichten Stimmen. Zum anderen ist die „konservative“ Nähe nicht der ausschlaggebende Faktor, wenn man sich Daten des Wahlforschungsinstituts Infratest Dimap anschaut, das für die ARD die Zu- und Abströme von Wählern zwischen den Parteien erfasst. Bundesweit hat die CDU demnach 570.000 Wähler an die AfD verloren. Die SPD genau den gleichen Wert. Im Mikrokosmos Hagen kann man das beobachten. Unter anderem in Teilen Haspes, wo die AfD zugelegt und die SPD - die dort für gewöhnlich stark ist - verloren hat.
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Der große Faktor Nicht-Wähler
Den meisten Anteil der Stimmen haben CDU und SPD laut Infratest aber an Nichtwähler in Deutschland verloren. 1,3 Millionen bei der CDU, 2,5 Millionen sogar bei der SPD. Nur 160.000 bei der AfD. Genau dieser Punkt ist groß in Hagen, wo rund 50.000 Wahlberechtigte einfach gar nicht wählen gegangen sind und die Wahlbeteiligung es gerade mal knapp über die 55 Prozent schafft. Es gibt Bezirke in Hagen, da geht nur noch jeder fünfte Wahlberechtigte wählen. In Altenhagen oder am Wilhelmsplatz. Jeder Vierte in Haspe, Oege und Eppenhausen. Jeder Dritte am Ischeland, in Hohenlimburg und auf Haßley. Die besten Beteiligungen - und die liegen überhaupt „nur bei 44 bis 46 Prozent“ gibt es in Berchum, Boelerheide, Alt-Emst, Fley und am Höing. Dass die Wahlbeteiligung über die 50-Prozent-Marke gesprungen ist, ist der hohen Briefwahlbeteiligung zu verdanken.
Der Verlust der Grünen
Der Wahlsieger CDU räumte vor allem im Norden der Stadt gut ab. Die SPD hat ihren stärksten Bezirk in Elsey mit 24,7 Prozent und schafft es in Wehringhausen knapp in die zweistelligen Werte. Die Grünen - einer der Verlierer der Wahl - krebsen oft mit einstelligen Prozentwerten durch die Stadt. Nennenswert sind noch ihre „guten“ Zahlen am Stadtgarten, in der Minervastraße oder in Delstern. Aber: Hier sind es noch 15 Prozent. Kein Vergleich mehr zur starken Europawahl 2019.
Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), dem in der vergangenen Woche noch die beiden Ex-Genossen Mark Krippner und Fuat Aker beigetreten waren, konnte - dafür, dass es erst seit Januar besteht - Wirkungstreffer in der Stadt setzen. 16 Prozent an der Wehringhauser Straße, 13 am Wilhelmsplatz und immer noch sieben Prozent im Fleyerviertel, in Elsey und am Boloh. Knapp 11 Prozent in der Mozartstraße in Hohenlimburg. Ein möglicher Krippner-Effekt im Lokalen. Es würde sich decken mit den Wählerwander-Daten von Infratest: Die meisten Wähler hat BSW von der SPD abgesaugt. 580.000 nämlich. Und 470.000 von den Linken, was das gute Abschneiden in Teilen Wehringhausens erklärt, wo die Linken immer nennenswerte Ergebnisse erzielen konnten.